Saisonschluss in der Bundesliga

Die 60. Spielzeit der Fußballbundesliga ist Geschichte, es fehlt aktuell lediglich die Frage, ob der HSV diesmal die Hürde der Relegation nehmen kann. Im letzten Jahr ließ Hertha ja die Aufstiegsträume platzen. Die Hertha ist fürs Erste ein Zweitligist, mal sehen, wie die Lizenzabteilung des DFB bzw. der DFL die Sache bescheiden wird.

Im letzten Saisonspiel sprang noch ein Sieg heraus, erstaunlicherweise, Hertha machte damit die letzten Hoffnungen der Wolfsburger auf Teilnahme an den Europa-Conference-League-Play-offs zunichte. Die „Alte Dame“ hat sich anständig verabschiedet, für wie lange und ob überhaupt bald wieder 1. Bundesliga gespielt wird, bleibt abzuwarten.

Der Blick nach Köpenick stellt sich völlig anders dar. Eine schier unglaubliche Erfolgsgeschichte wurde fortgeschrieben, erst Klassenerhalt, Europa-Conference-League, Europa-League und jetzt Champions-League. Das hat etwas surreales. Den Verein gab es 2004 fast nicht mehr und jetzt stehen sie auf dem Gipfel. Bleiben die Eisernen sich weiter selbst treu? „Wir werden jetzt viel Geld einnehmen und auch sehr viel ausgeben…“ so äußerte sich ein überschwänglicher Präsident. Sie dürfen sich freuen, da stehen wohl große Fußballfeste ins Haus. Am liebsten würden sie diese in der „Alten Försterei“ feiern. Neben dem 1. FC Union hat es mit RB Leipzig ein weiterer Ostverein geschafft, in die höchste europäische Spielklasse einzuziehen. Deutschland hat ja vier Startplätze, der Meister und der Vizemeister sind mit dabei.

Bayern und Dortmund und wieder in der gewohnten Reihenfolge, Dortmund der gefühlte ewige Vizemeister. Sie konnten nicht durch die von den Bayern weit offen gehaltene Tür gehen. So kurz vor dem großen Ziel zu scheitern, da können schonmal die Tränen fließen. In München wurde wieder die Meisterschaft gefeiert. Seit 2013 ist das so. Trotz Meisterschaft hatte die so errungene Meisterschaft in München ein Nachspiel. Der Vorstandsvorsitzende und der Sportdirektor mussten gehen.

Neben Hertha muss Schalke die Liga verlassen. Für Königsblau war es nur ein einjähriges Gastspiel. Die Hypothek der schwachen Hinrunde mit lediglich 9 Punkten ließ sich nicht abtragen, obwohl in der Rückrunde immerhin 22 Punkte geholt wurden.

Mit dem 1. FC Heidenheim begrüßt die Bundesliga ihr 57. Mitglied, das 56. war übrigens der 1. FC Union. Ob die Mannschaft vom nordöstlichen Ende der Schwäbischen Alb eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben kann wie die Köpenicker? Sie haben nicht die vermeintliche Größe von alten Traditionsvereinen, von denen einige in der Versenkung verschwunden sind. Dort wurde solide gearbeitet und seit 2007 ist dafür, mit Frank Schmidt, ein und derselbe Trainer verantwortlich. Er selbst ist gebürtiger Heidenheimer und nur wenige hundert Meter vom dortigen Fußballstadion aufgewachsen, bodenständiger geht es wohl kaum.

Neben den Heidenheimern kehrt Darmstadt 98 mal wieder in die Bundesliga zurück. Sie nehmen zum fünften Mal Anlauf auf den Verbleib im Oberhaus. Der HSV erhielt sich wenigstens die Relegationschance und kann da auf Erfahrungen aus dem letzten Jahr zurückgreifen. Und der VfB Stuttgart? Mit seinem Scheitern 2019 begann der unaufhaltsame Aufstieg der Eisernen aus Köpenick.

Hans-Peter Becker

Berliner Fußball-Vereine in oberen Ligen

Bundesliga: Hertha BSC (26 Punkte nach 33 Spielen) ist wie vorausgesehen ohne Mitleid (selbst Schuld) abgestiegen und kann am letzten Spieltag in Wolfsburg befreit aufspielen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Der Hauptstadt bleibt ein Verein erhalten. Derzeit mit 59 Punkten steht der 1. FC Union auf einem Champions League-Platz und hat es im letzten Saisonspiel gegen Werder Bremen (36 Punkte) selbst in der Hand, sich vor Freiburg zu platzieren. Wer begleitet Hertha in die 2. Liga (vorbehaltlich der Lizenz)? Schafft es Borussia Dortmund im Heimspiel gegen Mainz 05, die Zwei-Punkte-Führung gegen Bayern München zu verteidigen und mal wieder, zuletzt war es2013, die Meisterschaft zu holen?

