Punktloses Wochenende für den Berliner Profifußball

Eines hatten die beiden Berliner Profis gemeinsam, sie belohnten sich nicht für einen beherzten Auftritt in der Fremde. Schlussendlich, um hier ein Lieblingswort eines Ex-Union-Trainers zu benutzen, gab es knappe Niederlagen und somit eine Null in der Punkteausbeute.

Der 1. FC Union war am Freitagabend, 06.12.2024 mehr als nur einen Punkt nahe. Die bisher so heimstarken Stuttgarter hatten mit den Eisernen mehr Mühe als erwartet. Sie mussten einen Rückstand von zwei Toren wettmachen. Den K.-o.-Schlag verpassten sich die Eisernen selbst, ein Missverständnis oder ein Blackout des Torhüters, egal, der VfB gewann das Spiel am Ende glücklich mit 3:2. Es war ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit dabei. Beim Führungstreffer der Unioner sah Stuttgarts Keeper alles andere als gut aus.

Sie müssen aufpassen, der letzte Sieg ist schon eine ganze Weile her, am 7. Spieltag, am 20.10.2024 der Auswärtssieg beim Aufsteiger in Kiel. Seitdem folgten sieben sieglose Spiele, die Serie sollte am kommenden Spieltag unterbrochen werden können. Die in der laufenden Saison als Einzige noch sieglosen Bochumer treten am 14.12.2024 in der Wuhlheide an. Laut Torverhältnis stellt der VfL die schwächste Abwehr und den schlechtesten Sturm. Allerdings ist der Angriff der Eisernen nicht viel besser. Da wehte bislang nur ein laues Lüftchen, 12 Treffer bei 13 Spielen, das haben sie sich wohl anders vorgestellt. Mangelt es da an Qualität oder vorübergehende Ladehemmung?

In der Abwehr dagegen erreichen die Unioner Spitzenwerte der Liga. Die lediglich 14 Gegentreffer sind, gemeinsam mit RB Leipzig, der zweitbeste Wert der Liga.

Die Abwehr ist allerdings ein Problem des Zweitligisten aus Charlottenburg. In 15 Begegnungen haben die Blau-Weißen bereits 25 Mal den Gegner jubeln lassen. Dagegen sind die 26 Treffer ins gegnerische Netz durchaus beachtenswert. In Fürth, im Stadtteil Ronhof, stand es am Ende 1:2. Ein Punkt wäre gerecht gewesen. Das Matchglück hatten die Kleeblätter, ein verunglückter Fallrückzieher mutierte zur Torvorlage und die verbleibende Spielzeit reichte, trotz Überzahl, nicht mehr, um wenigstens auszugleichen.

Eine Woche zum Vergessen für die Alte Dame, erst unglücklich im Pokal ausgeschieden und jetzt alle Punkte beim Gegner gelassen. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, da ist nach wie vor eine Menge möglich. Der aktuelle Tabellenführer hat nur sechs Punkte mehr. Der nächste Kontrahent im Olympiastadion heißt Preußen Münster. Hertha ist eindeutig der Favorit, ja wenn da nicht die unerklärliche Heimschwäche wäre. Nur zwei Spiele von sieben gingen siegreich für die Mannschaft von Christian Fiel aus. Es wird Zeit, den Bock weiter umzustoßen.

Hans-Peter Becker

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Berliner Profifußball – keine Aufbesserung des Punktekontos

Die für die beiden Berliner Profifußballer konnten an diesem Wochenende zu ihren Grundhältern keine Sieg-, ja nicht einmal eine Punktprämie hinzufügen. In der Bundesliga verlor am 5. Spieltag, Samstag, 28.09.2024 der 1. FC Union unglücklich in der Nachspielzeit mit 0:1. Die über 90 Spielminuten zuvor waren alles andere als Fußball vom Feinsten. Eine äußerst zähe Angelegenheit, zerfahren und wenig konstruktiver Fußball und wenn bei den wenigen Torgelegenheit das Zielwasser in der Kabine gelassen wurde, kommt so etwas dabei heraus. Der eingewechselte Yorbe Vertessen hätte für eine Gehaltsaufbesserung sorgen können. Er traf nur den Pfosten, ja,ja erst kein Glück und dann kam Pech dazu. Inzwischen hat er 18 Bundesligaspiele für die Eisernen absolviert und im Ganzen dreimal getroffen. Dann kam es, wie es kommen musste, die Gladbacher Borussia konnte den Ball versenken. Oh man, ein dreckiger Sieg, aber dafür muss sich keiner im Fußball schämen. Die bisher ungeschlagenen Wuhlheider hat es nun auch erwischt, nach einem Spiel mit leeren Händen dazustehen. Ein Pünktchen wäre mehr als drin gewesen.

Viel schlechter machten es die Ortsrivalen einen Tag später in der zweithöchsten Spielklasse. Nach einer ansprechenden Leistung, mit dem Sieg in Nürnberg, hofften die “Alte Dame” auf eine nun beginnende Siegesserie. Die Elversberger schienen da gerade recht zu kommen. Ein gut gefülltes Olympiastadion hätte sein Übriges getan. Für alle Herthaner wurde es ein gebrauchter Tag. Die 1:4 Niederlage wurde zwar unglücklich eingeleitet, war dann leider in der Gesamtbetrachtung verdient. Derry Scherhant leitete mit seinem Foul im Strafraum, unmittelbar nach Spielbeginn, die Niederlage ein. Der fällige Strafstoß saß. Was dann folgte, war aus Hertha-Sicht schlicht indiskutabel. Es lief nichts zusammen, ein Fehlpass Festival, kaum geordneter Spielaufbau, ein Hertha Spiel zum Vergessen. Der SV Elversberg ist jetzt im „Oli“ wohl endgültig zum Angstgegner mutiert. Zu erwähnen sei hier noch die beachtliche Zuschauerzahl von 43.123.

Für beide gilt, das nächste Spiel kommt bestimmt und aus Niederlagen soll ja schließlich am besten gelernt werden können. Union hat Dortmund vor der Brust und Hertha darf auf den Gelsenberg. Auswärts lief es ja für die “Alte Dame” bedeutend besser.

Hans-Peter Becker

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Maximale Ausbeute für die Berliner Proficlubs

Hintereinander jeweils drei Punkte holten am Samstag, 21.09.2024 Berlins Profifußballer. Hertha gewann in Nürnberg mit 2:0 und bot eine reife Leistung. Dass Hertha-Trainer Christian Fiel alles andere als einen freundlichen Empfang an einstiger Wirkungsstätte hatte, bei der Leistung seiner Mannschaft wird ihn das wenig interessiert haben. Es gab am Auftritt der Hertha, vor über 36.000 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion, fast nichts zu meckern. Nur hätten die Berliner den Sack früher zu binden müssen, so blieb es, weil die Chancenverwertung keinen Bestwert erreichte, bis in die Schlussphase spannend. Erst in der letzten Spielminute beseitigte Palko Dardai alle Zweifel. Das hätte auch ins Auge gehen können. Ein 1:1 wäre eine gefühlte Niederlage gewesen. Jetzt hoffen sie auf eine kleine Serie. Der nächste Gegner im Olympiastadion ist der SV Elversberg und dann geht es in die Arena nach Gelsenkirchen. Was hat sich S04 den da geleistet, eine 3:0 Führung vergeigt und anschließend wurde der Trainer vom Hof gejagt. Mal sehen, wie es weitergeht. Ältere Hertha-Fans dürften ein kleines Lächeln übrig gehabt haben.

Auf Schalke kriselt es und eine Klasse höher trifft das auf die TSG Hoffenheim zu. Neues Spiel, neues Glück, sagten sie sich vor der Reise nach Berlin in stimmungsvolle Wuhlheide. Der frühe Doppelschlag der Eisernen ließ zunächst schlimmes für die Gäste befürchten. In der Folge schluderten die Unioner mit ihren Chancen, dafür stand die Abwehr um so besser. Das Anschlusstor durch den Ex-Unioner Marius Bülter, sowie die Einwechselung des Ex-Herthaners Haris Tabakovic änderten nichts am verdienten Dreier. Union baut die gute Startphase weiter aus und gehört neben dem FC Bayern und RB Leipzig zu den Mannschaften, die bislang noch keine Niederlage hinnehmen mussten. Am nächsten Spieltag geht es auf den Böckelberg, nicht ganz, das alte Stadion wurde ja 2006 abgerissen, dann eben in den Borussia-Park nach Mönchengladbach. Eine Mannschaft auch erst, wie die Hoffenheimer, drei Punkte geholt haben.

