Viertelfinal-Aus und Schiedsrichter Anthony Taylor

Ein Ende ist nicht immer schön, meist tragisch und hässlich. Das Halbfinale findet ohne deutsche Beteiligung statt. Am Freitagabend, 5. Juli 2024 ging für die deutsche Fußballnationalmannschaft der Traum von einem neuen Sommermärchen zu Ende. Mikel Merino Zazón, offensiver Mittelfeldspieler, brachte seine Körpergröße von 1,89 m in Stellung und wuchtete, völlig blank im deutschen Strafraum, den Ball per Kopf ins Tor, die Vorarbeit leistete Dani Olmo. Antonio Rüdiger verlor ihn für einen, leider alles entscheidenden, Moment aus den Augen. Es geschah in der 119. Minute der Verlängerung, die verbleibende Zeit reichte nicht, Abpfiff durch Schiedsrichter Anthony Taylor. Spanien jubelte und Deutschland war traurig. Eine große Fußballkarriere ging zu Ende. Toni Kroos hatte zum letzten Mal als professioneller Kicker seine Töppen geschnürt. Das ausgerechnet eine Niederlage gegen Spanien, seine Wahlheimat und das Land, wo er sich zur Weltklasse entwickelte, das Stoppzeichen setzte, ist eine andere Geschichte.

In der Nachbetrachtung des Spiels wird der Schiedsrichter immer eine Rolle spielen. Es ist ja immer am besten, wenn der Name des Spielleiters aus der Erinnerung verschwindet, nur für die Statistik von Interesse bleibt. Das Viertelfinalspiel zwischen Spanien und Deutschland wird in vielen Zusammenhängen mit dem Schiedsrichter Taylor im Gedächtnis bleiben. Dass die Deutschen das Spiel verloren haben, ist nicht seine Schuld. Wer so etwas behauptet, hat schlicht keine Ahnung.

Es lief die 106. Spielminute, Verlängerung, Marc Cucurella, Spaniens linker Außenverteidiger bekommt den Ball an den linken Arm und das im eigenen Strafraum. Hand rief das Stadionrund und sofort die Gesten der Spieler im deutschen Trikot in Richtung Schiedsrichter. Der zog die Schulter hoch und legte die Arme eng an den Körper und war sich seiner Entscheidung sicher, kein strafbares Handspiel. Vor dem Fernseher war der Autor überzeugt, gleich kommt der Kontakt mit dem VAR, das mit den Händen gezeichnete Viereck und der fällige Strafstoß.

Schauen wir uns die entsprechende Regel mal im Wortlaut an:

„Für die Beurteilung von Handspielvergehen gilt, dass die Grenze zwischen Schulter und Arm (bei angelegtem Arm) unten an der Achselhöhle verläuft. Nicht jede Ballberührung eines Spielers mit der Hand/dem Arm ist ein Vergehen.

Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler:

  • den Ball absichtlich mit der Hand/dem Arm berührt (z.B. durch eine Bewegung der Hand/des Arms zum Ball)
  • den Ball mit der Hand/dem Arm berührt und seinen Körper dabei aufgrund der Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrößert. Eine unnatürliche Vergrößerung des Körpers liegt vor, wenn die Hand-/Armhaltung weder die Folge einer natürlichen Körperbewegung des Spielers in der jeweiligen Situation ist noch mit dieser Körperbewegung gerechtfertigt werden kann. Mit einer solchen Hand-/Armhaltung geht der Spieler das Risiko ein, dass der Ball an seine Hand/seinen Arm springt und er dafür bestraft wird.
  • ins gegnerische Tor trifft: direkt mit der Hand/dem Arm (auch wenn dies versehentlich geschieht) oder unmittelbar, nachdem er den Ball mit der Hand/dem Arm berührt hat (auch wenn dies versehentlich geschieht)“ (zitiert aus dem Regelbuch des International Football Association Boards (IFAB)

Es gibt hier einen Ermessensspielraum für den Schiedsrichter und so lag vom Verteidiger kein absichtliches Handspiel vor. War das wirklich so eindeutig? Eine ähnliche Szene im Achtelfinale gegen Dänemark wurde anders bewertet. Zudem wäre es zur Überprüfung einer möglichen Abseitsstellung gekommen. Niclas Füllkrug, der den Ball für Jamal Musiala servierte, könnte bei der Ballannahme knapp im Abseits gestanden haben, dann wäre der Handelfmeter obsolet geworden. Mein Fazit, entschuldigen muss sich Herr Taylor nicht, es sollte vielmehr über die Regel zum Handspiel weiter nachgedacht werden. Sie ist aktuell so verwirrend, wie das deutsche Steuerrecht. Ob der ausgebliebene Elfmeterpfiff das Spiel zugunsten der Deutschen gedreht hätte, ist nicht sicher.

Nehmen wir das Positive, es stand da eine Mannschaft auf dem Platz, einer kämpfte für den anderen. Eine Überraschung war im Bereich des Möglichen. In zwei Jahren steht das nächste Turnier an. Und bis dahin entwickelt sich vielleicht der eine oder andere Verteidiger noch zu internationaler Klasse.