2. Liga: Darmstadt 98 ist nach sechs Jahren, jetzt mit Trainer Thorsten Lieberknecht wieder aufgestiegen. Glückwunsch. Der Kampf um Platz zwei zwischen dem 1. FC Heidenheim (64 Punkte) und dem Hamburger SV (63 Punkte) sorgt für Spannung am letzten Spieltag. Heidenheim muss Absteiger Regensburg und der HSV reist zum anderen Absteiger SV Sandhausen. Gewinnt Heidenheim, wären ein weiterer Neuling in der Bundesliga. Für den Hamburger SV bliebe erneut die Relegation. Die zweite Liga bleibt attraktiv und ist nicht einfach. Hansa Rostock feiert den Klassenerhalt. Hansa Zweite steigt als Meister der NOFV Oberliga Nord in die Regionalliga auf. Arminia Bielefeld (34 Punkte), steht derzeit auf dem Relegationsplatz, könnte im letzten Spiel in Magdeburg mit einem Sieg den Abstieg verhindern. Voraussetzung, der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig verlieren ihre Spiele in Paderborn und in Rostock. Beide haben vor dem letzten Spieltag 36 Punkte gesammelt. Wer in die Relegation muss, könnte sich über das Torverhältnis entscheiden.

3. Liga: Der VfB Oldenburg, SV Meppen, FSV Zwickau und die SpVgg. Bayreuth steigen ab. In der Regionalliga Nordost ist man über die Rettung von Halle (41 Punkte – punktgleich mit Rot-Weiß Essen) sehr erfreut. Der 15. Tabellenplatz ist somit für Meuselwitz, 7:0-Sieger gegen Tennis Borussia, kein Abstiegsplatz mehr und Lichtenberg 47 muss jetzt auf ein erfolgreiches Abschneiden von Meister Energie Cottbus hoffen, um den Abstieg zu entgehen. Der Relegationsgegner Unterhaching hat finanzielle Probleme, Der SV Elversberg steht als Aufsteiger in die 2. Liga fest, wer folgt direkt und wer schnappt sich die Relegationschance ? Momentan VfL Osnabrück (67 Punkte), allerdings ist bis Platz sechs noch alles möglich. Der SV Wehen Wiesbaden, der 1. FC Saarbrücken und Dynamo Dresden sind noch in der Verlosung. Der 38. und letzte Spieltag beginnt für alle zeitgleich am Samstag, 27.05.2023 um 13.30 Uhr. Da wird auch die Frage entschieden, wie schwer die überraschende Niederlage mit 1:4 der Dresdner Dynamos bei Absteiger Meppen ins Gewicht fallen wird.

Regionalliga Nordost: Energie Cottbus feiert die Meisterschaft mit dem 1:0 vor 12.116 Zuschauern gegen Babelsberg, aber noch nicht den Aufstieg. Der Relegationsgegner ist wohl noch unklar. Die Spielvereinigung Unterhaching, von Ex-Nationalspieler Sandro Wagner trainiert, hat Probleme, die Auflagen für die 3. Liga erfüllen. Theoretisch könnten mögliche Gegner am 7. und 11. Juni auch die Würzburger Kickers oder FC Bayern II heißen. Cottbus beendet die Saison mit 69 Punkten, die Verfolger Rot-Weiß Erfurt (63 Punkte) und Carl Zeiss Jena hat (62 Punkte). Abgestiegen sind Tennis Borussia und Germania Halberstadt. Lichtenberg 47, verlor beim Greifswalder FC 1:2, muss, wie gesagt, auf den Aufstieg von Energie Cottbus hoffen.

NOFV Oberliga Nord: Souveräner Meister mit 77 Punkten wurde Hansa Rostock II und sind Aufsteiger, weil die Profis von Hansa Rostock den Verbleib in der 2. Liga frühzeitig schafften. Es sind hier noch zwei Spieltage zu spielen. Trainer Ingo Kahlisch muss mit seinen Optikern weiterhin um den Erhalt in der Oberliga bangen. Dem SC Staaken fehlt gegenüber Optik Rathenow, punktgleich mit MSV Neuruppin, nur noch ein Punkt, um weiterhin fünftklassig zu spielen. Da unten geht es also sehr eng zu. Selbst für den Tabellenletzten Mecklenburg Schwerin ist noch alles drin. Die Partie gegen Tasmania wurde nach einer halben Stunde abgebrochen, weil Verteidiger Glodi Zingu ohne Fremdeinwirkung auf dem Platz kollabierte. Er konnte glücklicherweise aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Partie soll über Pfingsten nachgeholt werden.

Christian Zschiedrich

Torfestival gegen GWD Minden – Hans Lindberg neuer Rekordtorschütze der Bundesliga

Füchse Berlin – GWD Minden 42:35

Wenn sich alle anwesenden 8518 Zuschauer in der 47. Minute eines Handballspiels applaudierend von ihren Plätzen erheben, muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. So geschehen am Samstagabend, 20.05.2023 in der Max-Schmeling-Halle beim Spiel der Füchse gegen GWD Minden. Hans Lindberg hatte soeben seinen elften Treffer zum 32:26 geworfen. In der Karriere des dänischen Rechtsaußen war es 2906 Tor (!!) seit seinem Bundesliga-Debüt 2007 beim HSV Hamburg. Damit löste der 41-jährige Yoon Kyung-shin ab. Der 2,04 m große Südkoreaner, mittlerweile 50 Jahre alt und Linkshänder wie Lindberg, hatte diesen Rekord im März 2007 aufgestellt.

Dem neuen Rekordmann, wie dem gesamten Füchse-Team war mit dem Anwurf anzumerken, dass sie den blutleeren Auftritt am zurückliegenden Sonntag bei der 30:34 Niederlage beim Bergischen HC schnell vergessen machen wollten. Mit Eifer und Tempo stürzten sich die Berliner ins Spiel gegen den Tabellen-Vorletzten, der ihnen im November beim Hinspiel die erste Saison-Niederlage zugefügt hatte. Ob Gidsel, Wiede, Marsenic, Andersson oder Freihöfer. Fast jeder der eingesetzten Spieler traf. Das 13:6 nach 21 Minuten drückte die Überlegenheit auch in Zahlen aus. So ideenreich und schwungvoll die Gastgeber auch ihr Angriffsspiel aufzogen, in der Abwehr bekamen sie bereits in dieser Phase nicht immer Zugriff auf die Gäste aus Westfalen.

Der Spielverlauf änderte sich auch nach der Pause nicht. Die individuell stärkeren Füchse brillierten im Angriff und steigerten ihre Torausbeute auf den Saison-Bestwert von 42 Treffern. Allerdings kassierte sie gegen den Fast-Absteiger auch 35 (!!) Gegentore (20 davon in der zweiten Hälfte), was für die Gäste die beste Auswärtsausbeute der Saison darstellt. Mit dem 42:35-Sieg wahrten die Berliner ihre Chance auf Platz zwei und die Teilnahme an der Champions-League. Allerdings sind die Füchse dabei auf Punktverluste des THW Kiel oder des SC Magdeburg angewiesen. Am kommenden Wochenende steht für sie in Flensburg das Final-Four der European League an, wo im Halbfinale zunächst der französische Spitzenklub Montpellier Handball wartet.

Herbert Schalling

Für die Füchse erfolgreich: Wiede 3, Darj 1, Holm 4, Andersson 4, Lichtlein 1, Lindberg 12/5, Gidsel 11, Freihöfer 3, Marsenic

Herthas Abstieg ist besiegelt und Union verliert in Hoffenheim

Es war ein dramatisches Ende, in der dritten Minute der Nachspielzeit zerstörte Keven Schlotterbeck den letzten Hoffnungsfunken mit seinem Tor zum 1:1. Die 1:0 Führung hatte in der 64. Minute Lucas Tousart besorgt. Hertha steigt ab, wohin, das ist zurzeit wohl noch offen. Die Chance war eh nur theoretischer Natur und aus eigener Kraft war der Relegationsplatz nicht mehr zu erreichen. Der Abstieg war das Resultat – das logische – der vorangegangenen Jahre. Schade, nicht nur die Mannschaft, auch das vollbesetzte Olympiastadion zeigte, was eigentlich möglich wäre. Hertha wird in Wolfsburg eine Bundesligaabschiedsvorstellung geben, dann ist es vorbei. Seien wir ehrlich, die Attribute verdient oder unverdient, haben eigentlich bei der Beurteilung einer sportlichen Leistung nichts zu suchen. Diesmal muss ich sagen, der Abstieg ist verdient. Im vergangenen Jahr noch gerade so davon gekommen, aktuell war er nicht zu vermeiden. Es bleiben viele Fragezeichen! Eine gründliche Analyse wird folgen.