Hans-Peter Becker

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Flügellahme Hertha verliert zum Saisonauftakt

Bei bestem Fußballwetter hatten sich 48.591 Zahlende bei der „Alten Dame“ eingefunden und waren bereit für einen hoffentlich furiosen Saisonstart. Leider erwies die „Alte Dame“ über weite Strecken des Spiels ihrem Namen zu viel der Ehre.

Grund zur Freude hatten nur die aus Paderborn angereisten Schlachtenbummler. In der Pressekonferenz nach dem Spiel war der neue Hertha Trainer Christian Fiel etwas ratlos. Er hatte das Gefühl, die Mannschaft brannte darauf, dass es endlich losgeht. Der Beginn des Spiels war ordentlich, die Hertha um Ballbesitz und Spielkontrolle bemüht. Die Handschrift des neuen Trainers zumindest in Ansätzen erkennbar. Forciertes Spiel über die Flügelstürmer, Hertha-Trainer Fiel bevorzugt ein 4-3-3 System und da beginnen bereits die Probleme. In der Anfangsformation waren Marten Winkler auf dem rechten Flügel und Palko Dardai, als Reese-Ersatz, auf der linken Seite aufgeboten. Das funktionierte nicht. Palko Dardai, der eigentlich im rechten Mittelfeld zu Hause ist, kam mit der ihm zugewiesenen Rolle nicht zurecht und blieb wirkungslos. Er wurde in der 55. Minute durch Derry Scherhant ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt lag die Hertha bereits mit 0:2 hinten.

Ja, hätte Harris Tabakovic in der 26. Minute den Abwehrbock der Paderborner Hintermannschaft genutzt. Leider traf er nur den Pfosten. Klar heraus gespielte Torchancen waren Mangelware auf beiden. Der Paderborner Torwart hatte nicht allzu viel zu tun. Er musste lediglich in 72. Minute hinter sich greifen, eine tolle Einzelleistung von Ibrahim Maza, visierte aus 16 m Entfernung das Tor an und ließ Pelle Boevink keine Chance der Abwehr. Zuvor, in der 67. Minute, hatte der Hertha-Trainer durch die Einwechselungen von Neuzugang Luca Schuler und Michal Karbownik das Spielsystem auf ein 4-4-2 umgestellt. Schuler kam für Winkler.

Die Niederlage bringt Hertha bereits in Zugzwang. Der nächste Gegner wartet auswärts beim HSV in Hamburg, unter Steffen Baumgart legten sie am 1. Spieltag beim Absteiger 1. FC Köln einen überzeugenden Auftritt hin.

Es war nicht alles schlecht bei der Hertha zum Saisonauftakt. Ein Lichtblick war Neuzugang Diego Demme der als zentraler Sechser, neben Maza und Torwart Tjark Ernst, eine ansprechende Leistung bot. So war es kein Zufall, dass Demme die Vorlage für den ersten Saisontreffer lieferte. Weitere hoffnungsvolle Ansätze waren zu erkennen, ein entwicklungsfähiger Kader steht zur Verfügung. Das Problem besteht darin, im Gegensatz zur vergangenen Saison bleibt keine Zeit, so schnellstmöglich müssen Punkte her. Hertha will nach der Saison die Liga nach oben verlassen. Was die Besetzung der Flügelstürmer betrifft, hier muss sich wohl Benjamin Weber nochmals auf dem Transfermarkt umschauen.

