VSG Altglienicke gewinnt das Berliner Pokalfinale

War bei den Frauen das Finale eine einseitige Angelegenheit für Viktoria 98, so war es bei den Herren eine gute Stunde lang etwas spannender. Der Jahn-Sportpark zeigte leere Ränge, lediglich ein paar Gäste des Verbandes durften im oberen Teil der Haupttribüne Platz nehmen. Auch für Sie, wie für die akkreditieren Journalisten, galt ein Zugangsprozedere mit Abgabe einer Gesundheitserklärung und dem Messen der Körpertemperatur. Ein Polizist war auch anwesend, der guten Ordnung halber, Tumulte auf der Pressetribüne waren eher nicht zu erwarten.

In der ersten Halbzeit kämpften beide Mannschaften um die Vorherrschaft im Mittelfeld, dabei hatte der Titelverteidiger, Viktoria 98 mehr Spielanteile und Torchancen. Erst in der 28. Minute gaben die Altglienicker den ersten Torschuss ab. Er stellte für Viktorias Keeper Philip Sprint kein Problem dar. Etwas anders stellte sich die Beschäftigungssituation für seinen Gegenüber Leon Bätge dar. In der 39. Minute musste er Kopf und Kragen riskieren, um gegen Viktorias Kapitän Christoph Menz klären zu können. Wer weiß welchen Verlauf das Spiel genommen hätte.

Der Führungstreffer für die VSG Altglienicke fiel erstens fast aus dem nichts und stellte zweitens den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf. Es gab einen Freistoß für Altglienicke, der als Flanke getreten herein segelte und von Johannes Manske per Kopf unhaltbar ins Tor gelenkt wurde. Ausgerechnet J. Manske, der in der vergangenen Saison noch das Trikot von Viktoria trug.

Nach der Halbzeitpause drückte der Pokalverteidiger auf den Ausgleich. Es kam wieder ganz anders. In der 63. Minute schlug Phillip Zeiger einen langen Ball aus der eigenen Hälfte quer über geschätzte 50 m in die gegnerische Hälfte. Er erreichte den Adressaten, Linus Meyer, nach gekonnter Ballannahme, ließ erst Verteidiger Jakob Lewald und anschließend Torwart Philip Sprint aussteigen und vollendete zur 2:0 Führung. Ein Tor, das nicht in jedem Spiel gelingt. Kurz öffnete der Himmel über dem Jahn-Sportpark seine Schleusen und spülte die letzten Hoffnungen der Viktoria auf eine erfolgreiche Titelverteidigung davon. Ein Doppelschlag des Finalneulings schraubte das Ergebnis auf den Zwischenstand von 4:0. Es waren zwar noch 20 Minuten zu gehen und Viktoria gab nicht auf und wurde zwei weitere Male ausgekontert. Am Ende stand ein klares und deutliches 6:0 für die VSG Altglienicke. Nicht einmal ein Ehrentreffer sollte Viktoria glücken.

Wer hätte zur Halbzeitpause dieses Ergebnis erwarten können ? Nach Spielende war die Enttäuschung groß bei den Himmelblauen. Trainer Benedetto Muzzicato fand für die Niederlage die richtigen Worte. „Wir haben einfach das Tor nicht getroffen. Altglienicke war effektiver und auf Grund der zweiten Halbzeit war der Sieg verdient.“

Altglienickes Trainer Karsten Heine kennt das Gefühl im Jahn-Sportpark Pokalsieger zu werden. 2004 gelang ihm das mit den Amateuren von Hertha BSC, jetzt wiederholte er den Erfolg mit der VSG Altglienicke. „Der Pokal ist immer was besonderes, die Höhe des Sieges sollte nicht überbewertet werden. In der ersten Halbzeit hatten wir Mühe ins Spiel zu kommen, da erwies sich unser Torwart Leon Bätge als starker Rückhalt.“

Wegen der Terminverschiebung durch Corona haben die Altglienicker kaum Gelegenheit den Pokalsieg, den ersten großen Erfolg in der Vereinsgeschichte, ausgiebig zu feiern. Bereits am Dienstag, 25.08.2020 geht es in der Regionalliga weiter. An der Ruschestraße erwartet Lichtenberg 47 die VSG zum Kampf um die Punkte. Viktoria hat ein Heimspiel und hat Optik Rathenow im Stadion Lichterfelde zu Gast.

Der Gegner in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals steht ja bereits fest. Die VSG Altglienicke empfängt den 1. FC Köln aus der Bundesliga, wahrscheinlich ist dann der Jahn-Sportpark erneut der Austragungsort.

Hans-Peter Becker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert