Es war kein guter Spieltag für den Berliner Profi-Fußball. Fangen wir ganz weit unten an. In der Regionalliga hatte der BFC Dynamo bereits vor dem Spitzenspiel gegen Energie Cottbus alle Chancen verspielt. Sie müssen in der kommenden Saison einen neuen Anlauf nehmen. Gegen Energie gab es eine 0:2 Niederlage und etliche verletzte Polizisten. Der Polizeieinsatz schaffte es sogar als Meldung in die Tagesschau. Cottbus Trainer „Pele“ Wollitz soll zudem um sein Leben gefürchtet haben. Der Greifswalder FC hat vergeblich auf Schützenhilfe aus Hohenschönhausen gehofft. Es sind noch zwei Spieltage und Cottbus hat zwei Punkte Vorsprung, eine gewisse Spannung bleibt.
Am Sonntag, 5. Mai 2024, absolvierten die höherklassigen Berliner Profi-Teams ihre Spieltagesaufgaben. Hertha verlor in Elversberg, beide Teams stehen im Niemandsland der Tabelle und das Spiel hatte nur einen Wert für die Geldrangliste, sportlich ging es um die goldene Ananas. Sechs Tore fielen, es war wenigstens unterhaltsam.
Sehr bedeutungsschwer war dagegen die Partie des 1. FC Union gegen den VfL Bochum. Für beide galt, verlieren verboten. Bei der Lektüre des Buches „Gewöhnliche Leute“ von Werner Bräunig finden sich diese Sätze. „Man muß auch mal verlieren können. Man muß auch dreimal verlieren können. Obschon man das eigentlich nicht kann, das ist allerdings wahr. Die besten Verlierer sind immer die anderen, das ist ein brauchbarer Satz.“
Leider waren die Verlierer nicht die anderen. Der 1. FC Union, die Eisernen verloren das Spiel mit 3:4. Einer unterirdischen ersten Halbzeit, mit einem 0:3 Rückstand folgte ein kämpferisches Aufbegehren, es reichte nicht. Am Ende stand eine 3:4 Niederlage auf dem Board. Die Steigerung der Eisernen war auf Wechsel des Personals, verbunden mit einer Umstellung der taktischen Grundformation verbunden. Aus der 5er Kettte gegen den Ball wurde eine 4er Kette, Abwehrchef Kevin Vogt blieb in der Kabine. Die Begründung hierfür war, Vogt hatte lange nicht in einer 4er Abwehrkette agiert. Kevin Volland wurde in Halbzeit zwei ebenso nicht mehr gebraucht. In der Rolle als Doppelspitze mit Bendict Hollerbach blieb er wirkungslos. Er ist keine Sturmspitze, die haben die Eisernen nicht, hier ist in der Kaderplanung was schiefgelaufen. Nach Aussagen von Nenad Bjelica ist Volland mehr eine hängende Spitze und somit nicht der Zielspieler für den Strafraum. Die noch verbliebenen Stürmer sind mehr für die Außenpositionen spezialisiert.
Union hat alles noch in der eigenen Hand und der Spieltag war nicht vollends versaut, weil Heidenheim gegen Mainz Unentschieden spielte. In der Tabelle sind die Wuhlheider jetzt nur einen Punkt vom Relegationsplatz entfernt. Am kommenden Spieltag bleibt es weiter bedeutungsschwer. In Köln wird der FC die Minichance mit aller Kraft wahrnehmen, ein Sieg könnte die Möglichkeit am Leben erhalten, den Relegationsplatz zu erreichen. Mainz spielt gegen Dortmund und sollte dieses Spiel Unentschieden ausgehen, geht das Zittern weiter. Mal wieder ist Verlieren eigentlich verboten und dazu heimlich den Dortmundern die Daumen drücken.
Welch ein Kontrast beim 1. FC Union im Vergleich zum Vorjahr. In der Tabelle rangierten sie mit 59 Punkten auf Rang vier und am Ende stand die Qualifikation für die Champions League. Fast ein Jahr später, mit namhafterem Kader, stehen dort Werte eines Absteigers, 30 Punkte und ein Torverhältnis von 29 zu 54. Das Torverhältnis vor einem Jahr betrug 48 zu 34. Egal, was am Saisonende herauskommen wird, eine gründliche Analyse ist erforderlich. Im Fußball kann es schnell gehen, dazu reicht ein Blick zum Ortsrivalen.
Hans-Peter Becker