Urs Fischer ist Geschichte

Exakt um 9:51 Uhr am 15. November 2023 landete die mail in unseren Redaktionspostfach. Der Inhalt war eine Überraschung und, das muss ich ehrlich gestehen, nicht erwartet worden. Urs Fischer muss gehen, ein bekannter Sportredakteur schrieb mir: In der Krise den Trainer feuern ist halt URSus in der Branche. Wollten sie nicht an ihm festhalten. Mir fällt da die Ballade „Der Fischer“ von Goethe ein, „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.“

Dirk Zingler Foto: Christian Zschiedrich

Das klärende Gespräch hat bereits am Montag, 13.11.2023 stattgefunden und erst am Mittwochvormittag, 15.11.2023 wurde es mitgeteilt. Die Presseerklärung fiel etwas länger aus und soll die gemeinsame Entscheidung begründen. Im harten Geschäft des Profifußballs ist nicht ein jota Platz für Romantik. Viel zu groß ist die Angst, wieder abzusteigen. Da sind 60.000 Mitglieder und die Mehrheit will Siege sehen. Das Stadion soll um- und ausbaut werden. An das schöne viele Geld kann man sich ebenso gewöhnen.

Der Schriftsteller und Fußball Fan Frank Willmann hat es auf den Punkt gebracht: „Erfolg macht sexy, manchmal macht er hässlich. Wenn die alten Zöpfe nicht mehr funktionieren, kappt sie rechtzeitig. Bundesliga ist mächtige Show und fette Beute.“

Urs Fischer © Foto: Hans-Peter Becker

Es sind die alten Unioner, die sich jetzt die vergangenen Zeiten zurückwünschen. Ich erinnere mich an die Mitgliederversammlung 2016, im feierlichen Rahmen anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums, allen Ernstes wurde dort ein Antrag gestellt, niemals aus der 2. Bundesliga aufzusteigen. Dirk Zingler hatte zuvor verkündet, man wolle nicht ewig am Katzentisch sitzen. Im Moment ist der Katzentisch nicht weit entfernt. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Ein neuer Trainer muss mit der Situation klarkommen. Als Interimstrainer betreut bis auf Weiteres Unions U19-Trainer Marco Grote die Mannschaft. Der 51-jährige Fußballlehrer wird dabei von Co-Trainerin Marie-Louise Eta unterstützt.

Zum Schluss möchte ich nochmals den Fußball-Poeten Frank Willmann zitieren, besser kann man es nicht zusammenfassen: „Es sind noch 23 Spieltage, der Abstieg kann verhindert werden, reißt das Steuer radikal rum, lasst euch von eurem Jörg aus dem Dreck ziehen, kämpft! Von Kampf war in Leverkusen nichts zu sehen, nur pure Verzweiflung auf Spielfeld und Bank. Angst im Angesicht des Abgrunds.Auch wenn sich viele ältere Unioner vielleicht nach der 2. Liga sehnen, als es an der Alten Försterei auch noch schön kuschelig war und kein Goosens oder Bonucci das Mittelmaßgeschwader störten.“ Wobei ich mich frage, wer ist mit Jörg gemeint?

Als allerletztes fällt mir dazu noch ein, was ist eigentlich mit Oliver Ruhnert? Musste nicht Fischer seine Personalpolitik ausbaden. Der in die Jahre gekommene italienische Ex-Nationalspieler, Kevin Volland, auch Ex-Nationalspieler, der bisher ohne Wirkung blieb, sich eine Rotsperre einfing als Mittelstürmer, okay lassen wir das. Ruhnert war an der Entscheidung über den Trainer wohl nicht beteiligt.

Hans-Peter Becker

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