Ein Unentschieden wäre dagegen dem 1. FC Union recht gewesen. In einem wilden Spiel unterlagen sie in Sinsheim bei der TSG mit 2:4. Jetzt entscheidet sich erst am letzten Spieltag, ob der Traum von der Champions-League wahr werden kann. Es wird ein Fernduell mit dem SC Freiburg.

Hans-Peter Becker

Union weiter auf der Sonnenseite und Hertha blickt in den Abgrund

Bei den Eisernen scheint alles zu gelingen. Aus wenig viel machen, ganz so wenig war es nun auch nicht, aber darüber reden sie in der Wuhlheide ungern. Sollten sie die Fleischtöpfe der Champions-League erreichen, wurde bislang auch alles richtig gemacht. Das „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Freiburg wurde überraschend souverän gewonnen. Jetzt fehlen lediglich drei Punkte für das große Ziel und zur weiteren Beruhigung der Finanzen.

Im Vergleich mit der „Alten Dame“ würde man als Mathematiker von indirekter Proportionalität sprechen. Je besser es dem einen zu gehen scheint, desto schlechter entwickelt es sich bei dem Anderen. Es war ja mal anders, da kämpfte Union um die Existenz und Hertha reüssierte in der Bundesliga. Daran werden sie in Köpenick auch denken und könnten sich schlapp lachen über den lokalen Konkurrenten.

Keiner weiß genau, wie das Ganze bei der Hertha ausgeht. Dafür verlief die Mitgliederversammlung recht ruhig. Pal Dardai gefeiert, die verheerende Niederlage in Köln schien vergessen. Nicht ganz so ruhige Zeiten stehen vielleicht jetzt in Köpenick ins Haus, sicherlich gemessen an der Problemlage in Charlottenburg eher Luxus. Es geht um einen möglichen Investor für die Deutsche Fußballliga (DFL). In einem Interview, das Unions Präsident Dirk Zingler zusammen mit Hans-Joachim „Aki“ Watzke gab, sprach er sich prononciert für einen Investor aus, um im gleichen Atemzug über „Investoren-Vereine“ herzuziehen und von einem üblen Beispiel in Berlin zu sprechen. Die entsprechende Quittung erteilten die Fans im Stadion. Während des Spiels gegen die Freiburger wurden Spruchbänder hochgehalten. Zu lesen war: „Die größte Gefahr für den Fußball ist keine Pandemie, sondern eure Gier“, „Tod dem kranken System“ oder auch „Fußball für die Menschen im Stadion!“. Die DFL wird am 24. Mai 2023 in einer Mitgliederversammlung entscheiden. Es ist geplant, 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an der zukünftigen Medien-Vermarktung der Bundesliga an einen Investor abzutreten. Man erhofft sich davon eine Einnahme von zwei Milliarden EUR. Das ist wohl auch nötig, wenn die Bundesliga im Vergleich zu anderen europäischen Top-Ligen nicht weiter ins Hintertreffen geraten will.

Das gilt nicht nur für die Liga, die Vereine sind aus meiner Sicht gefesselt durch die 50+1 Regel. Dem Verfasser dieser Zeilen ist klar, er vertritt eine Position der Minderheit. Ich bin da nicht auf der Seite der Romantiker und den Ultras in den Fankurven. Wennschon, dennschon, bitte Profifußball, mit allen Konsequenzen. Für den lieben alten Verein bleibt ja immer noch der Amateurfußball und selbst da geht es nicht ganz ohne Geld.

Hans-Peter Becker

Hertha BSC geht in eine ungewisse Zukunft

Ein Neuanfang muss sein. Der ist bei einem Abstieg, wie gewöhnlich eine Klasse tiefer, nicht einmal das Allerschlimmste. Hertha muss sich von vielen Ungereimtheiten erholen. Wäre da nicht die immer näher rückende Gefahr, ohne Lizenz für die Bundesliga in der Regionalliga beginnen zu müssen. Da kann Hertha ja von Glück reden, dass sie eine Ausbildungsmannschaft in der Regionalliga haben, sonst wäre Kreisliga A angesagt. Je tiefer, umso unrealistischer ist, sofort wieder eine Aufstiegsmannschaft bei der finanziellen Not verpflichten zu können. Die über sieben Stunden lange Mitgliederversammlung am Sonntag, 14. Mai 2023 vor 1500 Mitgliedern in der Messehalle am Funkturm konnte die Ängste nicht beruhigen, eher im Gegenteil. Im Vorfeld wurde dem neuen Präsidenten Kay Bernstein Machtgehabe und obendrein fehlende Fachkompetenz und Führungsversagen vorgeworfen. Bernstein lud die Schuld auf seine Vorgänger in der Vergangenheit ab: „Ein Irrsinn. 250 Millionen Euro wurden verbrannt!“ Die Zusammenarbeit mit 777 sei alternativlos. Der Austausch mit der DFL läuft.

