Die BR Volleys begeistern und mischen die Championsleague auf

Wer hätte das für möglich gehalten? Erst besiegen die Berliner in einem mitreißenden 5-Satz-Sieg Istanbul und nun bieten Berlins Volleyballer ihren Anhänger in einem Wochentagspiel vor 5.311 Zuschauern  eine Verlaufs-Wiederholung und einen 3:2-Sieg ebenfalls im Tiebreak gegen die Weltklassemannschaft von Dynamo Moskau.  Der Berliner Volleyballtempel stand förmlich Kopf. So eine Steigerung des Serniotti-Teams, da sprang der Funke aufs Publikum über. Da ging jeder in der Halle bei allen Aktionen begeistert mit, denn die Angriffe der körperlich großen und robusten  Russen mit enormer Schlaghärte, gegen diese Schmetterschläge setzte der amtierende Deutsche Meister stets einen Dreierblock entgegen und dennoch war oft kein Kraut dagegen gewachsen.

Entsprechend gingen die ersten beiden Sätze verloren und selbst die Fans schienen sich beim Stande von 0:2 nach Sätzen mit einer Niederlage abzufinden. Auch wenn es verdammt eng war in den ersten beiden Sätzen. Bei einem  Sieg darf vor Freude ein wenig humorvoll formuliert werden. BR Volleys Trainer Serniotti schrieb das Drehbuch, was nicht spannender hätte sein können. In der Endphase der beiden ersten Sätze nahm der Coach Robert Kromm und auch Paul Carroll vom Feld. „Roberto Serniotti will es doch nur spannend machen“, äußerte ich laut am Pressetisch und mein Nachbar Herbert Schalling meinte: „Der denkt schon an Samstag, an das nächste Playoff-Match gegen United Volleys Rhein-Main um die Deutsche Meisterschaft“. Es wurde wieder ein spannender, langer Volleyballabend. Nach 23:25 und 22:25 bauten die Russen ab und die BR Volleys gingen noch entschlossener und angespannt konzentriert von den Fußspitzen bis zu den Finger- und Haarspitzen ins Spielgeschehen, holten Bälle im Flug kurz vor Bodenberührung, sie gaben keinen Ball verloren, erkämpften die Führung 16:12 und 17:13.

Zwei benötigte Matchbälle, was soll’s, fünf hätten es bei der Führung von 24:17 werden können.  Mit 25:19, viele glaubten an einen Achtungserfolg, verkürzten das Berliner Team auf 1:2. Von wegen 0:3, von wegen Achtungserfolg, im vierten Satz waren Paul Carroll und Co. gar nicht mehr aufzuhalten. Serniotti brachte Publikumsliebling Felix Fischer und mit ihm lief es noch besser als zuvor. Über die Zwischenstände 17:11, 19:12, 22:14 endete Satz 4 letztendlich 25:18 wieder zugunsten der Berliner, die das Match damit 2:2 ausglichen. Der fünfte Satz musste also im Tiebreak (bis 15) die Entscheidung bringen. Robert Kromm und Co hatten die weitaus bessere Aufschlagqualität, während Dynamo Moskau natürlich auch volles Risiko ging, so manchen Aufschlag aber ins Netz schlug.

Robert Kromm leistete sich beim Stande von 7:3 den Fehler,  beim Aufschlag überzutreten, steckte das aber sofort weg. Seitenwechsel bei Acht, die Heimmannschaft führte mit drei Zählern 8:5. Enorme, ja frenetische Unterstützung der Berliner Volleyballanhänger, Stimmung hoch 3. Weitere zwei Zähler folgten, die Berliner erhöhten auf 10:5. Über 13:9 erzielten die Schützlinge von Serniotti den Matchball bei 14:10. Und diesmal saß gleich der erste zum 15:10, anhaltender, frenetischer Jubel, überschäumende Stimmung beim kaum erwarteten, sensationellen 3:2-Sieg. Diesem Bericht folgt in Kürze der Videobeitrag „Best of Five“ und in Anbetracht der besonders guten Leistung ein zweiter Videobeitrag mit dem Interview mit Manager Kaweh Niroomand und Kapitän Robert Kromm.