Hans-Peter Becker

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Hertha mit teurem Sieg – Union hat weiter Wachstumsschmerzen

Union muss sofort reagieren: Ruhnert und Fischer raus – Bobic und Schwarz holen, dann gibt es endlich wieder geile Derbys!“ – Dieses Zitat fand ich in einem Fan-Forum und Sie wissen ja, Humor ist es, wenn man trotzdem lacht. Am vergangenen Samstag, 28.10.2023 stellte Hertha seine beeindruckende Effizienz im Angriff unter Beweis und brachte gegen Paderborn einen 3:1 Sieg unter Dach und Fach. Gewinnen oder Verlieren, war bisher das Motto, ein Unentschieden hat es in dieser Saison für die „Alte Dame“ noch nicht gegeben. Das trifft auch auf den kommenden Gegner zu. Der FC Hansa Rostock hat seine beiden letzten Spiele um Punkte verloren. Jetzt kommt Hertha mit dem teuer erkauften Sieg. Abwehrchef Toni Leistner ist gesperrt und mit Bence Dardai ein weiterer Spieler auf der Verletztenliste. Zuvor kommt Bundesligist Mainz 05 zum Ko-Spiel im DFB-Pokal in das Olympiastadion. Die Mainzer haben einen Katastrophenstart hingelegt, zieren mit ganzen drei Punkten das Tabellenende und sind als einziger Club der Beletage des Profifußballs bisher ohne Sieg in der laufenden Saison. Ein Weiterkommen ist schwer, wäre finanziell lohnenswert.

Was ist mit dem 1. FC Union? Geht so schnell wie es nach oben ging, jetzt abwärts? Im Gegensatz zum Champions League Spiel gegen Neapel, war der Auftritt im Bremer Weserstadion richtig schlecht. Halbwegs okay war die Anfangsphase, allerdings mehr als eine Chance durch Kapitän Christopher Trimmel sprang dabei nicht heraus. Die zu Beginn nervös wirkenden Bremer bekamen das Spiel mehr und mehr in den Griff. Sie profitierten zudem von dem Kopfballtreffer durch Robin Knoche, der einen Bremer Freistoß in die eigenen Maschen beförderte. Ab der 60. Minute waren sie dezimiert, Rani Khedria verabschiedete sich mit glatt Rot aus diesem Spiel. Wieder kein Tor geschossen, seit über 270 Minuten jetzt den gegnerischen Torwart verschont. Blicken wir genau ein Jahr zurück, 9. Spieltag der Saison 2022/23, Union führte mit 20 Punkten die Tabelle an und die Hertha hatte sogar 2 Punkte mehr auf Konto als aktuell die Köpenicker.

Die Experten rätseln, was da los sein könnte. Eine Fußballmannschaft ist ein komplexes Gebilde, ein Gefüge muss sich einstellen auf und neben dem Platz. Die Neuen müssen in das Gefüge passen und da scheint bereits ein Problem zu liegen. Durch die Champions League Qualifikation wurde Personal in die Wuhlheide gelockt, das im Gegensatz zu den Vorjahren wohl schwerer in das Gefüge, sportlich und wohl auch finanziell, einzupassen ist. Mit Leonardo Bonucci wurde ein 121-facher Nationalspieler Italiens verpflichtet, was macht das mit den anderen Spielern, sollte er zudem über ein höheres Gehalt verfügen? Ähnliches könnte auf Robin Gosens und Lucas Tousart zutreffen.

Was zunächst wie eine kleine Delle in Form einer Ergebniskrise daher kam, entwickelte eine Eigendynamik. Die einstigen Tugenden, Kompaktheit und schier unermüdlicher Einsatzwille sind abhanden gekommen. Zwar gehört Union weiter zu den laufstärksten Mannschaften, aktuell nach Heidenheim und Hoffenheim, doch fehlt es an Präzision im Spielaufbau und bei den Abschlusshandlungen. Das 2:0 für Bremen durch Marvin Duksch war Weltklasse, bemerkenswert war aber auch die Inaktivität und Abstimmung der Abwehr.

Angesichts der Niederlagenserie ist es legitim, die Trainerfrage zu stellen. Zu jetzigen Zeitpunkt verbietet sich ein Wechsel. Bereits am Dienstag, 31.10.2023 wird im DFB-Pokal in Stuttgart beim VfB gespielt, dann kommt Eintracht Frankfurt und unter der Woche geht es in Neapel weiter. Bis zur nächsten Pause nach dem 11. Spieltag, ab dem 12.11.2023, hat sich die Lage entweder stabilisiert oder die Diskussionen werden weiter gehen. Urs Fischer hat viel für den Verein getan, er kann wohl nur selbst gehen.