In der Tat stehen Befürchtungen ins Haus, über 90 Millionen Verbindlichkeiten, die fällige Rückzahlung der Anleihe in Höhe von 40 Millionen, die Lizenz wackelt da gewaltig. Hertha möchte die Akte Windhorst schließen. Bernstein dankte ihm unter dem Gejohle für sein Geld. Der sportliche Erfolg blieb seit Jahren für 375 Millionen Euro aus. Die Versammlung ließ keine Abstimmung über diverse Abwahlanträge zu. Das Präsidium bleibt im Amt. Auch Ex-Manager Fredi Bobic bekam seit Fett weg, insbesondere von Andreas „Zecke“ Neuendorf, der den neuen Berliner Weg beschwor.

Zum Sportlichen: Zu 99 Prozent folgt der siebente Abstieg seit 1963, 25 Punkte als Tabellenletzter sprechen bei zwei ausstehenden Spielen eine deutliche Sprache. Bis zum rettenden Ufer fehlen mit dem zweitschlechtesten Torverhältnis sechs Punkte. Natürlich erhoffen sich alle am kommenden Samstag, 20. Mai gegen den Mitkonkurrenten VfL Bochum, einen Sieg. Das reicht nicht. Es könnten bereits am vorletzten Spieltag die beiden direkten Absteiger feststehen. Hertha muss am letzten Spieltag nach Wolfsburg. Nicht nur gegen Bochum, sondern auch in Wolfsburg müsste gewonnen werden. Bochum müsste auch zu Hause gegen Leverkusen gewinnen und Stuttgart müsste zu Hause gegen Hoffenheim verlieren. Es ist eben unbefriedigend, zudem auf Hilfe anderer angewiesen zu sein. Daran ist Hertha selbst schuld.

Es passt wirtschaftlich in dieser Saison nicht, auch sportlich ist es nicht besser. Wer mag da noch an Wunder glauben. Für die Regionalliga im Amateurstadion reicht es, vielleicht.

Christian Zschiedrich

Füchse wahren Champions-League Chance

39:30 Sieg gegen Erlangen

Vier Tage nach der emotionalen Partie und dem deutlichen Sieg gegen Mitkonkurrent Flensburg wollten die Füchse auch gegen den Tabellenelften Erlangen nichts anbrennen lassen. Voll konzentriert gingen die Berliner von der ersten Minute die scheinbar leichte Aufgabe gegen die Franken an. „Wir haben einen Super-Start hingelegt“, fand Trainer Jaron Siewert im Nachgang. Besonders laut wurde von den 7373 Zuschauern dabei das 4:1 von Robert Weber in der fünften Spielminute bejubelt. Es war das 2500. Bundesliga-Tor für den kahlköpfigen Rechtsaußen. Damit ist der Österreicher der fünfte Spieler, der diese Marke erreicht hat. Weber war im März geholt worden, nachdem sich Stammspieler Hans Lindberg an der Hand verletzt hatte. Apropos Lindberg. Dem Dänen fehlen nur noch 12 Tore, zu „seinem“ Rekord (2905). Er könnte, vielleicht noch in dieser Saison, erfolgreichster Werfer der Bundesliga werden. Gegen Erlangen kam der 41-Jährige allerdings nur für Siebenmeter auf die Platte und verwandelte bei vier Versuchen zweimal.

Nach Webers Rekord-Tor freute sich kurz darauf auch Matthias Gidsel über einen Jubiläumstreffer. Das 10:6 (15.) war das 100. Saisontor des Dänen. Mit ihrem hohen Tempo wirbelten die Gastgeber die Gäste-Abwehr immer wieder durcheinander und bauten ihre Führung konsequent aus. Großen Anteil daran hatte auch Torhüter Lasse Ludwig. Der 20-jährige, der schon gegen Flensburg bravourös gehalten hatte, stand rund 50 Minuten im Kasten, obwohl Stammkeeper Milosavljev nach seiner Verletzung wieder einsatzbereit war.

