Wer hätte das für möglich gehalten? Erst besiegen die Berliner in einem mitreißenden 5-Satz-Sieg Istanbul und nun bieten Berlins Volleyballer ihren Anhänger in einem Wochentagspiel vor 5.311 Zuschauern eine Verlaufs-Wiederholung und einen 3:2-Sieg ebenfalls im Tiebreak gegen die Weltklassemannschaft von Dynamo Moskau. Der Berliner Volleyballtempel stand förmlich Kopf. So eine Steigerung des Serniotti-Teams, da sprang der Funke aufs Publikum über. Da ging jeder in der Halle bei allen Aktionen begeistert mit, denn die Angriffe der körperlich großen und robusten Russen mit enormer Schlaghärte, gegen diese Schmetterschläge setzte der amtierende Deutsche Meister stets einen Dreierblock entgegen und dennoch war oft kein Kraut dagegen gewachsen.
Entsprechend gingen die ersten beiden Sätze verloren und selbst die Fans schienen sich beim Stande von 0:2 nach Sätzen mit einer Niederlage abzufinden. Auch wenn es verdammt eng war in den ersten beiden Sätzen. Bei einem Sieg darf vor Freude ein wenig humorvoll formuliert werden. BR Volleys Trainer Serniotti schrieb das Drehbuch, was nicht spannender hätte sein können. In der Endphase der beiden ersten Sätze nahm der Coach Robert Kromm und auch Paul Carroll vom Feld. „Roberto Serniotti will es doch nur spannend machen“, äußerte ich laut am Pressetisch und mein Nachbar Herbert Schalling meinte: „Der denkt schon an Samstag, an das nächste Playoff-Match gegen United Volleys Rhein-Main um die Deutsche Meisterschaft“. Es wurde wieder ein spannender, langer Volleyballabend. Nach 23:25 und 22:25 bauten die Russen ab und die BR Volleys gingen noch entschlossener und angespannt konzentriert von den Fußspitzen bis zu den Finger- und Haarspitzen ins Spielgeschehen, holten Bälle im Flug kurz vor Bodenberührung, sie gaben keinen Ball verloren, erkämpften die Führung 16:12 und 17:13.
Zwei benötigte Matchbälle, was soll’s, fünf hätten es bei der Führung von 24:17 werden können. Mit 25:19, viele glaubten an einen Achtungserfolg, verkürzten das Berliner Team auf 1:2. Von wegen 0:3, von wegen Achtungserfolg, im vierten Satz waren Paul Carroll und Co. gar nicht mehr aufzuhalten. Serniotti brachte Publikumsliebling Felix Fischer und mit ihm lief es noch besser als zuvor. Über die Zwischenstände 17:11, 19:12, 22:14 endete Satz 4 letztendlich 25:18 wieder zugunsten der Berliner, die das Match damit 2:2 ausglichen. Der fünfte Satz musste also im Tiebreak (bis 15) die Entscheidung bringen. Robert Kromm und Co hatten die weitaus bessere Aufschlagqualität, während Dynamo Moskau natürlich auch volles Risiko ging, so manchen Aufschlag aber ins Netz schlug.
Robert Kromm leistete sich beim Stande von 7:3 den Fehler, beim Aufschlag überzutreten, steckte das aber sofort weg. Seitenwechsel bei Acht, die Heimmannschaft führte mit drei Zählern 8:5. Enorme, ja frenetische Unterstützung der Berliner Volleyballanhänger, Stimmung hoch 3. Weitere zwei Zähler folgten, die Berliner erhöhten auf 10:5. Über 13:9 erzielten die Schützlinge von Serniotti den Matchball bei 14:10. Und diesmal saß gleich der erste zum 15:10, anhaltender, frenetischer Jubel, überschäumende Stimmung beim kaum erwarteten, sensationellen 3:2-Sieg. Diesem Bericht folgt in Kürze der Videobeitrag „Best of Five“ und in Anbetracht der besonders guten Leistung ein zweiter Videobeitrag mit dem Interview mit Manager Kaweh Niroomand und Kapitän Robert Kromm.
Christian Zschiedrich
Fotos Andreas Bock – Sportfotografie