
Jahrelang berichtete ich über Hertha BSC, setzte ab und zu, als langjähriges Mitglied, die Vereinsbrille auf und hoffte, diejenigen -wenigstens ein bisschen- überzeugenzu können, die Hertha als arrogant und großkotzig empfanden. Ich machte mir Gedanken, weshalb Hertha BSC in der Gunst vieler Berliner so schlecht dastand. Für mich überwog das Positive, z.B. im Jugend- und Nachwuchsbereich.
Ich ließ fast kein Trainingslager aus und erst recht kein Spiel. Hatte oft den Eindruck, wenn das Stadion mal wieder sehr gut besucht war, der überwiegende Teil der Zuschauer wollte den attraktiven Gegner sehen. Wo liegen die Ursachen dafür ? Darüber weiter nachzudenken war nicht gern gesehen. Hertha brauchte angeblich Ja-Sager. Wer nicht für den Präsidenten – entweder oder – war angeblich gegen ihn. Ist das nicht kurzsichtig und sogar dumm gedacht? So werde das Image des Vereins und das Verhältnis zu den Berlinern keineswegs aufgebessert. Pressekollegen riefen mich erst dieser Tage an und meinten, in meinem Falle handele die Vereinsführung sogar vereinsschädigend. Ich war bei Hertha in Ungnade gefallen und plötzlich stand Persönliches gegen allgemeine Vereinsinteressen. Sich darüber zu beschweren, es bringt nichts. Von wegen Pressefreiheit ! Zitiert wurden Erdogan und Trump! Da hilft auch nichts, mit anderen Vereinen bestens auszukommen und gut zusammen zu arbeiten. Bei Hertha hilft es ebenso nichts, auf Verbandsebene (DFB) wiederholt ausgezeichnet und geehrt worden zu sein.
25 Jahre lang bekam ich meine Presse-Akkreditierungen – auch von Hertha BSC regelmäßig. Seit geraumer Zeit aber nicht mehr. Zu Beginn dieser Saison wurde mein Antrag auf Dauer-Akkreditierung erneut abgelehnt; ich sollte Tages-Akkreditierungen beantragen. Alle gestellten Anträge wurden Spiel für Spiel abgelehnt. Aktuell beantragte ich wieder eine Tages-Akkreditierung für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Beachtete sorgfältig alle Vorschriften und Terminvorgaben, um ja keinen Formfehler zu begehen. Laut den Akkreditierungsbestimmungen hat der Verein genauso Terminvorgaben gegenüber den Antragstellern für Presse-Arbeitskarten zu beachten. Ich erhielt bis zum Spieltag weder eine Zusage noch eine Ablehnung. Mit guter Erziehung, Anstand, Fairplay und Würde hat das nun gar nichts mehr zu tun. Welch ein Benehmen, arrogant und großkotzig, Hertha verlässt den Boden üblicher Umgangs-Formen für ein höfliches, gepflegtes Miteinander und setzt sich einfach über normale Anstandsregeln hinweg.
Was bleibt mir? Nur eins, Herthas Umgang werde ich weiterhin öffentlich machen und auf solche Machenschaften hinzuweisen. Das könnte eher Wirkung haben und das, bis ein Gespräch mit Hertha wieder möglich ist, Monat für Monat.
Christian Zschiedrich