Christian Zschiedrich

Fotos Andreas Bock – Sportfotografie

Mitglieder Rekord beim Landessportbund Berlin

Laut neuester Jahresstatistik: 642.225 Berliner sind in den Vereinen organisiert, dieser stolze Rekord ist umso bemerkenswerter, weil über 100 Vereine von Einschränkungen betroffen waren oder aktuell noch sind, die durch die Unterbringung geflüchteter Menschen in Sporthallen entstanden.

Die Steigerung in den letzten 10 Jahren betrug rund 95.000 Mitglieder. Die LSB-Mitgliedsverbände mit den größten Mitgliederzuwächsen waren der Fußball-Verband (+4.516), der Turn- und Freizeitsport-Bund (+3.152), der Landesverband Berlin des Deutschen Alpenvereins (+1.775), der Basketball-Verband (+1.242) sowie der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband (+1.131). Es folgen die Leichtathleten (+983), Schwimmer (+637) und Tennisspieler (+488).

Das deutliche Plus fällt in eine Zeit zunehmender Finanzierungsprobleme des Berliner Vereinssports. Wachsende Mitgliederzahlen bedeuten eine höhere Förderung durch den Landessportbund für seine Mitgliedsorganisationen. Demgegenüber stehen Einnahmeverluste des LSB aufgrund der sinkenden Lotto-Mittel. Es treiben so viele Berlinerinnen und Berliner Sport in den Vereinen wie noch nie. Rund 60.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vereinen und Verbänden leisten Großartiges. Dazu LSB-Präsident Klaus Böger: „Das Engagement der Ehrenamtlichen darf nicht überstrapaziert werden. Der Sport hat Anspruch auf eine angemessene finanzielle Förderung“. Mehr Sporttreibende in dieser großen Anzahl bedeutet mehr Arbeit.

Der LSB-Präsident  „Der Vereinssport ist auch im Online-Zeitalter hochmodern.”  Wir fügen hinzu: Zum Glück, weg von der sitzenden Tätigkeit – Bewegung ist gefragt. Fußball, Turnen, Tennis, Schwimmen und Klettern bzw. Bouldern sind die fünf beliebtesten Sportarten in den Berliner Vereinen. Über 10.000 neue Mitglieder in den letzten zwölf Monaten heißt: Die rund 2.400 Sport-Vereine in Berlin haben an Attraktivität nichts eingebüßt.

Christian Zschiedrich

Große Ziele des FC Hertha 03 Zehlendorf

Grafik: Sportick

In der NOFV Oberliga Nord spielten mit unterschiedlichem Erfolg die Berliner Vereine entsprechend der Tabellenqualifizierung: VSG Altglienicke (2.), Lichtenberg 47 (3.), Tennis Borussia (4.), FC Hertha  03 (6.) und CFC Hertha 06 (11.). Es wird nur einen Aufsteiger geben und der heißt entweder Optik Rathenow (42 P.), VSG Altglienicke (42. P.) oder Lichtenberg 47 (39 P.).

In der vergangenen Woche kam es infolge des Berlin-Pokals nur zu dem torlosen Nachholspiel SV Altlüdersdorf (9.) gegen Tennis Borussia (4.). Der Borusse Sakran musste mit einer Roten Karte – Notbremse – bereits in der 24. Minute den Rasen verlassen.  So gesehen war der Punkt für TeBe in Unterzahl,  auch den letzten Ergebnissen nach, ein Erfolg. Ich erwähnte den Berlin-Pokal. Das Finale haben zwei Regionalligisten erreicht: Der BFC Dynamo trifft auf den FC Viktoria 89. Dynamo schaffte das mit einem 3:0 über SD Croatia, Tabellendritter der Berlin-Liga. Viktoria 89 schlug die ambitionierte VSG Altglienicke sogar deutlich 4:0. Mit Altglienicke sind wir wieder in der Oberliga. Am Mittwoch kann die VSG sogar mit einem Sieg im Nachholspiel bei den abstiegsgefährdeten Germanen in Schöneiche Tabellenführer werden und die Rathenower überflügeln. Der 21. Spieltag bescherte Siege für die drei führenden Mannschaften: Optik Rathenow – Hansa Rostock II 7:1, VSG Altglienicke – FC Strausberg 5:1 und einen Derby-Sieg von Lichtenberg 47 über Tennis Borussia mit 3:2. Hertha 06 und Hertha 03 spielten  gegen 1. FC Frankfurt und den SV Altlüdersdorf  beide Begegnungen endeten 2:2.