Hans-Peter Becker

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Finale mit Licht und Schatten: Füchse verlieren letztes Heimspiel der Saison

Füchse Berlin – Bergischer HC 06 (16:15) 29:30

Jubel, Glückwünsche, Emotionen. Von allem gab es am Donnerstagabend reichlich zum Abschluss der Handball-Saison im „Fuchsbau“ Max-Schmeling-Halle. Vor dem abschließenden Bundesliga-Spiel gegen den Bergischen HC wurden die A- und B-Jugend von den 8518 Zuschauer für ihre deutschen Meistertitel gefeiert. Zwar ist der Füchse-Nachwuchs traditionell sehr erfolgreich. Die „Doppel-Meisterschaft konnte jedoch erst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte gefeiert werden. Nach der Partie wurden, wie üblich zum Saison-Kehraus vor heimischem Publikum, vier Spieler verabschiedet – Torhüter Viktor Kireev, Kreisspieler Jann Keno Jakobs und die zwei „Urgesteine“ Abwehrhüne Marko Kopljar (38) und Rechtsaußen Hans Lindberg. Besonders bei der Zeromonie für den fast 43-jährigen Dänen konnte sich mancher Zuschauer ein Tränchen nicht verdrücken. Vereinspräsident Frank Steffel nannte Lindberg eine lebende Vereins-Legende. Zwei Zahlen untermauern diese Feststellung. Am Sonntag, 02.06.2024, im letzten Spiel der Saison, wird Hans Lindberg, der acht Jahre das Trikot des Hauptstadt-Klubs trug, sein 500. Spiel für die Füchse bestreiten. Als Erster der ewigen Torschützenliste der Bundesliga (Stand derzeit: 3107 Tore – davon 495 Siebenmeter) wird er wohl lange Zeit, vielleicht sogar niemals übertroffen werden.

Zwischen den großartigen Jubelmomenten gab es noch 60 Minuten Bundesliga-Handball und eine 29:30-Niederlage der Berliner gegen den Tabellen-Vorletzten und wahrscheinlichen Absteiger BHC. Den Hausherren, die am Wochenende das European-Finale gegen Flensburg-Handewitt verloren hatten, war die lange, kräfteverschleißende Saison anzumerken. Ein Großteil der Spieler ging auf der „letzten Rille“. Ein Beispiel dafür: Lasse Andersson. Sonst von der Königsposition Halblinks einer der torgefährlichsten Füchse-Spieler, hatte am Ende einen Treffer, aber neun Fehlwürfe auf seinem Konto.

Die Tatsache, dass der zweite Platz und damit die Qualifikation den Füchsen nicht mehr zu nehmen war, mag zum verhaltenen, oft mit Unkonzentriertheiten gespickten Auftritt einiger Akteure beigetragen haben. Dass es auch anders geht, zeigt neben Mathias Gidsel und Mijajlo Marsenic auch Hans Lindberg, der vom Punkt und aus dem Spiel heraus acht Tore warf. Die einzige, vermeidbare Heimniederlage der Saison ist ein unschöner Fleck auf der „Füchse-Weste“. Das fand auch Trainer Jaron Siewert: …“Bin ich natürlich sehr enttäuscht, dass wir dieses Ziel zu Hause ungeschlagen zu bleiben, leichtfertig aus der Hand gegeben haben.“ Das abschließende Saisonspiel bestreiten die Berliner am Sonntag beim Thüringer SV in Eisenach.

Für die Füchse erfolgreich: Wiede (1), Darj (1), Tollbring, Andersson (1), Lichtlein (1), Lindberg (8/5), Gidsel (8), Freihöfer (1), Langhoff (1), av Teigum, Kopljar, Jacobs, Marsenic (7)

Herbert Schalling

© Foto: Füchse Berlin

Meisterfeier am Sonntag?

Das Best of Five-Finale um die 103. Deutsche Meisterschaft der Wasserball-Meisterschaft der Männer zwischen den Wasserfreunden Spandau 04 und Waspo 98 Hannover begann als Finale furioso. Im Freibecken des Volksbades Limmer in Hannover gewannen die Wasserfreunde aus der Hauptstadt nach 9:9 regulärer Spielzeit, im folgenden Fünfmeter-Werfen (5:3) mit dem Endresultat von 14:12. Noch 42 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit erzielte Marek Tkac den Führungstreffer zum 9:8 für Spandau. Bei dieser Aktion wurde er so schwer am Auge verletzt, dass er nicht mehr weiterspielen konnte und in einem Krankenhaus in Hannover versorgt werden musste. Der Ausgleich für Hannover viel 26 Sekunden vor dem Ende durch einen Strafwurf.

Durch diesen Sieg erzielten die Berliner die 1:0-Führung in der Meister-Serie. Den Schlusspunkt zum Auswärtssieg setzte dabei ausgerechnet Denis Streletzkij, der in der nächsten Saison die Kappe der Niedersachsen tragen wird. Nach wechselnden Führungen lag Spandau seit Anfang des dritten Viertels (5:4) bis auf zwei Remis-Zwischenstände in der Crunch-Time der Partie im vierten Abschnitt (8:8, 9:9) meist in Front. Das 26 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit erzielte Waspo-Unentschieden zum 9:9 verlängerte jedoch die Spandauer Wartezeit auf den Auftakterfolg.

