CDW steht hier als Kürzel für Claus-Dieter Wollitz, Trainer des FC Energie Cottbus. Vor gut einem Jahr, bis zum 30. Spieltag, hatten der BFC Dynamo und Energie noch intakte Chancen, den direkten Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Am 32. Spieltag kam es dann zum direkten Aufeinandertreffen im Sportforum. Etwas untertrieben ausgedrückt, beide Fanlager sind sich in herzlicher Abneigung zugetan. Der BFC unterlag in einem von Randale mit geprägtem Spiel 0:2 und Pele Wollitz fürchtete um sein Leben. Es sollen Steine auf ihn geworfen worden sein, so geschehen am 4. Mai 2024. Ein paar Witzbolde haben jetzt auf dem Gelände eine Art Denkmal errichtet. Ein großer Stein mit einer Tafel: „Dieser Stein traf vermutlich das Opfer CDW am 04.05.24 beim Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus am Kopf. Die Folgen sind unübersehbar. Wir bitten um Verzeihung.“
Die Lausitzer Rundschau findet es geschmacklos und das Interportal Tag24 spricht von „Schmähung“. Nun ja, sportlich hat am Saisonende, ein Jahr darauf, bei den Cottbusern einiges nicht gestimmt. Aufstieg knapp verpasst und im Landespokal, im Halbfinale, am Oberligisten, dem „Regionalen Sportverein Eintracht Stahnsdorf“ gescheitert. Das ist für Energie zu verschmerzen, als Tabellenvierter sind sie für die erste Runde im DFB-Pokal qualifiziert.
Nach dieser längeren Einleitung widmen wir uns dem BFC Dynamo. Sie hatten sich zweifellos von der Saison mehr versprochen. Bleiben zwei kleine Trostpflaster übrig, von den fünf Berliner Regionalligisten holten sie die meisten Punkte und können noch Pokalsieger werden. Tabellenplatz Acht mit 49 Punkten, da war wohl mehr drin. Der Sturm erzielte 52 Treffer, das ist akzeptabler Ligadurchschnitt, dagegen sind 45 Gegentore zu viel für ein Spitzenteam. Mittelfristig haben sie das Ziel Aufstieg in die 3. Liga nicht aufgegeben. Leider wird auch in der kommenden Saison der Meister der Regionalliga Nordost nicht direkt den Fahrstuhl für eine Klasse höher besteigen können. Der BFC hätte zudem Schwierigkeiten, eine geeignete Spielstätte für die 3. Liga zu finden. In Berlin sind sogar geeignete Spielstätten für die viertklassige Regionalliga rar.

Damit wären wir beim zweitbesten Regionalliga-Team aus der Hauptstadt angelangt. Die VSG Altglienicke schloss die Spielzeit mit 47 Punkten einen Platz hinter dem BFC ab. Über ein eigenes, regionalligataugliches Stadion verfügten sie noch nie. Seit 2017 spielen die Volkssportler ununterbrochen in der Regionalliga, als Wanderzirkus bei ihren Heimspielen. Anfangs im Jahnsportpark, im Hertha-Amateurstadion und zuletzt im Zoschke, als Untermieter bei Lichtenberg 47. In der kommenden Saison wird ernsthaft erwogen, im Brandenburgischen Fürstenwalde zu spielen. Laut dem Abteilungsleiter Fußball der VSG, Marco Schröder, eine ernstzunehmende Option. Wie der BFC, sind die Altglienicker sportlich ihren Ansprüchen hinterhergelaufen. Zu Saisonbeginn wurde Semih Keskin vom Lokal- und Ligarivalen Viktoria 89 an den Alten Schönefelder Weg gelost. Er wurde bereits im März entlassen, sein Co. Trainer Dan Twardzik übernahm. Für die neue Spielzeit wurde Ersan Parlatan verpflichtet. Er würde bestimmt auch gern Klarheit darüber haben, wo genau die Heimspiele ausgetragen werden sollen. Auf eine Baugenehmigung für den Ausbau der Willi-Sänger-Sportanlage warten sie seit Jahren und bis zum 2. Juni 2025 muss an den Verband die Spielstätte gemeldet werden. Sollte es wirklich Fürstenwalde werden, wäre es ein Armutszeugnis für Sportstadt Berlin.
Auf Platz 10, hinter Altglienicke, kamen die Jungprofis von Hertha BSC II ins Ziel. Mit 45 Punkte und einer weitgehend von Abstiegssorgen freien Saison sollten sie im Westend eigentlich zufrieden sein. Diese Mannschaft ist wichtig für den weiteren Berliner Weg. Die Regionalliga weniger sollte es für Ausbildungszwecke nicht sein.
Mehr als zufrieden, sogar rundum zufrieden, ist man bei der kleinen Hertha aus Zehlendorf. Das Ziel, als Aufsteiger die Klasse zu halten, wurde erreicht. Am Ende sprang Platz 12 mit 38 Punkten heraus. Zehn Siege und 8 Unentschieden können sich für einen Neuling sehen lassen. Ungeklärt ist auch in Zehlendorf die Stadionfrage. Das Ernst-Reuter-Sportfeld hat aktuell keine Zulassung für die Regionalliga. Es fehlt ein Zaun für den Gästebereich. Nach Aussagen von Präsident Kamyar Niroumand warten sie auf die Baugenehmigung, es fehlt ein Gutachten vom Umweltamt (Baumwurzeln) und das dauert. Für die Heimspiele in der vergangenen Saison fanden die 03‘er Unterschlupf bei Viktoria im Stadion Lichterfelde.

Damit wären wir beim letzten Berliner Vertreter angelangt. Es ist noch gar nicht so lange her, da tanzten die Himmelblauen in der 3. Liga. Zurzeit ist es ein Trauerspiel, Tabellenvorletzter mit 32 Punkten. Ein Unentschieden am letzten Spieltag in Chemnitz reichte nicht für Platz 16 und den gesicherten Klassenerhalt. Jetzt heißt Daumendrücken für den Meister Lok Leipzig. Sollte dem Nordost-Meister der Aufstieg in der Relegation gegen den Nordmeister TSV Havelse gelingen, wären sie weiter in der Regionalliga dabei. Es wäre bitter, den Frauen von Viktoria gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga und die Männer wären nur noch Oberligist.
Hans-Peter Becker
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