Die FuWo gibt auf

Titelseite der letzten Ausgabe

Das Ende war schon länger abzusehen. Nach der 42. Ausgabe der Fußball-Woche von 2025 an diesem Montag wird es keine weitere mehr geben. So ist es unter der Überschrift „In eigener Sache“ in der allerletzten Ausgabe nachzulesen. 102 Jahre (seit 1923) kannten die Leser in Berlin und auch anderswo das Fachblatt für den Amateurfußball.

Vor Jahren – nach dem Ausstieg des Olympia Verlages – durch den eigentlich auf die Druckerei spezialisierten Heiko Hülsmann vom Scheintot erweckt, ging es durch viel Engagement aller Mitarbeiter für die FuWo zunächst immer weiter.

Ein weiterer Tiefschlag waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Geschäftsgrundlage fiel nach zahlreichen Absagen und Streichung ganzer Spielzeiten komplett weg. Spenden halfen zwar, das Gröbste zunächst zu verhindern, die alte Höhe der Auflage konnte aber nie mehr erreicht werden.

Die Miethöhe in den Redaktionsräumen, ins Utopische gestiegene Papierpreise, vor allem aber die nicht rechtzeitig in Schwung gekommene Online-Präsenz nagten an der Substanz. Ein Mangel an neuen, halbwegs qualifizierten jüngeren Mitarbeitern zwang jüngst zur Rücknahme der gewohnten Form der Berichterstattung zu den Kreisligen A, B und C.

Nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Mitarbeiters Thomas Schoelkopf im Sommer des Jahres konnte kein Ersatz für dessen kompetente Aufbereitung aller Tabellen in der FuWo gefunden werden. Wo fand man bisher sonst Italiens 2. Liga mit Ergebnissen und Tabellenstand in Druckform? Welch sonderbarer Zufall, dass ausgerechnet 10 Wochen nach seinem Heimgang auch die Fußball-Woche beerdigt werden muss!

Herausgeber Horst Bläsig verriet in seinem Abschiedsschreiben, dass bis vor wenigen Tagen eine hektische Suche nach Investoren ohne Erfolg geblieben war.
Nun bekamen die Mitarbeiter – die meisten Freelancer – bereits Sonntagabend per E-Mail die in Trauer verfasste Mitteilung, dass zwei Jahre nach dem 100. Jubiläum Schluss ist.

Der Berliner Fußball-Verband soll die letzte Hoffnung auf ein Weiterleben gewesen sein. Er hätte mit dem Verlag gemeinsam das Fachblatt weiterführen sollen. Die kursive Fettdruck-Überschrift in Grün wird vielen Fußball-Amateuren und ihren Anhängern am Montag fehlen. Tatsache ist aber: Das Blatt wurde einfach zu wenig gekauft.
Die jüngeren konnten mit einer Zeitschrift in „Oldschool-Aufmachung“ nicht mehr soviel anfangen. Mit weniger Qualität in der Berichterstattung muss so mancher mit den einschlägig sonst bekannten Informationsquellen (wie mit KI-generierten Texten bei fussball.de zum Beispiel) zufrieden gewesen sein.

KI – die künstliche Art zu verfassen – mag bereits bei einigen Texten und ähnlichem eine große Hilfe geworden sein. Als authentischer, engagierter Mitarbeiter auf den Amateurplätzen sind die Programme noch nicht geeignet. Bei Wind und Wetter haben die Mitarbeiter (meist männlich) Berichte und Fotos pünktlich bis Sonntags um halb zehn geliefert.

Anmerkung: Der Autor Frank Toebs las seit seinem 13. Lebensjahr die FuWo. Seit mehr als 12 Jahren gehörte er zu den freien Mitarbeitern. Als er vor 40 Jahren für einige Zeit im Ausland wohnte, schickte ihm seine Mutter regelmäßig die FuWo in den Nordosten Englands, nach Hull.

Grafik: Frank Toebs

Ein Gedanke zu „Die FuWo gibt auf“

  1. 1992 war ich Yorkshire in der Nähe von Halifax und habe die FuWo auch immer per Post bekommen. Hat genau immer eine Woche gedauert…

    Kann nur zustimmen. Bin irgendwann 2000 dann untreu geworden (nach der aktiven Fußballer Zeit). Nur sehr selten habe ich sie mir gekauft.

    Man war ich stolz als ich zum ersten Mal namentlich als Torschütze drin stand. War zwar nur der Nachname und zum 3-0…. Aber trotzdem.

    Deine Worte haben mir aus der Seele gesprochen.

    Bin nun schon seit 49 Jahren in meinem Verein Mitglied und damit wohl das 7 längste Mitglied im Verein…. Auch das Verbundenheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert