Die Fußball-Regionalliga Nordost ist am 15. August in ihre neue Saison gestartet. Am 8. März wurde zuletzt um Punkte in dieser Spielklasse gekämpft. Coronabedingt wurde die Saison abgebrochen. Lok Leipzig durfte sich in der Qualifikation zur 3. Liga versuchen und scheiterte bekanntlich am SC Verl. Der FC Rot-Weiß Erfurt und Wacker Nordhausen verließen die Liga aus wirtschaftlichen Gründen. Sportliche Absteiger aus der Liga gab es nicht. Aus der Oberliga Nord stieg Tennis Borussia auf und aus der Süd-Staffel versucht sich der FSV Luckenwalde mal wieder in der Regionalliga. Aus der 3. Liga wieder in den Verantwortungsbereich des Nordostdeutschen Verbandes gewechselt die Absteiger FC Carl-Zeiss Jena und der Chemnitzer FC. So nehmen insgesamt 20 Mannschaften den Kampf den in dieser Saison besonders begehrten Meistertitel auf. Wer den Titel nach 38 Spieltagen erringt, ist aufgestiegen, ohne die nervenaufreibenden Qualifikationsspiele.
Es ist eine Konsequenz aus der neuen Aufstiegsregelung, die der DFB-Bundestag beschlossen hatte. Die sieht vor, dass ab der Spielzeit 2020/21 die Meister der Regionalliga Südwest und West immer direkt aufsteigen und die übrigen Staffeln zwei weitere Aufsteiger stellen. In einem jährlich rotierenden System steigt einer der drei Meister aus Nord, Nordost und Bayern direkt auf, die anderen beiden ermitteln in Hin- und Rückspiel den vierten Aufsteiger.
In der Saison 2020/21 wird nun eben die Regionalliga Nordost diesen dritten Direktaufsteiger in die dritte Liga stellen. Die Vertreter aus Nord und Bayern bestreiten die Aufstiegsspiele. In der Saison 2021/22 steigt der Meister aus Bayern direkt auf, in der Spielzeit 2022/23 ist die Regionalliga Nord mit dem Direktaufstiegsplatz an der Reihe.
Entsprechend haben die ambitionierten Vereine für den Titelkampf aufgerüstet. Direkt in Berlin beheimatet sind gleich 7 Teilnehmer, hinzu kommen mit Luckenwalde, Cottbus, Rathenow und natürlich Babelsberg Vereine aus dem näheren Berliner Umland. Bis auf Rathenow liegen alle anderen Spielstädte mehr südlich von Berlin. Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern stellt keinen Teilnehmer. Seit dem Abstieg der TSG Neustrelitz ist kein Vertreter der nördlichen Regionen mehr dazu gekommen.
Die Saison in der 1. und 2. Bundesliga hat die Saison noch nicht begonnen. Zusammen mit der 3. Liga hat der DFB den Start für das Wochenende vom 18. bis 21. September vorgesehen. Insofern liegt das Hauptaugenmerk jetzt auf den Spielen der Regionalliga. Die Voraussetzungen und die damit verbundenen Zielstellungen für die Saison können bei den Teams unterschiedlicher nicht sein. Blicken wir nur auf die Berliner Teilnehmer lassen sich die „glorreichen Sieben“ in drei Gruppen einteilen. Da sind Mannschaften die einfach nur die Klasse halten wollen, Lichtenberg und Tennis Borussia, andere wollen im Mittelfeld eine sorgenfreie Saison bestreiten und vorsichtig nach blicken, der BFC Dynamo und dazu zählt wohl auch der BAK. Bleibt jetzt in der Aufzählung die dritte Gruppe, Mannschaften mit Meisterpotential. Die VSG Altglienicke hat an Qualität gewonnen und ja bekanntlich die vorangegangene abgebrochene Saison als Tabellenführer beendet. Nur die Quotientenregel sorgte dafür, dass Lok Leipzig die Aufstiegschance bekam. Viktoria ist immer zu beachten und Hertha II könnte unter Trainer Zecke Neuendorf ähnliche Ambitionen wie die 2. Vertretung des FC Bayern hegen.
Nach oben aus dem weiteren Berliner Umland will Energie Cottbus, die Mannschaft wurde verjüngt und als Zielstellung wurde die Rückkehr in die 3. Liga bis 2022 ausgegeben. Mit dem neuen Trainer Sebastian Abt, zuvor bei Energie im Jugendbereich tätig, wurde eine interne Lösung gefunden, die sicherlich auch ein paar Kosten spart. Mit Dimitar Rangelov wurde der Vertrag nicht verlängert und der Abgang der Leihspieler Berkan Taz und Torwart Lennart Moser müssen kompensiert werden.
Ihr erstes Saisonspiel haben die Cottbuser absolviert und sorgten aus ihrer Sicht für eine Negativüberraschung des Spieltages. Im Stadion der Freundschaft war Lichtenberg 47 zu Gast. Unterschiedlicher könnten beide Vereine nicht sein. In Cottbus wird unter professionellen Bedingungen gearbeitet, während die Berliner rund um das Hans Zoschke Stadion als Amateurverein weiter arbeiten. Die Spieler von Trainer Uwe Lehmann gehen alle entweder einem Beruf nach oder sind Studenten. In den vergangenen Wochen, für die Saisonvorbereitung, hatte Lehmann seine Spieler den ganzen Tag beisammen. Zukünftig wird wieder nach Feierabend trainiert. Es soll ein ähnliches Husarenstück wie in der Aufstiegssaison gelingen. Die Lichtenberger entwickelten sich zum Favoritenschreck und konnten am 1. Spieltag daran gleich anknüpfen.
Es durften 1.000 Zuschauer ins Stadion und es kamen 783. In der ersten Halbzeit sah alles nach einer klaren Angelegenheit für die favorisierten Cottbuser Gastgeber aus. Bereits in der 10. Minute sorgte der Neuzugang vom SV Meppen, Max Kremer für die 1:0 Führung. Anschließend schien es, als würden die Gäste aus Berlin überrannt werden. Die Cottbuser ließen bis zur Halbzeit klarste Chancen liegen. War der knappe Rückstand zur Pause für die 47er eher schmeichelhaft, wurde mit zunehmender Spieldauer in der 2. Hälfte immer verdienter. Die mangelnde Chancenverwertung fiel den Cottbuser auf die Füße. Die Amateure aus Berlin Lichtenberg schienen zudem die bessere Kondition zu haben. Sie wurden immer mutiger. In der 87. Minute gelang Marcel Rausch der 1:1 Ausgleich, dann flog ein Cottbuser mit gelb-rot vom Platz und in der 2. Minute der Nachspielzeit drehte Lichtenberg das Spiel komplett. Am Ende oder schluss-endlich stand ein Sieg der Gäste mit 2:1. Die wenigen Zuschauer in Cottbus verließen kopfschüttelnd das Stadion.
Der erste Spieltag machte es bereits deutlich, das wird eine spannende Saison und vielleicht bekommt die Hauptstadt wieder einen Drittligisten. Lediglich in der Premierensaison der damals neugegründeten 3. Liga stellte Berlin einen Teilnehmer. Es war der 1. FC Union Berlin, dem 2009 der Durchmarsch in die 2. Bundesliga gelang.
Hans-Peter Becker