Bis auf Hertha 03 haben die anderen Berliner Mannschaften am kommenden 22. Spieltag Auswärtsbegegnungen. Hertha 03 empfängt am Freitag, 19.45 Uhr, den Tabellenvierten Anker Wismar.  Der Präsident von Hertha 03, Kamyar Niroomand, Bruder von Kaweh Niroomand, in dieser Eigenschaft bei den BR-Volleys tätig, wurde von den Zehlendorfer Mitgliedern für die nächsten zwei Jahre im Amt bestätigt und obendrein erhielt er aus den Händen von Uwe Hammer die DFB-Verdienstnadel. Niroomand kündigte in seiner nächsten Amtszeit große Ziele mit den Zehlendorfern an. Die Rede ist nicht nur vom Aufstieg, sondern Hertha 03 möchte sich zu Berlins Amateurverein Nr.1 entwickeln. Wir werden das Ganze aufmerksam verfolgen

Energie Cottbus schlägt Jena, aber das Nachholspiel

Aus der Regionalliga in die 3. Liga aufzusteigen bedarf es konstanter Leistungen. Der Meister steigt ja nicht direkt auf, muss durch eine Relegation. SV Meppen, Viktoria Köln, Waldhof Mannheim oder die SpVgg. Unterhaching, aus der Regionalliga-Südwest der SV Elversberg, könnten mögliche Gegener sein.
Am 26.Spieltag der Regionalliga Nordost kam es zum Aufeinandertreffen Energie Cottbus – Carl Zeiss Jena, vor 13.290 Zuschauern. Ja, Sie haben richtig gelesen, so viele waren dabei, und das bei einem Regionalligaspiel. Für die Pele Wollitz-Truppe war das die letzte Chance, um das Titelrennen spannend zu halten. Jena ging in Führung – 1:0 (13.) Kühne. Der Ausgleich fiel durch Stein (34.). Energies Führung besorgte Ziegenbein (62.) und Mamba (86.) machte den Deckel drauf. Ein 3:1 für Cottbus, die in der Tabelle fünf Punkte auf Jena hinterherhinkt. Beide Vereine haben noch acht Spiele zu bestreiten. Geht Jena etwa in der Endphase die Luft aus? Cottbus hofft darauf. Jena – bisher sehr beständig – hat das bessere Torverhältnis. So erfolgsorientiert spielt Cottbus auch nicht immer. Im Nachholspiel am vergangenen Mittwoch im Stadion Lichterfelde, Zuschauer 1.588, kam Energie über ein 0:0 gegen Viktoria 89 nicht hinaus. Die gereiften und sehr stabilen 89er hatten sogar die besseren Möglichkeiten in einem ansehnlichen Spiel. Infolge der Cottbusser Aufholbemühungen ging das Berlin-Derby BFC Dynamo – Hertha BSC II am Mittwoch vor 668 Zuschauern im Jahn-Sportpark fast unter. Hertha gewann beim BFC Dynamo 3:0 und Dynamo holte sich am Wochenende gleich die nächste Niederlage beim 2:3 gegen 1.FC Lok Leipzig ab.

