Ein Blick auf die Mannschaftsaufstellung der Eisbären ließ nichts gutes erahnen. Es kamen nur drei Reihen zusammen. In der nicht vorhandenen vierten Reihe konnte lediglich Thomas Reichel für Entlastung sorgen. Der Gast aus München bot zwar fast vier komplette Spielreihen auf, gewechselt wurde, abgesehen von Center Mark Voakes und Verteidiger Andrew Bodnarchuk, im Rhythmus mit drei Spielreihen.
Das erste Spieldrittel gehörte den
Eisbären, sie wirkten frischer und gedanklich schneller, nutzten die
Fehler im Spielaufbau gnadenlos aus. Es waren nicht ganz sieben
Minuten gespielt, da führten die Eisbären mit 2:0. James Sheppard
hatte als doppelter Torschütze zugeschlagen. An Treffer Nummer eins
war der Neuzugang, Goalie Justin Pogge – vor dem Spiel wies
Stadionsprecher Michael Schumann auf die englische Aussprache des
Namens hin – als Vorlagengeber beteiligt. Dem unangefochtenen
Tabellenführer aus München fehlte im Anfangsdrittel die Kreativität
und die Eisbären verteidigten gut. Selbst zwei Möglichkeiten im
Powerplay ließen die Gäste ungenutzt.
© Fotos: Hans-Peter Becker
Sicherlich wird Münchens Trainer Don
Jackson in der ersten Drittelpause eine andere Stimmlage gewählt
haben. Es waren erst 35 Sekunden im zweiten Drittel gespielt, da
gelang den Gästen bereits der Anschlusstreffer zum 1:2. In einer
Phase als der Ausgleich lediglich eine Frage der Zeit zu sein schien,
war es erneut ein Fehler im Spielaufbau, den die Eisbären nutzen
konnten. Der Torschütze war Pierre-Cedric Labrie, zu diesem
Zeitpunkt waren 33 Minuten gespielt. In der 37. Minute hatten die
Eisbären ein Powerplay und kassierten einen Gegentreffer. Diesmal
nutzte Patrick Hager eine Unachtsamkeit und vollendete zum 2:3 und
hielt München im Spiel.
Das Schlussdrittel war ausgeglichen.
Die Gäste egalisierten in der 45. Minute den Spielstand, Jason
Jaffrey traf zum 3:3. In der Schlussviertelstunde wogte das Spiel in
der erneut ausverkauften Arena am Ostbahnhof hin und her. Beide
wollten die Entscheidung in der regulären Spielzeit. Der Ex-Münchner
Florian Kettemer musste zwei Mal auf die Strafbank, trotzdem gelang
dem Team von Don Jackson kein weiteres Tor. Das gelang den Eisbären,
exakt 30 Sekunden vor Ablauf der Spieluhr. Ein Schuss von Frank
Hördler fälschte Leonard Pförderl unhaltbar für Münchens Goalie
Kevin Reich ab, der Jubel kannte keine Grenzen. Die verbleibende
Spielzeit reichte nicht für die Gäste, die ihren Goalie zugunsten
eines weiteren Angreifers vom Eis nahmen.
Es war ein bemerkenswerter Sieg, trotz
einer kurzen Bank und insgesamt 10 Strafminuten blieben die drei
Punkte in Berlin. Es musste geackert werden, wie sich der
Siegtorschütze Leo Pförderl nach dem Spiel ausdrückte. Er gehörte
mit über 20 Minuten Eiszeit mit zu den Schwerstarbeitern, die meiste
Zeit auf dem Eis 26:38 Minuten verbrachte allerdings Marcel Noebels.
Zum Vergleich, auf Münchner Seite gab es nur zwei Spieler,
Verteidiger Robert Sanguinetti und Stürmer Mark Voakes, die es auf
mehr als 20 Minuten Eiszeit brachten.
Wie das alte Jahr endete, so begann das
neue mit einem Sieg. Weiter geht es jetzt mit einer Serie von drei
Auswärtspielen.
Hans-Peter Becker
DEL 34. Spieltag 03.01.2020 19:30 Uhr MB-Arena Berlin
EHC Eisbären Berlin – Red Bull München 4:3 (2:0/1:2/1:1)
Torfolge
1:0 Sheppard 4:32 (Wissmann,Hördler)
2:0 Sheppard 06:29 (/)
2:1 Jaffray 20:35 (Aulie)
3:1 Labrie 33:28 (Streu,Dietz)
3:2 Hager 37:12 (Ehliz, Boyle) SH
3:3 Jaffray 44:41 (Parlett,Voakes)
4:3 Pföderl 59:30 (Hördler,Wissmann)
Strafminuten:
Berlin – 10
München – 4
Torschüsse:
Berlin – 29
München – 35
Zuschauer: 14.200 (ausverkauft)