Das Wochenende vor der Länderspielpause war für den Berliner Profifußball mit Nullpunkten gesegnet. Am Freitagabend, 31.08.2025 wollte Hertha seinen Aufwärtstrend, nach dem Auftritt in Darmstadt, fortsetzen. So war das Vorhaben, fast 40.000 Zahlende wollten das live im Stadion verfolgen. Es ging genau in die andere Richtung. Ein Pfeifkonzert begleitet die Hertha Profis zum Gang in die Kabine. Was war das für eine unterirdische Leistung? So ein Gegentor, bereits in der 5. Spielminute, das kann passieren, es bleibt genug Zeit zur Korrektur. Allerdings nicht, wenn man so auftritt wie die Hertha-Akteure in der verbleibenden Spielzeit. Das war ein erfolgloses Wochenende für Berlins Profifußballvereine, bei der Hertha ein kompletter Systemausfall. Die Mannschaft wirkte wie ein mittelmäßiger Drittligist, dem der Absturz in die Regionalliga droht. Ja, es wird nicht vergessen, dass neun Verletzte, zurzeit nicht einsatzfähige Profis, die Mannschaftsaufstellung für den Trainer nicht zur Qual der Wahl machten. Kurzfristig fiel noch Dawid Kownacki wegen muskulärer Problemen aus, auch das noch.
Wie ein Schatten ihrer selbst schlichen die Herthaner über den Platz. Der Gegner aus dem Saarland, Verlust des Trainers und der halben Mannschaft, neun Abgänge, wurde vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelt. Klar strukturiert im 4-2-3-1 lieferten die Elversberger einen überzeugenden Auftritt im Olympiastadion ab. Das System, die Spielidee funktionierten und so wurden alle Punkte mitgenommen.
In der zweiten Halbzeit stellte Stefan Leitl das System um und versuchte, die taktische Aufstellung der Gäste zu spiegeln. In der Pressekonferenz vor dem Spiel hatte er noch erklärt, eine Viererkette funktioniert nur, wenn davor die Sechserposition gut besetzt ist und da haben wir aktuell ein Problem. Hat die Mannschaft etwa selbst entschieden, es in der zweiten Halbzeit mit der Viererkette zu versuchen? Es wurde optisch etwas besser. Allerdings kassierte auch die Viererkette ein Gegentor. Die beiden Innenverteidiger standen nicht auf der gleichen Höhe, um den Stürmer ins Abseits zu stellen und es war passiert. Ob Hertha in der zweiten Pokalrunde, die Auslösung bescherte ein weiteres Heimspiel und der Gegner heißt Elversberg, Revanche nehmen kann, steht in den Sternen.
Vom Aufstieg sind sie aktuell Mondwelten entfernt, der Auftritt gegen Elversberg ähnelte dem eines Abstiegskandidaten. Die Saison ist noch lang und die Länderspielpause kommt gerade richtig. Allerdings müssen sie am nächsten Spieltag nach Hannover, die einzige Mannschaft der Liga, die bisher nur gesiegt hat. Wunder gibt immer wieder oder nicht!
Einen Systemausfall hatten sie nicht, die Eisernen, allerdings trotzdem keine Chance etwas Zählbares aus Dortmund mitzunehmen. Das war insgesamt zu wenig, die bleiben und bleiben immer in Dortmund. Zu groß war die individuelle Klasse des Champions League Teilnehmers. Die Baumgart-Schützlinge investierten viel, es reichte trotzdem nicht. Mit ein bisschen Matchglück wäre ein Ehrentreffer drin gewesen. So feierte Dortmund einen standesgemäßen Sieg. Manchmal muss man eben anerkennen, dass das eigene Potenzial, trotz allem Einsatz, nicht ausreicht. Das Ziel heißt Klassenerhalt und da zählt vor allem die Heimstärke und Auswärtsspiele gegen Kontrahenten auf Augenhöhe.
Hans-Peter Becker