Hans-Peter Becker

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Sieg und Niederlage für die Berliner Profimannschaften

Ist das jetzt eine Krise? Die Situation zumindest ungewohnt, wettbewerbsübergreifend kassierte der 1. FC Union die vierte Niederlage in Folge. Am 5. Spieltag der Bundesliga entführte die TSG Hoffenheim die Siegpunkte aus der Alten Försterei. Die TSG Hoffenheim wirkte abgeklärter und der Sieg war keinesfalls glücklich. Für den Verein aus dem Südwesten war es der Sieg Nummer Fünf hintereinander.

“In der ersten Halbzeit war es eine Nicht-Leistung – in der zweiten Halbzeit war es so, wie es eigentlich sein soll. Da hat die Mannschaft gezeigt, wozu sie fähig ist. Diese Bereitschaft haben wir im ersten Durchgang leider nicht an den Tag gelegt”, so Union-Cheftrainer Urs Fischer. Er fügte hinzu: “Auch solche Phasen gehören zur Entwicklung einer Mannschaft dazu, damit muss man umgehen können. Es wäre schön, wenn es immer nur bergauf gehen würde, aber manchmal muss man einen Schritt zurück gehen, um zwei nach vorne zu machen.”

Urs Fischer hat hier die richtigen Worte gefunden. Einer seiner Vorgänger im Amt des Union-Cheftrainers, Sascha Lewandowski, hatte in einem Pressegespräch mal geäußert, dass egal wie gut du ein Spiel planst, deine Möglichkeiten zu einem Matchplan zusammenfasst, am Ende gehört auch immer eine Portion Matchglück dazu. Dieses erwähnte Matchglück wollte sich an diesem Samstagnachmittag in dem wie immer vollbesetzten Stadion in der Wuhlheide einfach nicht einstellen. Die Steigerung in der zweiten Halbzeit war beachtlich. Fischer wechselte zur Halbzeit Brendan Aronson aus. Für ihn kam David Datro Fofana, der sichtlich mit seinen Dribblings für Belebung sorgte. Im Abschluss fehlte das Glück. In der 59. Minute hatte Kevin Behrens die Riesenchance auf den Anschlusstreffer. Er traf das leere Tor nicht, halt fehlendes Matchglück. Alles andere als glücklich agierte Leonardo Bonucci, er wurde in der 81. Minute ausgewechselt.

Am nächsten Spieltag geht es zum Aufsteiger nach Hoffenheim, sollte auch das in die Hose gehen, darf von einer Krise gesprochen werden. Bis hierher ist noch nichts passiert.

Bei der Hertha darf man sich die Augen reiben, der erste Auswärtssieg war zugleich der Dritte in Folge. Sie wundern sich, warum es in Kiel wieder zwei so völlig unterschiedlich Halbzeiten gegeben hat. Was den Eisernen fehlte, in Kiel konnte sich Hertha über fehlendes Matchglück nicht beklagen. Pikant, ausgerechnet der Kieler Junge Fabian Reese, sorgte mit seinem erfolgreich verwandelten Elfer in der Nachspielzeit für die Entscheidung.

Hans-Peter Becker

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Hertha und der Saisonstart in der 2. Bundesliga

Die 2. Bundesliga nimmt am 28. Juli 2023 wieder den Spielbetrieb auf. Das Saisoneröffnungsspiel bestreiten am Freitagabend Absteiger Schalke 04 und der Hamburger SV. Die Arena auf Schalke wird sicherlich, trotz Urlaubszeit und so manchem Provisorium im Kader ausverkauft sein. Das Transferfenster schließt für die Teilnehmer an der 1. und 2. Bundesliga erst am 1. September. Bis dahin darf noch gekauft und verkauft werden. Ihre endgültige Kaderliste können die Vereine des Unterhauses also erst am 5. Spieltag vorlegen.

Für Hertha BSC trifft das im besonderen Maße zu. Der Absteiger befindet sich nach eigenem Bekunden noch immer auf dem Weg in die Intensivstation. Ein überteuerter Kader, leere Kassen und dazu ein aufgeblähter Bestand an Angestellten, die Verantwortungsträger sind wahrlich nicht zu beneiden. Mit hängen und würgen wurde nach dem Desaster, sportlich wie finanziell, die Lizenz erteilt, die Sorgen wurden nicht kleiner. Die Konkurrenz nutzt Herthas Notlage aus, so ist nun einmal das Geschäft. Bestes Beispiel ist hierfür der Wechsel von Lucas Tousart zu den Eisernen, die mit der kolportierten Sockelablöse von 3 bis 4 Millionen ein richtiges Schnäppchen gemacht haben dürften. Im Gegenzug ist das für Hertha riesiges Verlustgeschäft, Tousart war einst für 25 Millionen nach Berlin geholt worden. Hoffnung auf einen wärmeren Geldsegen besteht bei Dodi Lukebakio, aber wie gesagt, die Notlage, dabei brauchen sie dringend das Geld für weitere Neuverpflichtungen. Auf dem Wunschzettel steht mit Diego Demme ein Spieler, der aktuell Hertha finanziell überfordert.

Egal wie, es muss gespielt werden, der erste Gegner wartet am Samstag, 29.07.2023 in Düsseldorf. Die Fortuna ist nicht das, was als Laufkundschaft bezeichnet werden kann, eher im Gegenteil, sie werden als Geheimfavorit für den Aufstieg gehandelt.

Die sportliche Perspektive für die Hertha liegt nach aktuellem Stand im Unscharfen. Einer, der die 2. Liga sehr gut kennt, als ehemaliger Spieler und jetzt als TV-Experte für Sky, Torsten Mattuschka kann nur von der Wundertüte reden. Die Chancen für einen direkten Wiederaufstieg schätzt er bei maximal 45% ein. Selbst dieser Wert scheint sehr optimistisch zu sein. Die Vorbereitung lief nicht schlecht, zum Abschluss, die Generalprobe gegen den belgischen Erstligisten Standard Lüttich brachte ein beachtliches 1:1. Überzeugen konnte die Abwehr, die Probleme lagen im Spielaufbau. Es fehlte in beiden Halbzeiten, bei wechselndem Personal, eine ordnende Hand im Mittelfeld.

In der Abwehr ist Hertha bereits jetzt gut besetzt. Hier hat Neuzugang Toni Leistner in der Vorbereitung einen starken Eindruck hinterlassen. Er dürfte – vor allem als rechter Innenverteidiger – in der von Trainer Pal Dardai bevorzugten 4er-Abwehrkette einen Stammplatz sicher haben. Eine Baustelle ist dagegen die Torwartposition. Hier war Rückkehrer Marius Gersbeck als potenzielle Nummer Eins vorgesehen. Aktuell ist er suspendiert, bis der Vorfall im Trainingslager geklärt ist. Kommt er zurück oder muss sich Hertha nochmals umsehen? Im Kader steht mit Oliver Christensen noch der Torwart aus der letzten Bundesliga-Saison, hütete gegen Lüttich in der 1. Halbzeit den Kasten und hielt die Null, sein Gehalt soll gespart werden und auf die Ablöse ist man außerdem angewiesen. Sollte allerdings Gersbeck suspendiert bleiben, müsste entweder Christensen bleiben oder erneut nach einem erfahrenen Keeper gesucht werden. Alexander Schwolow spielt in den Planungen keine Rolle mehr, er soll Hertha in jedem Fall verlassen. Der talentierte Tjark Ernst würde zur Verfügung stehen, dahinter gibt keinen Ersatz, sollte er mal nicht einsatzfähig sein.

Das Mittelfeld, offensiv wie defensiv, ist die noch größte Baustelle, die ewige Frage auch hier wer bleibt, wer geht und kommt noch einer. Gegen Lüttich versuchten sich Pascal Klemens (eigentlich Innenverteidiger) und Marton Dardai auf der Doppelsechs.

Am Montag, 24.07.2023, meldete der Kicker, dass Palko Dardai (der älteste Trainer-Sohn) nach Berlin zurückkehrt. Somit ist der Name Dardai bei der Hertha wieder viermal vertreten. Palko Dardai ist ein Offensiv-Allrounder und spielte zuletzt in der ungarischen Liga.