Als aber gleich der erste der fünf Waspo-Schützen Marin Tomasovic‘ Treffer nicht ausgleichen konnte und Andrei Prioteasa das 11:9 folgen ließ, lag das Momentum und der Vorteil bei den 04ern. Im Fortgang trafen alle fünf Berliner und brachten den psychologisch wichtigen Sieg nach Hause. Nun ist die Verteidigung des im Vorjahr mit einer 3:0-Serie (auch mit zwei Siegen im 5m-Werfen) errungenen Titels bereits am Wochenende möglich. Beide Partien finden in der Schöneberger Schwimmhalle statt. Ginge eine davon verloren, fände Match Nummer 4 am Mittwoch darauf in Hannover statt und nur bei einem 2:2 würde ein fünftes Spiel am 8. Juni wieder in Berlin folgen. „Eine Meisterfeier im heimischen Becken ist natürlich das Wunschszenario, aber das ist momentan nur ein ganz leiser Wunschgedanke. Wir tun gut daran, jedes Match mit voller Konzentration und Fokussierung anzugehen – alles andere kann folgen, wenn das jeweilige Zwischenziel abgehakt ist“, sagt Präsident Hagen Stamm.

In allen sieben Finalserien seit 2017 wurde der Gewinner des Startspiels auch Meister. Das ist ein gutes Omen für die Berliner, auch wenn im Vorjahr der Auftakt in Hannover beim 14:13 nach Fünfmeter-Werfen (fast eine Parallelität zur jetzigen Auflage) sehr knapp war und ihm ein 15:13 in Berlin mit erneuter 5m-Entscheidung folgte. „Meisterschaften werden nicht per Statistik gewonnen, sondern durch Top-Leistungen“, sagt Trainer Markovic und fügt an: „Wir müssen von Beginn an voll da sein und dürfen keine Sekunde nachlässig werden.“

Peter Röhle/Wasserfreunde Spandau 04

Wasserball Bundesliga

2023/2024

Finale Spiel 2/3

01./02. Mai 2024

Wasserfreunde Spandau 04 – W98 Waspo Hannover

Spielbeginn: Samstag, 16.00 Uhr – So. 15:00 Uhr

Spielort: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg, Sachsendamm 11, 10829 Berlin

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Nachtrag Spiel 1, Mittwoch, 29.05.2024

Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04  12:14 nach 5-m-Werfen: 

(1:1, 2:3, 5:3, 1:2 ) – 5:3

Viktoria holt sich den Pokal und hofft auf Bayern München

24.05.2024 Finale Cosy Wasch Pokal FC Viktoria 1889 Berlin-TuS Makkabi 3:0(0:0)

Berlin erwartet die Fußball-Europameisterschaft. Das Olympiastadion und die Alte Försterei sind moderne Arenen, danach kommt eine ganze Weile nichts. Die bisherige Nummer drei, der Jahnsportpark, steht nicht mehr Verfügung. Hier werden allerdings wohl noch die Heimspiele des American Football Teams Berlin Thunder ausgetragen. Er wird anschließend komplett neu gestaltet. So stand der Berliner Fußballverband mal wieder vor Frage, wo kann das Landespokalfinale ausgetragen werden. In den vergangenen Jahren war es das Mommsenstadion. Das 1930 eröffnete Stadion (zuletzt renoviert zur WM 2006) ist in die Jahre gekommen und wird aktuell instandgesetzt und hergerichtet als Trainingsgelände für die Europameisterschaft. So führte der Weg für die Besucher des Pokalfinales, Jahrgang 2024 in den Stadtbezirk Lichtenberg, zur Heimstätte des Oberligisten Lichtenberg 47. „HOWOGE-Arena Hans Zoschke“, so der etwas umständliche Name des etwa 10.000 Zuschauer fassenden Stadions an der Ruschestraße. Ein geschichtsträchtiger Ort, zu Zeiten der DDR wurde hier Fußball gewissermaßen im Hinterhof der Stasi gespielt. Am Stadioneingang sind mehrere Säulen aufgestellt, die auf die wechselvolle Geschichte des Stadions und den Verein Lichtenberg 47 hinweisen. Fast hätte es ja sogar für die 47er ein Finale im eigenen Stadion geben können, sie scheiterten erst im Halbfinale.

Der Veranstalter hatte die Nutzung für maximal 4.999 Zuschauer angemeldet. Das war ausreichend, bei leicht schwülem Sommerwetter fanden 2.739 Zahlende den Weg ins „Zoschke“.

Erneut qualifiziert hatten sich Pokalverteidiger TuS Makkabi aus der Oberliga und der eine Klasse höher spielende Verein FC Viktoria 1889. Da am selben Tag in Berlin das DFB-Pokalfinale stattfindet, müssen die Berliner Finalisten stets zum frühesten Zeitslot am Finaltag antreten. Die Favoritenrolle wollte Viktoria nicht annehmen, da gab es die unangenehme Erinnerung an das Ausscheiden im Halbfinale im vergangenen Jahr 2023. Makkabi gewann nach einem turbulenten Spiel mit 3:2.

Schiedsrichter Tom Channir

Um 11:45 Uhr pfiff der Schiedsrichter Tom Channir vom VfB Pankow die Partie an. Zuvor wurde in einer Gedenkminute dem am 28. April 2024 verstorbenen, langjährigen Berliner Fußball-Präsidenten Otto Höhne gedacht.

Jack Krause, Makkabis Torhüter hielt seine Mannschaft lange im Spiel

Die Anfangsphase des Spiels gehörte dem Oberligisten. Viktorias Trainer Semih Keskin meinte nach dem Spiel, dass seine Mannschaft nervös war. Diese Anfangsnervosität bekamen die Himmelblauen aus der Regionalliga in den Griff und übernahmen das Zepter. Es folgten mehrere verheißungsvolle Torannäherungen. Makkabis Torhüter Jack Krause bekam einiges zu tun, während sein Kollege auf der anderen Seite einen eher ruhigen Arbeitstag bis zur Halbzeitpause verbrachte. Mit einem 0:0 wurden die Seiten gewechselt.

Das erste Tor im Spiel fiel in der 47. Minute. Lukas Falcao scheiterte zunächst mit einem Torschuss, doch Kapitän Berk Inaler schaltete am schnellsten und brachte den Ball über die Linie. Es folgten weitere gute Torchancen für die Viktoria, doch da stand ein Könner zwischen den Pfosten für Makkabi. In seiner unnachahmlichen Art meinte Wolfgang Sandhowe nach dem Spiel. „Unser Torwart hat uns öfter den A… gerettet.“

Viktoria blieb weiter überlegen, konnte aber gute Chancen nicht nutzen. Sandhowe wechselte. Vor allem durch Hereinnahme von Kanto Fitiavana Voahariniaina und Marvin Kupfer wurden die Angriffsversuche der Oberliga-Amateure zwingender. Es sprangen zwei gute Torgelegenheiten dabei heraus. Ein Kopfball und ein Schuss musste Viktoria Keeper Florian Horenburg abwehren. Es wäre jeweils der 1:1 Ausgleich gewesen und es hätte nochmals spannend werden können. Dem Oberligisten schwanden zunehmend die Kräfte. „Leider müssen meine Jungs ja von morgens bis abends arbeiten, die anderen sind Profis und deswegen ich habe gedacht am Ende wird es schwer. Die Anderen sind Profis, die können noch marschieren.“ Diesen Konditionsvorteil nutzte der Regionalligist und machte in der 79. Minute durch die Tore von Falcao sowie in der 87. Minute durch Julien Andre Damelang den Deckel drauf.

Viktorias Kapitän Berk Inaler

Zum besten Spieler des Finales wurde der Kapitän der Viktoria Berk Inaler gewählt. Man sollte auch bei unterlegenen Mannschaft diese Ehrung einführen. Hier hätte der Torwart Jack Krause diese Auszeichnung verdient gehabt.

Neben dem warmen Regen für die Vereinskasse hofft Viktoria auf einen attraktiven Gegner in der ersten Pokalrunde. Auf die nicht ganz ernstgemeinte Nachfrage in der Pressekonferenz, soll es ein schlagbarer Gegner wie Hertha oder ein großer Name sein, antwortete Keskin: „Ein Champions League Teilnehmer wäre nicht schlecht, vielleicht ja Bayern München, dann könnten wir ja mal ins Olympiastadion rutschen.“

Am Schluss bedankte BFV Präsident Bernd Schultz bei den Gastgebern und dem Bezirksamt Lichtenberg. Ein Kompliment, den in Berlin funktioniert ja oft nicht viel bei den Bezirksämtern. Eine gelungene Veranstaltung und dazu ein geiles Spiel, wie das Trainer Unikum Wolfgang Sandhowe ausdrückte. Möge er dem Fußball noch lange erhalten bleiben.

Fotos: © 2024 Hans-Peter Becker

Das Euro-Cup-Final vier in Rijeka wird eine „ganz harte Nummer“

Die Wasserfreunde Spandau 04 stehen am Wochenende vor ihrer womöglich größten Herausforderung der Saison, denn sie können am Freitag/Samstag (17./18. Mai 2024) beim Final Four des Euro Cups, dem nach der Champions League zweitwichtigsten internationalen Vereinswettbewerb, den ersten kontinentalen Siegerpokal seit dem Meistercup 1989 holen. Die Vierer-Endrunde, in der neben Gastgeber und Halbfinal-Gegner Rijeka noch CN Sabadell (Spanien) und als zweiter kroatischer Kontrahent Jug Dubrovnik vertreten sind, ist – die Namen zeigen es – hochkarätig besetzt und hat zweifellos CL-Niveau. Spandau, Sabadell und Dubrovnik kommen nach dem Scheitern im „Königswettbewerb“ aus der Champions League, Rijeka ist der einzige Verein, der von Beginn an im Euro Cup überlebt hat.

Das Duell mit dem Gastgeber im Halbfinale können die Berliner aber keinesfalls als Glückslos sehen, denn die traditionell hochenthusiastischen, bis an die Fairnessgrenzen begeisterten Fans wollen ihr Team zu einem zweiten „Miracle of Rijeka“ (LEN-Webseite) peitschen. Im Viertelfinal-Rückspiel gegen Titelfavorit Vouliagmeni (Griechenland), das ausgerechnet von der einstigen Primorje-Ikone Vladimir Vujasinovic trainiert wird, machten sie im Rematch mit dem Heim-15:9 in „carnival atmosphere“ passgenau ein Fünf-Tore-Defizit aus der Hinpartie (9:14) wett. Im LEN-Nachbericht wurde das als „eine der größten Umstürze in der Geschichte des europäischen Wasserballs“ bewertet. Spandau muss sich am Freitagabend also auf einen „Hexenkessel“ und emotionale, zusätzliche Unterstützer des Gegners außerhalb des Beckens gefasst machen.

