Es geht um die Gunst der Berliner

Es braucht wohl erst 10 Spiele, um etwas Genaueres über den möglichen Saisonverlauf verlauten lassen zu können. Ein guter Saisonstart sei sehr wichtig und lässt erahnen, wie sich eine Mannschaft in der Saison schlagen wird. Bereits eingefahrene Punkte aus in den ersten fünf Spielen motivieren und können dem Verein nicht mehr genommen werden. Was man hat, das hat man. Es muss gepunktet werden. Bleiben Punktgewinne aus, wird es immer schwieriger, sich von unten wieder nach oben zu arbeiten. Vergleichen wir mal unsere beiden Berliner Vereine in Liga 1 und 2.

Bundesligist Union, Tabellenplatz 10, hat in der Eliteliga nach Spieltag 4, 6 Punkte bei 8:11 Toren geholt. Vor ausverkauftem Haus, 59.500 Zuschauer in Frankfurt beim Tabellen 3., auswärts gegen die Eintracht gewonnen. Hertha hat bereits zwei Spiele mehr, nach 6 Spielen, nur 5 Punkte, bei 4:6 Toren. Das ist aktuell Tabellenplatz 15, ganz nahe bei den Abstiegsplätzen. 44.718 Zuschauer gegen Paderborn, bei der 0:2 Heim-Niederlage. Die Heimschwäche aus der letzten Saison scheint sich fortzusetzen. Anzunehmen, die Zuschauer kommen ohnehin ins Olympiastadion, getreu zu Hertha, der Zuschauerzuspruch kann ganz schnell kippen. Gegen die Pfiffe der eigenen Fans spielen zu müssen, macht garantiert keine Freude und den Anhängern auch nicht.

35 Jahre nach der Vereinigung ist die Einordnung von Ost und West vor allem im Sport nicht mehr ausschlaggebend. Entscheidend im Fußball ist immer, was auf dem Rasen geboten wird. Die Spielweise steht im Mittelpunkt, wie geht man zu Werke. Union könnte wohl erfolgreicher sein, zu viele Gegentreffer, deren 11, stören das Gebilde. Nun, dagegen 8 Tore auf der Habenseite sind vielversprechend. In Frankfurt müssen 4 Treffer erst einmal erzielt werden. Demzufolge war sehenswert und spannend der Spielverlauf. Mir hat imponiert, mit welchem Kampfgeist Union sich gegen die Frankfurter Angriffe zur Wehr setzte. Da war ganz großer Einsatzwille, gekämpft bis zum Umfallen in jedem Duell. Union erspielte sich auch unter Bedrängnis immer wieder Großchancen. Nach der 4:1-Führung schien alles gelaufen.

Die Aufholjagd wurde nach einem zweifelhaften Strafstoß beim Stande von 4:2 (Uzun, 80.), unterstützt. Eine lange überprüfte und dennoch sehr umstrittene Elfmeter-Entscheidung zum 4:3, Foulelfmeter, (87.). Eine Minute später folgte die Rote Karte für Trainer Steffen Baumgart. Der Tathergang lässt den Eindruck zu, ein Vergehen wurde förmlich gesucht. Das Engagement und die Emotionen des Trainers sind allgemein bekannt. Er habe den Mittelfinger Richtung Spielfeld gezeigt, so die Begründung. Baumgart gab im Nachhinein zu, nach dem Elfer völlig irritiert gewesen zu sein. Die Sky-Reporter meinten übereinstimmend, dafür ROT sei nicht angemessen. Wohl wissend, welche Existenzkämpfe durch solche Entscheidungen oft Vereine und Trainer durchleben müssen. Er habe ja auch noch mit einem Papierknöllchen Fußball gespielt. Also doch gesucht? Für Baumgart ist die Folge, „nur“ die Sperre als Trainer gegen seinen ehemaligen Verein HSV, am Sonntag, 28.09.2025 in der Alten Försterei. Ausgerechnet gegen Hamburg!

Herthas nächstes Spiel ist im Max-Morlock-Stadion, ebenfalls Sonntag, 28.09.2025, 13.30 Uhr, auch gegen einen Traditionsklub. Wer in Hannover gewinnt, warum nicht auch beim Club? Die haben in dieser Saison ebenfalls ihre Probleme. Bloß nicht immer tiefer rutschen!

Christian Zschiedrich

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Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

Ein Gedanke zu „Es geht um die Gunst der Berliner“

  1. So ganz unaktuell sind Ost-West Vergleiche bis heute nicht, in der Wahrnehmung ist Hertha bis heute wohl kein Ostverein, während die Köpenicker, als der erfolgreichste Ostverein der letzten Zeit wahrgenommen werden. Dieses Image wird von den Eisernen bis zum Erbrechen gepflegt. Wir aus dem Osten und dazu die Hymne. Die Anreise ins Stadion ist aktuell nicht einfach, ganz zu schweigen von den Eintrittskarten. Da ist die Situation bei der Hertha in Liga Zwei entspannter.
    Zuletzt ein Wort zu Steffen Baumgart und der „gesuchten“ Bestrafung. Die Erklärung in der PK nach dem Spiel in Frankfurt war ehrlich, aber dämlich. Eine Entschuldigung wäre angebracht gewesen. Hier kann ich mich dem Chefredakteur der Zeitschrift 11 Freunde anschließen. „Solches Gehampel an der Seitenlinie sieht natürlich immer ein bisschen peinlich aus. Vielleicht hätte ein wenig Ruhe seiner Mannschaft mehr geholfen als dieser Ausraster. Dass er hinterher noch nicht einmal die Größe hatte, sich wirklich zu entschuldigen, ist auf die Dauer ein bisschen peinlich.“

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