Mit einem 19:13 ging es in die Pause. Der Vorsprung hätte noch deutlicher ausfallen können. Allein fünfmal trafen die Berliner Pfosten oder Latte des gegnerischen Tores. „Außerdem haben wir einige Mal frei vor dem Kasten nicht getroffen“, mahnte Trainer Siewert mangelnde Konzentration beim Abschluss an.

In der zweiten Spielhälfte setzten die Füchse ihre Torejagd fort, weil im Ringen um die Champions-League-Teilnahme das Torverhältnis eine entscheidende Rolle spielen kann. Den 19 Treffern aus der ersten Hälfte fügten die Berliner noch einmal 20 Tore hinzu, wobei sich besonders Lasse Andersson (halblinks) und Matthias Gidsel und Fabian Wiede auf der rechten Angriffsseite als eiskalte Vollstrecker erwiesen. Dass im Angriffswirbel die eine oder andere Chance nicht genutzt und die Abwehr manchmal etwas vernachlässigt wurde, fiel an diesem Abend nicht sonderlich ins Gewicht. „Das war heute mehr als in Ordnung“, fand Sportdirektor Stefan Kretzschmar. „Man muss nicht jedes Mal ein Haar in der Suppe suchen“. Am Ende siegten die Füchse mit 39:30 und weisen damit die gleiche Tordifferenz (+115) wie der SC Magdeburg auf, der auf Grund mehr geworfener Tore allerdings weiter vor den Berlinern auf dem zweiten Tabellenplatz liegt.

Herbert Schalling

Für die Füchse erfolgreich: Wiede 7, Holm 1, Andersson 8, Lichtlein 1, Lindberg 2/2, Gidsel 6, Freihöfer 2, Kopljar 1, Vujovic 2, Weber 6/1, Marsenic 3

Das Restprogramm der Füchse: Bergischer HC (A), Minden (H), Göppingen (A), Hamburg (H), Lemgo (A)

Machtmenschen und versammelte Inkompetenz

(L-R) Vize-Präsident Thorsten Manske, Präsident Werner Gegenbauer, Anne Jüngermann, Norbert Sauer, Fabian Drescher, Ingmar Pering und Peer Mock-Stümer von Hertha BSC während der Mitgliederversammlung am 25.10.2020 in Berlin, Deutschland. (Foto von Jan-Philipp Burmann/City-Press GmbH)

Als hätten sie nicht schon genug Probleme bei der Hertha, am 11. Mai 2023 überraschte die Meldung, dass das langjährige Präsidiumsmitglied Ingmar Pering seinen Posten nach 16 Jahren räumen wird. In der für den 14. Mai geplanten Mitgliederversammlung wird er nicht mehr seinen gewohnten Platz einnehmen. Der Rechtsanwalt gehörte seit 2007 dem Präsidium an und hatte sich bei den letzten Wahlen selbst um das Präsidentenamt beworben. Seine Kandidatur zog er zugunsten von Frank Steffel zurück.

Die Vorwürfe wiegen schwer, die Pering zur Begründung des Rücktritts anführt. Wie immer reißerisch die Boulevard-Presse.„Inkompetent“: Pering rechnet brutal mit Hertha-Präsident Bernstein ab“, titelt der Berliner Kurier. Die BZ kommt in großen Lettern.: „Chaos immer schlimmer!“

Ingmar Pering:„Ja, ich bin zurückgetreten, nachdem in letzter Zeit bei Hertha BSC zu viele Fehler und Pannen aufgetreten sind und ich das Gefühl habe, dass mein Rat und meine Vorschläge nicht mehr ausreichend gehört werden. Daraus habe ich jetzt meine Konsequenzen gezogen. Vor allem diese Äußerung dürfte für Aufregung sorgen: „Ich kann mich persönlich mit dieser Art der Führung des Vereins und auch mit den bisher gemachten Fehlern nicht mehr identifizieren. Sogar noch viel weniger als in der Ära Gegenbauer. Denn jetzt haben wir es nicht nur mit egoistischen und auf persönliche Vorteile bedachten Machtmenschen zu tun, sondern auch noch mit versammelter Inkompetenz.“

Für Pering war es sicherlich keine leichte Entscheidung, insgesamt war der gebürtige Berliner seit über 20 Jahren für den Verein aktiv. Auf seinen Rat wurde, so scheint es, wenig gehört. So sprach er sich 2012 gegen eine Weiterbeschäftigung von Michael Preetz als Manager aus. Jetzt war das Maß wohl voll, die Fehler und Pannen, die in letzter Zeit gehäuft auftraten, konnte er nicht mehr mittragen. Schwere Vorwürfe richtete er gegen Präsident Kay Bernstein im Zusammenhang des Zustandekommens des Deals mit dem neuen Investor 777.