Einen mentalen Mutmacher vor dem Ausflug an die Adria in den malerisch direkt am Meer gelegenen, ob seiner innovativen Architektur mehrfach mit Design-Preisen honorierten Kantrida-Schwimmkomplex der 107 000-Einwohner-Stadt in der Kvarner Bucht hat Spandau am vergangenen Wochenende beim DM-Halbfinal-Auftakt (Best of Three) bei OSC Potsdam leichtfertig verschenkt. Statt wie üblich mit zweistelliger Differenz zu siegen, verloren die Wasserfreunde sensationell mit 9:10 (6:5), was Präsident Hagen Stamm zum drastischen Urteil „überheblich, das Spiel nicht ernst genommen, nicht einer mit Normalform“ veranlasste. Mithin: Spandau ist in der Bringepflicht, jeder einzelne muss sich erheblich steigern und dies schon in der Körpersprache zeigen.“

Gegen Rijeka wird das, darauf kann man wetten, schwer werden. „Das wird eine ganz harte Nummer, in jeder Hinsicht“, sagt Trainer Vladimir Markovic. Noch schwerer als in den beiden vorangegangenen Euro-Cup-Runden, als man mit CC Ortigia und RN Savona zwei italienische Top-Teams überzeugend ausschaltete. In den vergangenen 20 Jahren sind die Wasserfreunde den Kroaten, bei denen aktuell auch Ex-Waspo Hannover Akteur Darko Brguljan aktiv ist, mehrfach als sportlichem Rivalen begegnet. Zwar gab es dabei zwei Unentschieden und knappe und hohe Niederlagen, aber ein Sieg war bisher nicht darunter.

Der Traum lebt, alles ist möglich, lautet die Devise.

Peter Röhle/Wasserfreunde Spandau 04

Euro Cup Final 4 – 2023 / 2024

17. Mai 2024

CN Sabadell (Esp) – Jug Dubrovnik (Cro)

Halbfinale 1

Spielbeginn: 17:45 Uhr

Spielort: Kantrida-Schwimmkomplex , Podkoludricu 2, 51000 Rijeka, Croatia 

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VK Primorje Rijeka (Cro)– Wasserfreunde Spandau 04

Halbfinale 2

Spielbeginn: 20:00 Uhr

Spielort: Podkoludricu 2, 51000 Rijeka, Croatia 

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18. Mai 2024

Spiel um Platz 3 17:45 Uhr

Finale 20:00 Uhr

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Union in Not

Was für ein meist sinnfreies Gequatsche vor einem Bundesligaspieltag, nehmen wir den erneuten Interimstrainer Marco Grote vom 1. FC Union, der in der obligaten Pressemitteilung vor dem Spiel mit den Worten zitiert wird: „Unser Kabinenzusammenhalt ist stark, wir versprühen viel Energie und genau das wollen wir morgen von der ersten Sekunde an auf den Platz bringen. Wir haben alle Bock auf dieses Spiel!“ Wirklich! Zunächst lief alles nach Plan. In der 19. Minute verwandelte Kevin Volland einen Handelfmeter zur 2:0 Führung, vier Minuten zuvor hatte Robin Knoche per nach einem Eckball getroffen. In Köln-Müngersdorf wurde es immer ruhiger und die Hoffnungen auf ein Fußballwunder schwanden.

Gegen harmlose Kölner schienen die Eisernen alles im Griff zu haben. In der 45. Minute zeigte Deniz Aytekin erneut auf den Punkt. Nach einem Eckball für Köln klammerte Rani Khedira, etwas zu lange, seinen Gegenspieler Timo Hübers. Beide gingen zu Boden, weil zusätzlich ein Kölner Spieler einen Block stellte. Diesen Block hätte man als Stürmerfoul werten können und das vorherige klammern von Khedira als noch handelsüblich. Statt einem Elfer hätte es mit einem Freistoß für Union weitergehen können. Das war Pech, eine krasse Fehlentscheidung war es nicht. Zumal der Handelfmeter für Köln ebenso mit Pech verbunden war. Es war kein absichtliches Handspiel. Faride Alidou sprang hoch, die Arme sind halt da zum Schwung holen, der Ball trifft von hinten an seine Hand, über Kopfhöhe. Nach den Regeln blieb dem Schiedsrichter keine andere Wahl. Insofern sorgte der Fußballgott hier für eine ausgleichende Gerechtigkeit.

Was in der Halbzeit zwei mit den Eisernen los war, wissen sie nur selbst. Die Führung war auf ein Tor zusammengeschmolzen, Köln mühte sich, brachte kaum etwas zustande und die Eisernen fingen an in der Frühlingssonne zu zerschmelzen. Der FC kämpfte, brachte allerdings wenig konstruktives zuwege. Der Mut der Verzweiflung und das wiedererwachende Stadion trieb die Kölner nach vorne. Kölns Glücksbringer Geißbock Hennes der IX., kaute genüsslich etwas frisches Gras und schien mit dem Fußballgott im Bunde zu stehen. In der 87. Minute fiel das 2:2 und in der Nachspielzeit, 90+3 drückte der eingewechselte Damion Downs aus kurzer Distanz per Kopf den Ball in die Maschen. Das Stadiondach muss kurz abgehoben haben. Kurz zuvor hätte Andras Schäfer für Union alles klarmachen können. Er traf den Ball nicht richtig, Marvin Schwäbe, der Kölner Goalie bedankte sich, brachte den Ball schnell ins Spiel zurück und das Unheil nahm aus Berliner Sicht seinen Lauf. Endgültig versaut wurde die Stimmung im Lager der Eisernen, als Mainz im Abendspiel gegen eine Dortmunder B-Auswahl mit 3:0 gewinnen konnte und so in der Tabelle vorbeizog. Vor dem letzten Spieltag ist der 1. FC Union auf den Relegationsplatz abgerutscht. Was ist da bloß passiert?

Fotos: © Hans-Peter Becker

Am 26. Spieltag, am 16. März 2024 wurde Werder Bremen mit 2:1 geschlagen und der Vorsprung auf den Relegationsplatz betrug neun Punkte. Bis zum 29. Spieltag schmolz der Vorsprung auf drei Punkte zusammen. Das Abstiegsgespenst fing an, über der Alten Försterei zu flattern. Selbst wenn es schlussendlich, was aus Berliner Sicht zu hoffen ist, gut ausgehen sollte, der Absturz der Köpenicker ist beachtlich. Die Saison begann mit zwei Siegen und einem beherzten Auftritt in der Champions League bei Real Madrid. In der Euphorie des Erfolges werden die meisten Fehler gemacht. Der Weg, der Köpenicker Weg wurde verlassen, jetzt muss man aufpassen nicht vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Im Falle eines Abstieges wären einige Ziele des Vereins wohl nur schwer zu realisieren. Der Köpenicker Weg war immer, mannschaftliche Geschlossenheit geht vor individuelle Klasse. Das plötzlich sprudelnde Geld verführte dazu, mehr in individuelle Klasse zu investieren. Die Namen sind bekannt und teilweise nicht mehr im Verein. So kann es passieren, dass da eben keine eingeschworene Truppe mehr auf dem Platz steht. Hatte man nicht ein warnendes Beispiel in derselben Stadt?

Hans-Peter Becker

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Playoff-Halbfinale gegen Potsdam soll ein Schritt zum nächsten Spandau-Titel werden

Die Wasserfreunde Spandau 04 befinden sich derzeit im „Flow“, der sich gut mit dem Song von Oktober 1980 der Band Fehlfarben „Ein Jahr“ umschreiben lässt: „Keine Atempause/Geschichte wird gemacht/Es geht voran!“.

Spandau 04 hat in der laufenden Saison bereits zwei Titel gewonnen, den Supercup am 3. Oktober 2023 und den DSV-Pokal am 4. Mai 2024 – jeweils mit einem Tor Differenz gegen Waspo 98 Hannover, 13:12 im Supercup und 15:14 im Pokalfinale.

Doch damit wollen es die Hauptstädter nicht bewenden lassen, denn zwei weitere Chancen stehen an. Zum einen die Deutsche Meisterschaft, es wäre die 39., und schon in Kürze das Final4-Turnier im Euro Cup Mitte Mai (17./18.) in Rijeka (Kroatien). Auftakt dieser „Tour de Force“ (Kraftakt) ist am kommenden Samstag das Spiel 1 des Best-of-Three-Meisterschaftshalbfinales gegen die „Orcas“ aus Potsdam, dem am 25. und gegebenen 26. des Monats (sollte es nach den beiden Auftaktpartien unerwarteterweise 1:1 stehen) ein Entscheidungsmatch folgen würde. Das Meisterschaftsfinale (Best of Five) fände dann Ende Mai/Anfang Juni (29.5. bis maximal 8.6.) statt.

Potsdam, das sich im Viertelfinale (Best of 3) gegen die White Sharks Hannover ebenso deutlich mit zwei Siegen (15:12/A, 11:6/H) überraschend durchgesetzt hatte, wie Spandau erwartet, mit zweimal 20:4 gegen Krefeld 72, ist zum vierten Male Halbfinal-Gegner der Wasserfreunde. Die dabei ausgetragenen zehn Partien haben die Brandenburger allesamt verloren, nur einmal – beim 9:12 in der Serie 2018/19 – ging es dabei etwas enger zu. 2016/17 verloren die „Orcas“ mit 0:3 Spielen, 2019/20 und 2020/21 in Hin- und Rückpartien. Auch diesmal sind die Vorzeichen klar – Spandau ist klarer Favorit, Potsdam will sich als Außenseiter so gut wie möglich „verkaufen“ und seine in der Saison nachgewiesene Formstabilisierung bestätigen.

Für Spandau ist das Samstag-Match zum Auftakt in Potsdam ein willkommener Probelauf für den internationalen Härtetest beim Euro Cup in Rijeka in der Woche darauf. Ganz im Sinne des eingangs zitierten Fehlfarben-Hits: „Keine Atempause – Geschichte wird gemacht – Es geht voran!“

Peter Röhle

Wasserball Bundesliga

2023/2024

Halbfinale Spiel 1

11. Mai 2024

OSC Potsdam – Wasserfreunde Spandau 04

Spielbeginn: 18:00 Uhr

Spielort: Schwimmhalle BLU, Brauhausberg 1, 14473 Potsdam

Spiel 2: Spandau – Potsdam, 25.05.04, 16:00 Uhr SSH Sachsendamm 11, 10829 Berlin

Spiel 3: Spandau – Potsdam, 25.05.04, 13:00 Uhr SSH Sachsendamm 11, 10829 Berlin; (wenn nötig)

Zu viele Gegentore – kein guter Tag für den Berliner Profi-Fußball

Foto: © Hans-Peter Becker

Es war kein guter Spieltag für den Berliner Profi-Fußball. Fangen wir ganz weit unten an. In der Regionalliga hatte der BFC Dynamo bereits vor dem Spitzenspiel gegen Energie Cottbus alle Chancen verspielt. Sie müssen in der kommenden Saison einen neuen Anlauf nehmen. Gegen Energie gab es eine 0:2 Niederlage und etliche verletzte Polizisten. Der Polizeieinsatz schaffte es sogar als Meldung in die Tagesschau. Cottbus Trainer „Pele“ Wollitz soll zudem um sein Leben gefürchtet haben. Der Greifswalder FC hat vergeblich auf Schützenhilfe aus Hohenschönhausen gehofft. Es sind noch zwei Spieltage und Cottbus hat zwei Punkte Vorsprung, eine gewisse Spannung bleibt.

Am Sonntag, 5. Mai 2024, absolvierten die höherklassigen Berliner Profi-Teams ihre Spieltagesaufgaben. Hertha verlor in Elversberg, beide Teams stehen im Niemandsland der Tabelle und das Spiel hatte nur einen Wert für die Geldrangliste, sportlich ging es um die goldene Ananas. Sechs Tore fielen, es war wenigstens unterhaltsam.

Sehr bedeutungsschwer war dagegen die Partie des 1. FC Union gegen den VfL Bochum. Für beide galt, verlieren verboten. Bei der Lektüre des Buches „Gewöhnliche Leute“ von Werner Bräunig finden sich diese Sätze. „Man muß auch mal verlieren können. Man muß auch dreimal verlieren können. Obschon man das eigentlich nicht kann, das ist allerdings wahr. Die besten Verlierer sind immer die anderen, das ist ein brauchbarer Satz.“

Leider waren die Verlierer nicht die anderen. Der 1. FC Union, die Eisernen verloren das Spiel mit 3:4. Einer unterirdischen ersten Halbzeit, mit einem 0:3 Rückstand folgte ein kämpferisches Aufbegehren, es reichte nicht. Am Ende stand eine 3:4 Niederlage auf dem Board. Die Steigerung der Eisernen war auf Wechsel des Personals, verbunden mit einer Umstellung der taktischen Grundformation verbunden. Aus der 5er Kettte gegen den Ball wurde eine 4er Kette, Abwehrchef Kevin Vogt blieb in der Kabine. Die Begründung hierfür war, Vogt hatte lange nicht in einer 4er Abwehrkette agiert. Kevin Volland wurde in Halbzeit zwei ebenso nicht mehr gebraucht. In der Rolle als Doppelspitze mit Bendict Hollerbach blieb er wirkungslos. Er ist keine Sturmspitze, die haben die Eisernen nicht, hier ist in der Kaderplanung was schiefgelaufen. Nach Aussagen von Nenad Bjelica ist Volland mehr eine hängende Spitze und somit nicht der Zielspieler für den Strafraum. Die noch verbliebenen Stürmer sind mehr für die Außenpositionen spezialisiert.

Union hat alles noch in der eigenen Hand und der Spieltag war nicht vollends versaut, weil Heidenheim gegen Mainz Unentschieden spielte. In der Tabelle sind die Wuhlheider jetzt nur einen Punkt vom Relegationsplatz entfernt. Am kommenden Spieltag bleibt es weiter bedeutungsschwer. In Köln wird der FC die Minichance mit aller Kraft wahrnehmen, ein Sieg könnte die Möglichkeit am Leben erhalten, den Relegationsplatz zu erreichen. Mainz spielt gegen Dortmund und sollte dieses Spiel Unentschieden ausgehen, geht das Zittern weiter. Mal wieder ist Verlieren eigentlich verboten und dazu heimlich den Dortmundern die Daumen drücken.

Welch ein Kontrast beim 1. FC Union im Vergleich zum Vorjahr. In der Tabelle rangierten sie mit 59 Punkten auf Rang vier und am Ende stand die Qualifikation für die Champions League. Fast ein Jahr später, mit namhafterem Kader, stehen dort Werte eines Absteigers, 30 Punkte und ein Torverhältnis von 29 zu 54. Das Torverhältnis vor einem Jahr betrug 48 zu 34. Egal, was am Saisonende herauskommen wird, eine gründliche Analyse ist erforderlich. Im Fußball kann es schnell gehen, dazu reicht ein Blick zum Ortsrivalen.

Hans-Peter Becker

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Füchse bleiben auf Kurs Champions League

29:26-Sieg gegen Gummersbach

Der Gedanke drängt sich förmlich auf, was wäre gewesen, hätten die Füchse nicht Hans Lindberg gehabt? Nicht nur, dass der 42-Jährige wieder mit der Präzision eines Uhrwerkes seine Siebenmeter verwandelte. Diesmal acht bei acht Versuchen, und dazu steuerte er noch zwei Tore von seiner Stammposition auf Rechtsaußen bei. Nein, es geht um die Phase Mitte der zweiten Hälfte, als den Gastgebern sage und schreibe zehn Minuten kein Treffer aus dem Spiel heraus gelang, den Gästen dagegen sieben. Hätte Lindberg da nicht dreimal eiskalt vom Punkt verwandelt, den Füchsen wäre die Partie wohl vollends entglitten.

Zwar waren die Verantwortlichen von einer schweren Aufgabe ausgegangen, schließlich spielen die Oberbergischen eine „überragende Saison“, wie Sportvorstand Stefan Kretzschmar bemerkte, aber dass ihr Team so kräftig durchgeschüttelt werden würde und der Erfolg auf des Messers Schneide stand, kam dann doch etwas überraschend.

