
Durchschnaufen war angesagt nach diesen 60 Minuten. Bei den Spielern beider Mannschaften und bei den 8819 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle. Der Bundesligaspitzenreiter und der polnische Spitzenklub, der den sechs-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen wollte, hatten schon in raketenhaften Tempo torreich losgelegt – 8:8/10. Auch danach wurde die Partie intensiv fortgesetzt. Wieder einmal präsentierte sich Welthandballer Matthias Gidsel in überragender Form und setzte sich ein ums andere Mal gegen die kräftig zugreifende Gäste-Deckung durch. Kielces großgewachsene Spieler um Spielmacher Alex Dushebajew fanden im Gegenzug jedoch auch immer wieder Lücken im Berliner Deckungsverband, sodass die Gastgeber in der ersten Hälfte fast ständig im Rückstand lagen – 21:24/30. Das kämpferische Spiel fand seinen Niederschlag nicht nur in insgesamt 12 Zeitstrafen (Berlin 5; Kielce 7), sondern auch in den Verletzungen von Fabian Wiede und Tim Freihöfer, die beide vom Feld getragen wurden.
Wer geglaubt hatte, dass es beide Teams angesichts der ersten 30 Minuten nach der Pause etwas moderater angehen lassen würden, bemerkte schnell seinen Irrtum. Kielce lebte weiter seinem Traum vom Weiterkommen und hatte bis in die Schlussphase allen Grund dazu – 31:34/53. Beim Überzahlspiel Sieben gegen Sechs unterliefen den Polen jedoch zwei gravierende Fehlpässe, sodass die Berliner den Ball ohne Mühe ins leere Tor werfen konnten und in der Schlussminute sogar in Führung lagen. Das 37:37 war am Ende ein gerechtes Resultat und bedeutete für die Füchse den Einzug ins Viertelfinale, wo Ende April der dänische Meister und letztjährige CL-Finalist Aalborg der Gegner sein wird. Fazit von Trainer Jaron Siewert: „Wie wir in der zweiten Halbzeit reagiert haben, wie wir uns an unseren Plan gehalten haben und wie wir versucht haben, das Spiel eng zu halten und dass wir mit einem Unentschieden rausgehen, ist für mich ein gutes Zeichen für die Mentalität der Mannschaft.
Für die Füchse erfolgreich: Darj (1), Prantner (2), Štrlek (1), Andersson (6), Lichtlein (6), Gidsel (12), Freihöfer (3), Langhoff (1), Herburger (2), av Teigum (1), Marsenic (2).
Torrausch gegen Hamburg – Füchse gewinnen mit 40:35
Drei Wochen ohne Live-Handball, dazu die wichtigen Siege der Füchse in Magdeburg (Bundesliga) und Kielce (Champions League) sowie das Gastspiel von Favoritenschreck HSV Hamburg (zuletzt Sieg gegen MT Melsungen). Es gab viele gute Gründe für eine mit 9.000 Zuschauern ausverkaufte Max-Schmeling-Halle.
Beide Teams hielten sich dann auch nicht lange bei der Vorrede auf und starteten mit hohem Tempo. Die Füchse, bei denen Trainer Jaron Siewert Torhüter Milosavljev, Tim Freihöfer und zwangsweise Nils Lichtlein (Verletzung) eine Pause gönnte, lagen in der abwechslungsreichen Startphase immer in Führung – 11:9/15. Besonders der erneut zum Welthandballer gekürte Mathias Gidsel brillierte wieder mit Einsatz, Einfällen und Wurfgewalt. Der schöne Handball-Nachmittag wurde jedoch schon bald durch die indiskutable Leistung des Schiedsrichter-Brüderpaares von Dorff geprägt. Nach 14 (!!) Minuten hatten sie Berlins Abwehr-Duo Darj/Marsenic bereits je zweimal für Nichtigkeiten vom Feld geschickt, was dazu führte, dass dessen Einsatz angesichts einer drohenden dritten Strafe (die Mijajlo Marsenic dann kurz nach der Pause ereilte) fortan etwas sparsamer erfolgte. Die Gastgeber wurden durch die Fehlleistungen, der zum DHB-Elitekader zählenden Pfeifenmänner eher angestachelt, denn geschwächt und erspielten sich einen komfortablen Vorsprung – 18:12/23. – zu dem neben Gidsel (am Ende elf Tore) vor allem der agile Fabian Wiede und Geburtstagskind Matthes Langhoff (Glückwunsch zum 23.) beitrugen.
Beim Stand von 19:15 wurden die Seiten gewechselt. „Das Spiel lief in der ersten Halbzeit so, wie wir uns das Wünschen“, sagte Trainer Siewert. „In der zweiten Halbzeit haben wir eine starke Phase, in der wir uns auf sieben Tore absetzen“. Die Gäste, mit dem Ex-Fuchs und Potsdamer Moritz Sauter auf der Spielmacher-Position, ließen sich jedoch auch von diesem Rückstand – 31:24/45. nicht beirren und kämpften unverdrossen weiter. „Hamburg ist ein unangenehmer Gegner. Die Mannschaft ist heute sehr viel Tempo gegangen, hatten viel Dynamik im Rückraum. Das hat uns Probleme bereitet“, analysierte Sportvorstand Stefan Kretzschmar im Nachgang. „Punkte gegen Hamburg sind alles andere als selbstverständlich.“ Dass sie letztendlich gesichert wurden, lag auch am sehr guten Torhüter Lasse Ludwig. Der 22-Jährige ist längst mehr als ein „Ersatztorhüter“, sondern eher die Nummer 1b neben Milosavljev. So blieb die Partie bis zum Ende spannend.
Am Ende blieben die Füchse auch im siebten Spiel nach der WM-Pause (6 Siege/1 Remis) ungeschlagen und verteidigten die Tabellenspitze in der Bundesliga. Die nächste Aufgabe wartet am nächsten Samstag, 5. April 2025 beim Vorletzten in Erlangen. Zuvor soll am Mittwoch, 2. April 2025 gegen KS Vice Kielce der Einzug ins Viertelfinale der Champions League perfekt gemacht werden.
Für die Füchse erfolgreich: Wiede (5), Darj (3/1), Štrlek (3), Andersson (5), Gidsel (11), Freihöfer (7), Langhoff (3), av Teigum (1), Marsenic (1).
Herbert Schalling