Ab in die Niederungen, Platz 11, bis zu den Abstiegsplätzen sind es noch sechs Punkte Vorsprung. Hertha besiegt also den BFC und verliert daraufhin zu Hause im Amateurstadion 2:3 gegen Union Fürstenwalde (Tabellen 15.). Da lob ich doch den Berliner AK. Zwar nur 125 Zuschauer gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten TSG Neustrelitz, Zimmer (51.) und Kahlert (82.) waren die Torschützen beim 2:0-Sieg. BAK hat nunmehr 44 Punkte und rangiert auf Platz 4.
Christian Zschiedrich

Wasserfreunde Spandau 04 – Hauptrunde auf Platz 1 beendet

Die Wasserfreunde Spandau 04 haben nur wegen des besseren Torverhältnisses gegenüber Waspo Hannover die Hauptrunde nach 14 Spielen auf Platz 1 beendet. Im letzten Spiel der Hauptrunde gewannen die Spandauer 18:6 bei der SG Neukölln durch Tore von L. Gielen(4), N. Dedovic(3), M. Cuk, T. Preuß, P. Gottfried, M Stamm, S. Hamby (je 2) und L. Küppers(1). Während die Hannoveraner mit 9:4 im Halbfinale des Pokals über die Wasserfreunde Spandau triumphierten, hatten sie jetzt punktgleich das Nachsehen gegenüber den Berlinern. Gegen die ausgebuffte, mit Stars vom Balkan besetzte Truppe aus Hannover so viele Tore wettzumachen, das war keineswegs selbstverständlich. Jetzt haben die 04er auf jeden Fall den Heimbonus in allen folgenden Runden bis zum Best-of-Five-Finale. Trainer Petar Kovacevic: „Daraus müssen wir etwas machen.“ Bisher waren die Leistungen nicht immer konstant. Doch der Rekordmeister scheint nun richtig in Fahrt gekommen zu sein. Das gesteigerte Leistungsniveau jedenfalls beeindruckte. In Neukölln ließen die Spandauer beim 6:18 im ersten(0:5) und im vierten Viertel(0:3) kein Gegentor zu. Der Spieler des Tages wurde Tobias Preuß.
Christian Zschiedrich

3. Int. Bürgermeister Cup 2017 Berlin – Taekwondo

In diesem Jahr wurde der 3. Int. Bürgermeister Cup 2017 von Berlin im Taekwondo unter der Schirmherrschaft des Regierenden Berliner Bürgermeisters, Michael Müller ausgetragen, der rein durch Koreanischer Hand ausgerichtet wird. Pünktlich zur offiziellen Eröffnung des Bürgermeister Cups, ließ sich der Regierende Bürgermeister durch seinen Assistenten aus der Staatskanzlei von Berlin entschuldigen . Großmeister Chae (9.Dan) wurde im Auftrage des Bürgemeisters für sein besonderes Engagement geehrt. Angereiste Gäste, wie z.B. der Botschafter aus Korea und namhafte Sponsoren, hielten ebenfalls feierliche Reden.  Die Schöneberger Sporthalle war bei sage und schreibe etwas mehr als 300 Starts gut an Sportlern aus dem Nachwuchs- und fortgeschrittenen Bereich gefüllt. So konnten auch die Aufführungen der Koreanischen Trommeltänzer und Tänzerinnen Ihr Können unter Beweis stellen. Sie wurden vom Publikum dafür gefeiert.

Bei dem eigentlichen Cup, der ein offenes Turnier ist und nicht abhängig von Landesverbänden wie dem BTV oder TVBB, geht es mehr um den traditionellen Sport aus Korea. Es ging nicht nur um den Kampf (Kyorugi), auch nicht um den Klassischen Formenlauf (Poomsae), sondern  z.B. um den Twio Ap‐Chagi – heißt um den höchsten gesprungenen und getroffenen Ap Chagi – dieser gewinnt in seiner Leistungsklasse.

Beim Kyorugi wurde nicht mit elektronischen Kampfwesten gekämpft und gepunktet, sondern nach alter Schule mit Blauem und Rotem Handschuh. Vereine wie TKD Elite Berlin oder die Dragons konnten Ihren Nachwuchs in den Mannschaftswertungen weit vorne platzieren.

