Beide Trainer zeigten sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel der ersten Runde im DFB-Pokal zufrieden mit der gezeigten Leistung ihrer Mannschaft. Eine Gemeinsamkeit verbindet zudem beide, bevor sie die Profis ihres Vereins übernahmen, erwarben sie sich Verdienste als Übungsleiter der A-Jugend Bundesligamannschaften.

Thomas Reis fand, dass seine Mannschaft hier das Ganze seriös heruntergespielt hat. Es war natürlich das Ziel, eine Runde weiterzukommen. Trotzdem weist du vor dem ersten Pflichtspiel nie so genau, wo die Mannschaft steht. Die Lockerheit der Vorbereitungsspiele ist weg, jeder spürt, jetzt wird es ernst und eine gewisse Nervosität ist einfach da.
Der Trainer der Himmelblauen Semih Keskin verwies zunächst auf den Schockmoment im Spiel, sein Spieler Enes Küc hatte sich in der 50. Spielminute schwer verletzt und musste vom Platz getragen werden. Nach einem Zweikampf war er unglücklich auf dem Boden gelandet. Den guten Wünschen einer baldigen Genesung schloss sich natürlich der Bochumer Trainer an. Reis war einst Trainer von Küc bei der Bochumer A-Jugend. Keskin fand lobende Worte für seine junge Mannschaft (Durchschnittsalter 21,6 Jahre), insgesamt hatten sie sich achtbar aus der Affäre gezogen. Wir waren hier der Underdog und wussten, viele Chancen werden sich für uns nicht ergeben. Wenn du deine Minimalchance nutzen willst, müssen die Angriffe konsequent zu Ende gespielt werden. Trotz der Niederlage glaube ich, meine junge Mannschaft hat einiges aus diesem Spiel gelernt und mitnehmen können.
Das Spiel war recht schnell entschieden. In der 18. Minute konnte Simon Zoller eine Flanke von Gerrit Holtmann verwerten. Das Nachsehen hatte dabei Diren-Mehmet Günay, der zwar eng an Zoller dran war, aber den Torschuss nicht verhindern konnte. Nur vier Minuten später klingelte es erneut und Takuma Assano brachte den Bundesligisten mit 2:0 in Führung. Es gab wohl niemanden unter den offiziell 5.573 Zuschauern, die in diesem Zwischenstand mehr als nur eine Vorentscheidung sahen.

Der Bochumer ließen es mit dieser Führung im Rücken etwas gemächlicher angehen und leisteten sich einigen Leerlauf. In solchen Situationen bietet sich die alte Mär vom Turnierpferd an, das nur so hoch springt, wie es unbedingt muss. Viktoria stemmte sich zudem mit Vehemenz gegen eine höhere Niederlage. Keskin hatte seine Mannschaft mit einer 5-3-2 Taktik auf den Rasen geschickt. Küc und Moritz Seiffert sollten vorn den Ballführenden attackieren. Nach dem Spiel gab der Torschütze zum 1:0, Simon Zoller zu, dass sie sich gegen Mannschaften, die mit einer 5er Kette in der Abwehr spielen schwerer tun würden.
Die zweite Spielhälfte bot ein unverändertes Bild. Bochum hatte mehr Ballbesitz und in der 65. Spielminute fiel der dritte Treffer für die Gäste. Es war eine Kontersituation. Ein Angriffsversuch der Viktorianer endete bei Bochums Keeper Manuel Riemann, ein schneller Abwurf, Vorarbeit von Zoller und Philipp Hoffmann kann vollenden. Der Vertreter der Regionalliga versuchte wenigstens noch das Ehrentor zu erzielen. Schlussendlich mussten sie die Überlegenheit des Bundesligisten anerkennen. „Es gab schon einige Sequenzen im Spiel wo wir gezeigt haben, dass wir Ihnen den Zahn hätten ziehen können, das ist uns nicht gelungen. Wie schon in der Vorbereitungen gegen den 1. FC Union, es kommt da eine andere Qualität auf Dich zu.“ Dieser Einschätzung des Kapitäns der Viktoria, Jakob Lewald ist zuzustimmen. Es liegen zwei Spielklassen zwischen den Kontrahenten und Fußballwunder passieren eben nicht allzu oft.
Für Viktoria beginnt in der kommenden Woche die Saison in der Regionalliga Nordost. Erster Gegner wird auswärts der FC Carl-Zeiss Jena sein, die sich als Landespokalsieger Thüringen gegen den VfL Wolfsburg mit einer 0:1 Niederlage ebenso achtbar aus der Affäre zogen.
Hans-Peter Becker
DFB-Pokal 1. Runde
30.07.2022 13:01 Uhr Jahn-Sportpark Berlin
FC Viktoria Berlin – VfL Bochum 0:3(0:2)
Mannschaftsaufstellung Viktoria
Köstenbauer – Lewald – Baca – Mladen C. – Günay – Inaler (76. Emghames) – Durmushan (77. Milos C.) – Theisen – Werbelow (62. Sucsuz) – Seiffert (77. Mattmüller) – Küc (50. Yilmaz) 5-3-2/3-5-1-1