Es ist ein Bild des Schreckens, dass der Verein aktuell abgibt, im Moment ist bei der Hertha wohl nichts mehr normal.

In den einschlägigen Internet-Foren wird eifrig diskutiert, dabei ist auch die Frage dem „Investorenfußball“ erlaubt. „Ein weiterer Traditionsverein ist so gut wie am Ende, Inkompetenz der Handelnden zu verdanken. Konstrukte wie RB werden immerhin von kompetenten Leuten geführt, mit dem Ergebnis, dass dort vor Ort viele Fußballinteressierte guten Fußball sehen und ggf. sogar zu „Fans“ mutieren können. Ich wette, dass viele Berliner Fußballinteressierte im Nachhinein bedauern, dass sich RB in Leipzig und nicht in Berlin angesiedelt hat – ausgenommen selbstverständlich die Unionisten sowie die „Herta-Traditionsfans“ in der Kurve oder auf den Führungssesseln, die lieber 2. Liga sehen, als eine Dose RB zu trinken….“

Geld fehlte immer schon bei der Hertha, wenn welches vorhanden war, verhinderte übersteigertes Machtbewusstsein, gepaart mit Inkompetenz einen erfolgreichen Weg. Das Kind jetzt ganz tief in den Brunnen gefallen. Gibt es noch einen Weg heraus aus der Misere oder ist es bereits zu spät?

Hans-Peter Becker

BR Volleys Saisonabschlussfeier-Party, Wehmut und neue Namen

Ihren dreizehnten Meistertitel zelebrierten die Berlin Recycling Volleys bereits am Samstagabend gebührend vor 8.500 Zuschauern, aber damit waren die Feierlichkeiten längst nicht beendet. Nachdem am Dienstagmittag (09. Mai 2023) der Empfang beim Regierenden Bürgermeister Kai Wegner anstand, folgte am Abend das traditionelle Saisonabschlussfest. Dabei wurden natürlich Headcoach Cedric Enard und sein Trainerteam gebührend verabschiedet, gleichzeitig wurden vier Abgänge und drei Neuzugänge im Kader genannt. 

Im Kreise von Partnern, Sponsoren, Volunteers und Fans wurde zunächst auf die ebenso ereignis- wie erfolgreiche Spielzeit 22/23 zurückgeblickt. Anschließend folgte ein ausführliches Dankeschön an alle Unterstützer, welche die große BR Volleys Familie ausmachen, ehe die mit Spannung erwartete Ansprache von Kaweh Niroomand folgte. Der Geschäftsführer verkündete, dass gleich neun Spieler des aktuellen Kaders auch in der nächsten Saison das Trikot des Hauptstadtclubs tragen werden. Marek Sotola, Cody Kessel, Ruben Schott, Timothée Carle, Adam Kowalski, Nehemiah Mote, Saso Stalekar und Satoshi Tsuiki bilden weiterhin ein starkes Gerüst. Für großen Jubel sorgte die Personalie Johannes Tille. Der Shootingstar dieser Saison wurde mit dem MVP-Award der Volleyball Bundesliga für die meisten Auszeichnungen aller Bundesligaspieler (9) geehrt. Danach bestätigte der neue Regisseur der BR Volleys unter tosendem Applaus, dass er seinen Vertrag für gleich drei Jahre in Berlin verlängert hat.

Zur Saisonabschlussfeier gehören jedoch traditionell Abschiede und auch diesmal ging der Abend nicht ohne Wehmut vorüber. Das Trainerteam Cedric Enard, Lucio Oro und Rafal Zajac wurde bereits am Samstag, 6. Mai vom Volleyballtempel-Publikum emotional aus dem Dienst in Berlin entlassen. Hinzukamen am Dienstagabend Athletiktrainer Timo Kirchenberger und Physiotherapeut Antu Fangmann. Während im Trainerteam also ein großer Umbruch vollzogen wird, herrscht im Kader Konstanz. Dennoch gab es für die BR Volleys Fans auch hart zu verkraftende Nachrichten. So wird Mittelblocker Anton Brehme, dem garantiert noch eine große Karriere bevorsteht, sich in der nächsten Spielzeit in einer europäischen Topliga versuchen. „Wenn er jemals nach Deutschland zurückkommt, dann nur zu uns“, versicherte Niroomand.

