
In Dortmund bekam Trainer Peter Bosz eine Gnadenfrist, während in Wolfsburg mit Martin Schmidt der vierte Trainer – in den letzten zwölf Monaten – für Andries Jonker kam und in Bremen Alexander Nouri seinen Hut nehmen musste. Ja, dass in München die Bayern die Reißleine frühzeitig zogen, Carlo Ancelotti vor die Tür setzten passte gar nicht so ins Bild. Dort hat der Trainerwechsel was gebracht. Oft ist es der Griff nach dem berühmten Strohhalm ohne dauerhafte Verbesserung. In Köln herrscht, verständlich Endzeitstimmung. Viele meinten bereits beim Abgang von Sportdirektor Jörg Schmadtke, Stögers Uhr sei abgelaufen. Die Trennung vom beliebten Trainer in Köln war an diesem Wochenende, nach 1.634 Tagen, der ordentlichen Leistung, trotz der Verletztenmisere beim beachtlichen 2:2 gegen Schalke in Gelsenkirchen nicht erwartet worden. Es zeichnete sich ab, wegen der miesen Ausbeute, nur 3 Punkte in 14 Spielen. Peter Stöger wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Da halfen all seine Erfolge, Köln wieder in die Eliteliga und sogar in den Europa-Pokal geführt zu haben und seine anerkannte Arbeit nichts. Die Ära Stögers wurde beendet. Ob sich der Verein das wirtschaftlich erlauben kann, das spielt wohl eine untergeordnete Rolle. Zum Glück ist die Trainerfrage in Berlin bei Hertha BSC nicht gestellt. Wer Pal Dardai abschießen will, müsste gleich selbst das Weite suchen. Berlin ist nicht betroffen.
Völlig überraschend wurde Jens Keller beim 1.FC Union „in die Wüste geschickt“. Ich stimme völlig mit dem Kommentar von Hans Peter Becker zu den Hintergründen überein. Natürlich hat Jens Keller seine Verdienste. Er stand angeblich sogar unmittelbar vor einer Vertragsverlängerung und wurde noch vor Weihnachten geschockt. 3:4 in Heidenheim, 3:3 gegen Darmstadt und nun 1:2 in Bochum waren am aktuellen Anspruch gemessen zu wenig. Ich bin gespannt, ob in den zwei Heimspielen gegen Dynamo Dresden und anschließend gegen Ingolstad,sich die Mannschaft besinnt. Kann der bisherige U19-Trainer Andre‘ Hofschneider neue Impulse setzen und den Abwärtstrend stoppen? So ganz unmöglich wäre das mit Jens Keller vielleicht auch nicht gewesen.
Christian Zschiedrich