Bewegte Kindheit- Für mehr Selbstbewusstsein. In Stuttgart soll jedes 4. Kind bei typischen Tests nicht hüpfen können. Soweit kann es kommen, wenn die Bewegung fehlt. Nur „daddeln“ mit dem Smartphone ist nämlich keine differenzierte Bewegung, daher auch nicht nützlich für „höheres Denken“. Professor Manfred Spitzer, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, ließ das Publikum bei seinem anschaulichen Vortrag „Sport und Gehirn- Was weiß die Neurowissenschaft“ staunen. „Höheres Denken hat immer mit Bewegung zu tun, denn diese sorgt für mehr Nervenzellen“, sagte er. Erforscht sei das schon recht lange. Nur wolle man es nicht überall hören.
Die Kompetenz in der Nutzung der Neuen Medien soll eher schon von Kindesbeinen an geschult werden, so fordern es manche Politiker. Der Nutzen der Bewegung wird dabei leicht vergessen. Entscheidungsträger haben oft den offensichtlichen Zusammenhang noch nicht erkannt oder wollen ihn nicht sehen. „Fragen Sie ´mal bei Mac Donald´s, was die für das beste Essen halten“, merkte er an. Was dann die Antwort sei, könne sich jeder selbst denken.
Spitzer ist andererseits auch kein großer Freund von seiner Meinung nach unangemessenen Anstrengungen wie dem Marathonlauf. 2-3 Mal in der Woche den Kreislauf für eine halbe Stunde in Schwung bringen, das hält er für angebracht. Die besten Rahmenbedingungen in der Schule seien für ihn dann gegeben, wenn Sport, Tun mit den Händen, Musik und Theaterwissenschaften einen höheren Stellenwert- wenn nicht den höchsten- bekämen. „Auch die Förderung sprachlicher Kompetenz könne der Sport bewirken“, sagte Professorin Renate Zimmer in ihrem Beitrag über Bewegung, Spiel und Sport.
Die Erziehungs- und Sportwissenschaftlerin von der Universität Osnabrück wusste das Auditorium
durch ihren lebendigen Vortrag ebenso zu faszinieren wie ihr Vorredner.
Statt einen Ball nur abgebildet zu sehen und zu benennen, könne man ihn real als Zugang zum Kind und der Sprache einsetzen. So könnten auch die Bedeutungs-und Verständnisebene
gestärkt werden. Gut veranschaulichte sie, dass man es aussprechen kann, wenn der Ball rollt, geworfen und geprellt wird. All das solle auch unbedingt in den Planungen der Ämter so bezeichnet werden, meinte Zimmer. Leider hat Berlin aber zur Zeit das Wort Bewegung gar nicht mehr im Bildungsplan. Das war schon einmal anders. Wie hieß es aber zum Ende der Veranstaltung bei einer Talkrunde? Es müsse nicht nur „Es lebe der Sport“ heißen, sondern die Meister in der Bewegungslehre, die Sportlehrerinnen und Sportlehrer, müssten einmal ein Jahr lang geehrt werden, so wünschte es sich ein Teilnehmer.
Frank Toebs