Nachdem er drei Trophäen für die BR Volleys in die Höhe strecken durfte, wird sich auch Kapitän Angel Trinidad einer neuen Herausforderung stellen. „Angel war ein ungemein wertvoller Charakter für diese Mannschaft, konstruktiv und teamorientiert. Er hat die Rolle als Kapitän trotz der sich ändernden Situation ausgefüllt und sich komplett in den Dienst der Mannschaft gestellt“, fand Niroomand für den Spanier lobende Worte. Ebenfalls verlassen werden den Deutschen Meister Außenangreifer Antti Ronkainen und Diagonalspieler Matheus Krauchuk.

Doch nach diesen Verabschiedungen wurden auch bereits neue Namen für das BR Volleys Team 23/24 genannt. Zwei deutsche Nationalspieler verstärken in der nächsten Saison die Mannschaft um Ruben Schott. Leon Dervisaj und Daniel Malescha werden zum Aufgebot des Hauptstadtclubs stoßen. Hinzukommt mit dem 31-jährigen Esten Timo Tammemaa ein erfahrener Mittelblocker aus der polnischen PlusLiga. Einzig die Suche nach dem vierten Außenangreifer läuft noch.

Im Anschluss wurde der Abend bei der obligatorischen Trikotversteigerung zum Wohle des Nachwuchses feierlich ausklingen lassen.

Quelle: Christoph Bernier/BR Volleys

Pressefoto credit © Andreas Gora

Nur ein Sieg im letzten CL-Heimspiel lässt Finalchancen offen

Am Freitag, 12.05.2023 (19.30 Uhr) steht für die Wasserfreunde Spandau 04 am 13. Spieltag der Gruppe B in der Champions-League-Hauptrunde das letzte Heimspiel der Saison im Königswettbewerb in der Schöneberger Schwimmhalle auf dem Programm. Gegner ist das spanische Team von CN Sabadell, in dessen Reihen auch mehrere iberische Weltmeister des Jahres 2022 stehen. Tabellarisch sind die beiden Rivalen auf den Rängen 5 (Spandau, 11 Punkte) und 6 (Sabadell, 10) Nachbarn und können sich bei einem Sieg in dieser Begegnung, der mit drei Punkten honoriert wird, noch gewisse (Spandau) oder vage (Sabadell) Erfolgschancen für die Qualifikation zum Final 8 Ende Juni/Anfang Juli in Belgrad ausrechnen.

Dieses erreichen nach dem abschließenden 14. Spieltag die 4 erstplatzierten Team aus der Gruppe. AN Brescia (31 P.), VK Novi Beograd (26) und FTC Budapest (22) sind bereits qualifiziert, Jug Dubrovnik (16) muss sich als Vierter noch der Verfolger erwehren, zu denen eben auch Spandau und Sabadell gehören. Jugs kommende zwei Partien sind nicht „ohne“. Auswärts in Marseille und Brescia punkten, ist nicht selbstverständlich. Allerdings hat auch Spandau nach der Heimpartie gegen Sabadell im finalen Hauptrundenspiel am 23. Mai bei VK Novi Beograd eine David-kontra-Goliath-Begegnung vor der Brust.

„Der Sieg gegen Sabadell ist Pflicht, darauf fokussieren und konzentrieren wir uns. Alles andere sind Rechenspiele, die nichts bringen. Die Parole des Tages lautet: Gewinnen!“, sagt Trainer Kchagias.

Im bilateralen internationalen Vergleich steht Spandau sogar im Vorteil: In bisher drei Begegnungen blieben die 04er ungeschlagen – ein gutes Omen. In der CL-Hauptrunde 2017/2018, nach der sich die Wasserfreunde für das Final 8 im Mai 2018 in Genua qualifizierten, gewann Spandau beide Spiele – 11:8 daheim, 11:9 auswärts, und im laufenden Wettbewerb holte sich das Team von Trainer Athanasios Kechagias am 30. November 2022 beim 9:9 (4:2,0:1,2:3,3:3 aus Spandau-Sicht) einen Punkt. Acht Torschützen erzielten die neun Treffer, allein Dennis Strelezkij war doppelt erfolgreich.

Quelle: Peter Röhle/Wasserfreunde Spandau 04

Champions League 2022 / 2023

12. Mai 2023

Wasserfreunde Spandau 04 – CN Sabadell

Spieltag 13

Spielbeginn: 19:30 Uhr

Spielort: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg, Sachsendamm 11, 10829 Berlin