 

 

 

DEL Playoffs – Eisbären droht Saisonaus

Welche Chancen haben die Eisbären noch im Halbfinale ? Am morgigen Sonntag stehen in München bereits mit dem Rücken zur Wand. Eine Niederlage und München würde in das Finale einziehen. Florian Busch sagte nach der 1:3 Niederlage am Freitag, „die Hoffnung stirbt zuletzt, auf jeden Fall werden wir alles versuchen“. Mit München haben die Eisbären die spielerisch stärkste Mannschaft der Liga für das Halbfinale abbekommen. Lediglich Spiel 1 konnte in München nach Verlängerung gewonnen werden.

Es kann schon ein bisschen frustrierend sein. Da boten die Eisbären eines ihrer besten Saisonspiele und es reichte trotzdem nicht. Jonas Müller brachte die Eisbären in der ausverkauften Arena im 1. Drittel in Führung. Den Münchnern reichten im Mittelabschnitt 2 Abwehrfehler der Eisbären um das Spiel zu drehen. Die Eisbären kämpften tapfer weiter, konnten aber den Puck nicht mehr im Tor von Danny aus den Birken unterbringen. Der dritte Treffer fiel in der Schlussminute während einer empty-net Situation. Es war die dritte Halbfinal-Niederlage in Folge. Sie wären eigentlich wieder dran mit einem Sieg, die Eisbären. Sollte das gelingen, gäbe es mindestens noch ein Spiel in der heimischen Arena.

Selbst wenn es am Sonntag in München schief gehen sollte, die Eisbären haben eine alles andere als optimal gelaufenen Saison schon längst gerettet. Seit dem Viertelfinale, als den ambitionierten Mannheimern ihr Saisonaus beschert wurde, ist alles andere Zugabe. Die Fans der Eisbären wissen das zu würdigen.

Hans-Peter Becker

1. FC Union Berlin – Dämpfer in Hannover

Seit dem 16. Spieltag – 0:3 Niederlage in Heidenheim – wußten sie nicht mehr, wie sich eine Niederlage anfühlt. Am 26. Spieltag war es wieder soweit. Die Eisernen kassierten in Hannover mit 0:2 ihre 6. Saisonniederlage. Zur Halbzeit war noch alles in Ordnung. Tore waren nicht gefallen. 49.000 Zuschauer, darunter mindestens 10.000 Anhänger der Eisernen, hatten ein taktisch geprägtes und mit viel Kampf und Einsatz geführtes Spiel gesehen.
Jens Keller nahm zwei Änderungen gegenüber dem vorangegangenen Spieltag vor. Der wieder genesene Pedersen ersetzte Parensen in der Abwehrreihe und Daube übernahm im defensiven Mittelfeld die Position von Fürstner. Er musste sich während der Länderspielpause einer Operation am Knie unterziehen. Taktisch sortierte sich die Aufstellung zu einem 4-2-3-1 System mit defensivere Ausrichtung. Mit Polter war nur ein Stürmer für die Eisernen auf dem Platz. Andre Breitenreiter in seinem ersten Pflichtspiel als Trainer der 96er stellte ein 4-4-2 dagegen.
Zunächst neutralisierten sich beide Mannschaften. Union war sehr darauf bedacht kein Gegentor zu kassieren. Die Angriffsversuche wurden sehr zögerlich vorgetragen. Die Möglichkeiten zu schnellen Konterattacken verpuffte meist wirkungslos. Polter hing in Luft, mehr als die Bälle „festzumachen“, und auf diese Art Zeit zu gewinnen war nicht drin. Union musste nicht unbedingt, so lange es Unentschieden stand war alles in Ordnung. Hannover war unter Zugzwang, brauchte unbedingt die Siegpunkte. Offensiv war es mau was beide bis zum Pausentee ablieferten.
In der 2. Halbzeit verstärkten beide ihre Angriffsbemühungen. Zu personellen Veränderungen sahen sich beide Trainer bei Wiederanpfiff nicht veranlaßt. In der 54. Minute fiel das 1:0 für Hannover. Auf Höhe der Mittellinie landet der Ball bei Harnik, der kommt auf der Außenbahn ins laufen. Die Flanke landet bei Füllkrug, gekonnte Ballannahme, Schuss aus kurzer Distanz und Tor. Mesenhöler tauchte ab, ist fast dran, doch Ball ist hinter der Linie. Hätte er sich für eine Fußabwehr entschieden, wäre das vielleicht zu verhindern gewesen. Es war nicht seine Schuld, der Ball war sehr platziert. Union schien beeindruckt und Hannover setzte nach. In der 67. Minute unterlief Kreilach ein tragisches Eigentor im Anschluss an eine Ecke für Hannover. Sein passiver Kopfball schlägt als schräges Ding direkt neben dem Pfosten ein. Mesenhöler streckte sich vergebens.
Sofort griff die Trainerbank ein. Keller nahm einen Doppelwechsel vor. Für Daube kam Redondo und Hedlund machte Platz für Hosiner. Aus dem 4-2-3-1 wurde ein 4-4-2, ein zusätzlicher Stürmer und ein offensiver Mittelfeld-Renner. Die Wende gelang nicht mehr. Hannover brachte den Sieg nach Hause und schloss bis auf einen Punkt in der Tabelle zu den Eisernen auf. Es wird wieder eng an der Tabellenspitze. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt den Eisernen nicht. Eine englische Woche steht bevor. Bereits am Mittwoch geht es weiter mit dem Ostderby gegen Erzgebirge Aue. Aufstiegs- gegen Abstiegskampf, eine Konstellation, die nicht ohne ist.
In der 78. Minute musste Kapitän Felix Kroos verletzt den Platz, hoffentlich nichts Ernstes.
Hans-Peter Becker

Das Spiel Hertha BSC – TSG Hoffenheim muss wiederholt werden

Wir sind geneigt, heutzutage alle Schiedsrichterentscheidungen als Tatsachen-Entscheidungen – vor allem bei Foulspiel – hinzunehmen. Selbst wenn Mittelstädt den Ball gar nicht mit der Hand berührt hätte, der Elfmeterpfiff wäre eine Tatsachenentscheidung gewesen. Zum Glück gibt es entgegen der Tatsachenentscheidung, den Regelverstoß bei der Ausführung. Der ist im Freitagabendspiel so offenkundig zu Tage getreten, dass er keineswegs anders gedeutet oder wegdiskutiert werden kann. Eindeutiger und klarer kann ein Regelverstoß gar nicht sein, auch wenn Benjamin Brand aus Bamberg die Partie sonst fast fehlerfrei leitete. Man stelle sich vor, bei Abseitsentscheidungen sind Schiedsrichter-Teams Zentimeter und Millimeter genau. Bei der Strafstoßausführung übersahen die Unparteiischen, dass gleich sieben Feldspieler zu früh, ja sogar wesentlich zu früh in den Strafraum gelaufen waren. Hätte Rune Jarstein den Ball gehalten, hätte es bestimmt eine Wiederholung gegeben. Drei Gästespieler waren mit Hertha-Abwehrspielern fast gleichzeitig mit dem Schützen mitgestartet und beim Elfmeterstoß ganz nah an den Elfmeterpunkt gekommen. Die Regel besagt, beim Elfmeter hat, bis auf den Schützen, kein anderer Spieler im Strafraum zu sein. Das gilt natürlich auch für Angreifer und nicht nur für Abwehrspieler. Der Strafstoß hätte, so wie im Fernsehen dokumentiert, wiederholt werden müssen – ein klarer Regelverstoß und nicht etwa eine Tatsachenentscheidung. Der DFB straft ja auch im Nachhinein Taten von Spielern, die dem Referee entgangen waren, die er mitunter nicht sehen kann. Es bedarf in diesem Falle auch gar keines Einspruches von Hertha BSC. Der Manager wird bestimmt in Kenntnis der Regel den Schiedsrichter gebeten haben, den Protest im Spielberichtsbogen zu vermerken; er kann auch im Nachhinein noch erfolgen. Noch einmal: Drei Hoffenheimer waren bei der Ausführung mit in den Strafraum gelaufen. Was einfach nicht sein darf.
Christian Zschiedrich