Mit dem Rückenwind des Euro League Sieges in Nantes starteten die Gastgeber gut. Der Tabellen-Sechste aus Gummersbach zeigte sich beeindruckt und geriet nach ausgeglichener Startphase immer mehr ins Hintertreffen. Der „vier Tore Vorsprung zur Halbzeit war leistungsgerecht“, wie Trainer Jaron Siewert fand. Für das 16:12 hatten wieder mal die bekannten Namen gesorgt. Neben Hans Lindberg waren Matthias Gidsel, Lasse Andersson und Max Darj die Torschützen, während von Linksaußen durch Jerry Tollbring nichts gelang (Tim Freihöfer machte es in der zweiten Hälfte kaum besser).

In der zweiten Hälfte schien die Partie zunächst einen ähnlichen Verlauf zu nehmen. Gummersbach kämpfte mit seinem jungen Team bravourös, die Füchse hielten jedoch erstens dagegen und zweitens ihren Torvorsprung. Bis eben jene eingangs geschilderte Zitterphase begann, die in ihrem Tiefpunkt zur ersten und einmaligen, glücklicherweise auch nur kurzzeitigen Führung des VfL Gummersbach führte – 23:24/53.

Routiniert und clever und unterstützt durch zwei erstklassige Paraden von „Milo“ Milosavljev lösten sich die Füchse jedoch wieder und drehten unter dem Jubel der 8735 Zuschauer die Partie zum 29:26-Sieg. Drei Spieltage vor Schluss behaupteten die Berliner damit ihren Vorsprung auf Tabellenplatz zwei vor der SG Flensburg-Handewitt. Weil sich in der kommenden Woche die Nationalmannschaft trifft – Nils Lichtlein ist als einziger Füchse-Spieler dabei – geht es in der Bundesliga für die Füchse erst am 18. Mai mit dem Auswärtsspiel beim TSV Hannover-Burgdorf weiter.

Für die Füchse erfolgreich: Wiede (2), Darj (3), Andersson (5), Lindberg (10/8), Gidsel (7), Freihöfer (1), Kopljar (1)

Herbert Schalling

Eisbären feierten ihren 10. Meistertitel

Im Spiel fünf der Finalserie, am Freitagabend, 26. April 2024 machten die Eisbären den 10. Meistertitel perfekt. Jede Serie, im Viertelfinale gegen Mannheim, im Halbfinale gegen Straubing endete im Spiel fünf. Lax formuliert, nach vier Spielen hatten sie sich den Gegner ausgeguckt und wussten, was zu tun ist. Die Kadertiefe, Trainingsplanung sowie die Spielvorbereitung taten ihr Übriges. Die Playoffs begannen am 17. März 2024 alles andere als optimal für die Eisbären. Eine 1 zu 7 Niederlage gegen den Erzkontrahenten Adler Mannheim verhieß nichts Gutes. Es folgten vier Siege, enge Spiele, am Ende siegten die Eisbären.

Im Halbfinale, Spiel Zwei lächelte der Eishockeygott. In dem bisher längsten Spiel in der Playoff-Historie der DEL erlöste ein Schuss von Ty Ronning, der von Lean Bergmann abgefälscht wurde, alle Beteiligten. Effektiv waren 110 Minuten und 40 Sekunden im Eisstadion Am Pulverturm gespielt. Es folgte ein 3:2 in Berlin, Straubing revanchierte sich mit einem Sieg Am Pulverturm und zwang in Spiel Fünf die Eisbären in die Overtime. Dieses Mal dauerte es nur exakt drei Minuten und wieder waren es Lean Bergmann als Vorbereiter und Ty Ronning als Vollstrecker, die für das Spielende sorgten. Das Finale war erreicht, eine enge Serie wurde gewonnen.

Am 8. März 2024 fand das letzte Spiel der Hauptrunde statt. Die Fischtown Piguins aus Bremerhaven gewannen 2:1 und sicherten sich den ersten Tabellenplatz und ließen die Eisbären hinter sich. In der Pressekonferenz nach dem Spiel verabschiedete sich der Trainer des Überraschungsteams der Saison mit den Worten: „Vielleicht sieht man sich in dieser Saison ja noch einmal wieder.“ Thomas Popiesch sollte recht behalten. Bremerhaven erreichte das Finale. Sein Traum, Bremerhaven zum Meister zu machen, erfüllte sich nicht. Seit 2016 trainierte er die Pinguins, jetzt wurde bekannt, dass er künftig in der DEL 2, in Krefeld arbeiten wird.

Am 1. Mai fuhren sie sonnenbebrillt im Cabriobus vor, im Feiern sind Eishockeyspieler genauso hart, wie auf dem Eis, jubelnd begrüßt von tausenden Fans auf dem Platz vor Arena. Der gerade henkellose Meisterpott war natürlich dabei. Er hatte bei den Feierlichkeiten seine Tragegriffe eingebüßt. Für fünf Eisbären (Leonard Pföderl, Frederik Tiffels, Tobias Eder, Kai Wissmann und Jonas Müller) geht zur Nationalmannschaft und auch Meistertrainer Serge Aubin wird direkt dabei sein. Zusammen mit Alexander Sulzer wird er den Bundestrainer Harold Keis bei der am 10. Mai 2024 beginnenden Weltmeisterschaft unterstützen.

Die Saison ist für die Fans des schnellen Kufensports noch nicht ganz vorbei. Das erste Gruppenspiel für die Auswahl des Deutschen Eishockeybundes ist für Freitag, 10. Mai 2024 angesetzt, erster Gegner ist die Auswahl der Slowakei.

Hans-Peter Becker

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Fotos: © Stephan Wenske