Jetzt wird es ernst für die schwer angeschlagene „Alte Dame“ und vielleicht verläuft der Start ja besser als gedacht. Die gezeigten Leistungen in der Vorbereitung, hier ist vorrangig das disziplinierte und kompakte Auftreten zu loben, geben Anlass optimistisch zu sein. Zudem könnte es hilfreich sein, dass Hertha nicht zu den großen Favoriten gehört.

Hans-Peter Becker

Berliner Proficlubs in Nachbarschaftshilfe

So langsam beginnt die crunch time der Bundesliga-Saison. Da drückt selbst der fanatischste Anhänger, wenn es sich ergibt, dem sonst ungeliebten Rivalen mal fest die Daumen. Das dürfte bei den Eisernen und Herthanern am 26. Spieltag der Saison 2022/23 der Fall gewesen sein. Bei den Blau-Weißen hat es mehr geholfen. Der 1. FC Union schickte den als Tabellenletzten angereisten VfB Stuttgart als solchen wieder zurück an den Neckar. Für die Stuttgarter ein böses Déjà-vu. Im Relegationsspiel 2019 wurde ihnen das vermeintliche Führungstor-Tor nach VAR-Einspruch aberkannt. Fast vier Jahre später passierte ihnen dasselbe. Eine mögliche 1:0 Führung fand nach Ansicht der TV-Bilder keine Anerkennung. So blieb es bis zur Halbzeitpause beim 0:0.

Zeitgleich spielte Hertha, über 800 Autobahnkilometer entfernt, im schicken, neuen Freiburger Fußballstadion und auch dort stand es zur Halbzeit 0:0.

In Berlin-Köpenick änderte sich die Situation grundlegend. Stuttgart hatte mehr Ballbesitz, bemühte sich aber vergeblich. Die Eisernen liefen mal wieder den Gegner in Grund und Boden und erwiesen sich als Meister der Effizienz. Es klingelte dreimal im Stuttgarter Gehäuse. Bruno Labbadia und die Seinen waren restlos bedient. Union-Cheftrainer Urs Fischer im Nachgang zum Spiel: “Im ersten Durchgang haben wir alles vermissen lassen, das war ein Spiel ohne Schärfe und ohne Tempo. Und bei den Möglichkeiten von Stuttgart hatten wir dann auch noch Glück. Nach dem Seitenwechsel ist die Mannschaft so aufgetreten, wie es sein sollte. Da meine ich nicht unbedingt die Tore, sondern die generelle Einstellung.“

Die zweite Halbzeit brachte im ausverkauften Stadion in Freiburg ebenso die erhofften Tore. Erst trafen die für eine Heimmannschaft etwas indisponierten Streich Schützlinge, doch die „Alte Dame“ bewies auswärts endlich mal come back Qualitäten und kämpfte weiter. Es gelang der Ausgleich zum 1:1, es war sogar der Sieg möglich, der nicht unverdient gewesen wäre. Der Punkt könnte sich noch als wertvoll erweisen. Da neben Stuttgart auch Schalke verloren hat, machten die blau-weißen Berliner sogar etwas Boden im Abstiegskampf gut.

Hans-Peter Becker

Sieg und Niederlage im Berliner Profifußball

Spieltage, an denen die Eisernen verlieren und Hertha gewinnt, sind selten in dieser Saison. Erst zweimal in dieser Spielzeit war das der Fall, am 15. Spieltag und eben am gerade absolvierten 22. Spieltag. Die „Alte Dame“ verschaffte sich etwas Luft im Abstiegskampf und wiederholte das Hinspielergebnis. Mit einer 0:2 Niederlage wurde der FC Augsburg nach Bayern zurückgeschickt. Über die Qualität des Geschehens auf dem Rasen, vor allem in der ersten Halbzeit, legen wir lieber den Mantel des Schweigens. Nach der Pause fielen die so wichtigen Tore durch Marco Richter und Dodi Lukebakio. Die über 40.000 Zuschauer wurden alles andere als mit Fußballkunst verwöhnt, schlussendlich wurden sie mit dem Sieg entschädigt. Hertha verlässt damit die Abstiegsränge. Wie bitter nötig dieser Sieg war, zeigt ein Blick in den Tabellenkeller. Der Tabellenletzte ist nur mit vier Punkten Rückstand entfernt, die Entscheidung, wer bleiben darf oder gehen fällt wohl erst an den drei letzten Spieltagen. Spätestens am 27. Mai gibt Gewissheit, bis dahin müssen weiter fleißig Punkte gesammelt werden.

Die Eisernen reisten zum Spitzenspiel nach München, waren mit den Bayern punktgleich und bekamen deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. Chef-Trainer Urs Fischer: “Das war deutlich und ich glaube auch in der Höhe verdient. Bayern war heute zwei bis drei Klassen besser. Besonders die Tore zum 0:2 und 0:3 ärgern mich ein wenig, da waren wir nicht zwingend genug. Ansonsten gehen wir mit einem 0:1 in die Pause und können nach dem Seitenwechsel vielleicht etwas holen. Durchgang zwei konnten wir zumindest ausgeglichen gestalten. Meine Jungs haben in den letzten Wochen viel Gutes geleistet, da kann man jetzt auch mal eine Niederlage akzeptieren.” Alles andere, als diese deutliche Niederlage wäre überraschend gewesen. Man spielt auch mal über seinen Möglichkeiten und es ist nicht alle Tage Sonntag. Wenn es am Ende wieder ein Platz unter den ersten Sechs der Tabelle wird, haben sie viel erreicht. Zudem sind sie ja noch zwei weiteren Wettbewerben vertreten und haben im Gegensatz zum Stadtrivalen den Klassenerhalt längst gesichert.

Hans-Peter Becker

Den Dortmundern ebenbürtig, aber 1:4 verloren

Nach dem 21. Spieltag sieht es alles andere, nur nicht gut für Hertha BSC aus. Tabellenvorletzter, abstiegsgefährdet, mit nur 17 Punkten auf dem Konto. Der Letzte, Schalke 04, erkämpft sich beim Tabellendritten, dem 1. FC Union, das vierte 0:0 in Folge. Immerhin ein Pünktchen und rückt damit etwas näher an Hertha BSC ran. Trotzdem, zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Es sind 4 Punkte Abstand zum Vorletzten und 6 Punkte zum Relegationsplatz. Es sind noch 13 Spiele auszutragen. Auch Hertha ist noch nicht abgestiegen! Bis zum eventuell rettenden Ufer sind es 2 Punkte. Und trotz der Niederlage in Dortmund gab es viel Lob, was den Einsatz und die Spielweise betrifft. Sogar acht Kilometer mehr gelaufen als der Gegner, mehr Torschüsse als die Dortmunder, 12 : 15, dennoch 1:4 verloren. Wie ärgerlich, der Letzte spielte wieder torlos, holte auswärts einen Punkt, der Hertha bleibt nur das Lob. Mal sehen, was sich Hertha dafür kaufen kann. Trainer Sandro Schwarz weiter viel Arbeit haben.

Chefredakteur Christian Zschiedrich

Wir können wohl festhalten: Hertha ist spielerisch besser als Schalke, spielt den sehenswerteren Fußball. Nach dem 1:2 Anschlusstreffer erspielten sich die Blau-Weißen weitere Tormöglichkeiten. Dortmund kam mittels Standard, Freistoß Reus, zum 3:1. An der Effektivität muss unbedingt weiter gefeilt werden. Ich wiederhole mich: Noch sind sie nicht abgestiegen.

Der kommende 22. Spieltag hat es in sich. Hertha empfängt die zuletzt siegreichen Augsburger. Es ist ein sogenanntes 6-Punkte-Spiel, ein Wegweiser.

Der Berliner Weg, mit dem eigenen Nachwuchs, Marton Dardai, Derry Scherhant, Jessic Ngankam ist richtig und unterstützenswert. Zumal das Geld für teure Stars fehlt. Aus der Not muss eine Tugend gemacht werden. Die Stimmung im Verein und im blau-weißen Berlin wird bestimmt durch die sportliche Leistung. Nur der Erfolg kann der Alten Dame wieder auf die Beine helfen. Nicht „Big City Club“, man wäre froh, sich wieder als solider Vertreter aus dem Bundesliga-Mittelfeld präsentieren zu können.

Christian Zschiedrich