Ärgerlich, wie die sonst heimstarke Hertha gegen Hoffenheim leiden mußte

Hoffenheim setzte sich am 26. Spieltag entscheidend von Hertha in Richtung Champions-League ab.  Im Vergleich zur 2:4-Niederlage in Köln wechselte Pal Dardai zweimal: Esswein und Mittelstädt ersetzten Haraguchi (Bank) und Plattenhardt, der wegen einer Mittelohrentzündung fehlte. Hertha begann gut und ging sogar in Führung (32.).  Pekarik hämmerte einen von Esswein abgefälschten Kalou-Pass in den unteren rechten Winkel. Es war sein erstes Tor im 151. Bundesliga-Spiel.

Der Ausgleich ließ nur fünf Minuten auf sich warten. Mittelstädt hatte bis dahin beeindruckend gut gespielt. Dem  Youngster  sprang der Ball im Strafraum unglücklich an die Hand – ein Reflex, der ausgerechnet ihm passieren musste. Schiedsricher  Benjamin Brand zeigte auf den Punkt und Kramaric, der kurz vor dem 1:0 den Ball verloren hatte, glich die Partie aus elf Metern wieder aus (38.). Das Handspiel hatte übrigens noch die Gelbe Karte zur Folge. Und was überhaupt nicht sein darf, insgesamt standen während der Ausführung des Elfmeters gleich sieben Feldspieler im Strafraum; ein eindeutiger, klarer Regelverstoß! Mit 1:1 ging es auch in die Pause. In der 58. Minute hatte Hertha das Spiel bereits verloren. Ein Zweikampf Mittelstädt gegen Amiri hatte die Gelb-Rote Karte für den Berliner zur Folge, allerdings klar zu erkennen, Mittelstädt spielte und traf eindeutig nur den Ball. Den Schiedsrichter störte das gestreckte Bein (gefährliches Spiel Gelb). Kann man so sehen. Wozu auch Milde wahren, Ibisevic hatte den Referee bereits mehrmals angemeckert und mit abfälligen Gesten bedacht. Doch zu diesem Platzverweis darf auch angeführt werden, dass in hochklassigen Zweikampfführungen der Ball nur mit einem gestreckten Bein erreicht werden kann. Also Herthas Dezimierung eine  Vorgeschichte. In Unterzahl entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Hoffenheim war klar besser. Es war ein Leidensweg für die Mannschaft, die aufopferungsvoll das 1:1 über die Runden bringen wollte und ebenso für Herthas Anhänger. Das 1:2 (76.) beendete den Leidensweg für die Hertha-Fans. Gut 42.000 Zuschauern waren am Freitagabend im Olympiastadion. Ein Gewaltschuss aus vollem Lauf, Entfernung 25 m,  Süle traf in seinem 100. Spiel genau unter die Latte. Wenn ein Team zurückliegt, wird in der Regel der Angriff verstärkt. Pal Dardai standen die Verstärkungen nicht zur Verfügung. Im Gegenteil, er nahm Ibisevic und Kalou und zum Schluss sogar noch Esswein vom Feld. Ibisevic kann nicht runterschlucken, wenn der Unparteiische seiner Meinung nach falsch entscheidet; hat es im Laufe der Jahre nicht gelernt, den Mund zu halten und auf abwertende Gesten zu verzichten. Er holte sich die 5. Gelbe Karte ab und wird nun in Gladbach fehlen. Damit erweist er als Kapitän seiner Mannschaft einen Bärendienst. Und rein sportlich gesehen, mir imponiert die Entwicklung von Sandro Wagner. Wir tun – glaube ich – gut daran, das zu akzeptieren und anzuerkennen, auch wenn die Jahre in Berlin leider nicht gerade von Erfolg gekrönt waren. Durch seinen Einsatz und der Vorarbeit des Sandro Wagner machte der Elfmeterschütze Kramaric mit seinem zweiten Tor in der 86.Minute den Deckel drauf. Für Hertha und vor allem für Youngster Mittelstädt ein rabenschwarzer Tag.
Christian Zschiedrich