Die Trümpfe in der Hand

Das Blatt hat sich gewendet und nach zwei Siegen aus drei Spielen haben die Berlin Recycling Volleys am Samstag (20. Apr um 17.30 Uhr live auf SPORT1) in ihrem Volleyballtempel die erste Chance, das Playoff-Finalticket zu buchen. Auch weil Trainer Cedric Enard im Verlauf der Halbfinalserie gegen die Hypo Tirol AlpenVolleys Haching immer einen Joker im Ärmel hatte, hält man nun gute Karten, mit einer erneuten Energieleistung vor eigenem Publikum die Endspiele zu erreichen.

In einer „best of five“-Playoff-Serie kann es kein Protagonist allein richten und meist auch keine aus sechs oder sieben Spielern bestehende Stammformation. Die kräftezehrenden Duelle auf Topniveau, wie sie sich die BR Volleys und die AlpenVolleys seit nun gut zehn Tagen liefern, erfordern die richtige Steuerung von Energie- und Konzentrationslevel. Die Breite des Berliner Kaders hat sich schon im Viertelfinale gegen Düren als Trumpf erwiesen und trägt auch im Halbfinale regelmäßig Früchte. Ob bei der engen Auftaktniederlage, dem Heimerfolg vor Wochenfrist oder dem so imminent wichtigen Auswärtssieg am Mittwochabend – die Wechselspiele von Trainer Cedric Enard gingen nahezu komplett auf. Immer wieder brachten Kyle Russell und Sebastian Kühner in entscheidenden Momenten wertvolle Impulse. Nach seiner Hereinnahme schwang sich Georg Klein in Match drei zu einem der wichtigsten Spieler auf und im Außenangriff hatte Enard oft die Qual der Wahl zwischen Moritz Reichert, Adam White und Samuel Tuia. Hilfreich waren auch die taktischen Kurzeinsätze der Youngster Egor Bogachev und Linus Weber.

„Ich freue mich, dass unsere Wechselstrategie zuletzt funktioniert hat. Egal wer reinkam, er hat überzeugt“, weiß Enard um die Breite seines Kaders. Beim weiterhin brandgefährlichen Kontrahenten handhabt Coach Stefan Chrtiansky dies etwas anders. Er baut auf seine eingespielte „Starting Seven“, deren Aufschlagstärke den BR Volleys in dieser Serie phasenweise große Probleme machte. Erst, wenn es mal nicht läuft, reagiert Chrtiansky mit Personalwechseln. Eine Wende konnte der erfahrene Trainer damit bei Rückstanden jedoch noch nicht einleiten, sondern rotierte meist zügig in seine Ursprungformation zurück. „Vielleicht haben wir in diesem Punkt wirklich einen Vorteil“, sagt Enard.

Es ist aber zu erwarten, dass die schlaggewaltigen AlpenVolleys in Berlin noch lange nicht am Ende sind und erneut alles in die Waagschale werfen werden. Wie das Match laufen kann, wenn sich das BR Volleys Team eine Schwächephase leistet, während Halaba und Co alles treffen, war beim Auftakt der Serie und im dritten Durchgang am Mittwoch (16:25) zu sehen. Die Hauptstädter wissen, man ist noch nicht im Ziel. „Wir dürfen die Spannung und unseren guten Rhythmus nicht verlieren, sondern müssen dort weitermachen, wo wir in Innsbruck aufgehört haben. Dann sehe ich eine gute Chance auf den Finaleinzug“, zeigt sich Moritz Reichert gewohnt zurückhaltend. Etwas kerniger formuliert es Mittelblocker Georg Klein, der zuletzt gemeinsam mit Jeffrey Jendryk in der Olympiahalle eine schier unüberwindbare Mauer bildete (acht direkte Blockpunkte): „Zuhause schlagen wir nochmal besser auf und das kann uns zum Sieg verhelfen. Wir wollen ins Finale!“

Dort würde einmal mehr der Dauerrivale vom Bodensee warten. Der VfB Friedrichshafen fegte im anderen Halbfinale in drei Spielen über die SVG Lüneburg hinweg. Das „Duell der Giganten“ ist allerdings noch ferne Zukunftsmusik. Zuvor müssen die kampfstarken AlpenVolleys ein drittes und letztes Mal besiegt werden – und das idealerweise schon am Samstagabend in der Max-Schmeling-Halle. Dazu bedarf es abermals eines bebenden Volleyballtempels, dessen Atmosphäre erneut live im Free-TV auf SPORT1 zu erleben sein wird.

Quelle: BR Volleys / Christof Bernier

Entschlossen zurückgeschlagen

Es war die erhoffte Antwort, welche die Berlin Recycling Volleys auf die Auftaktniederlage im Playoff-Halbfinale am Samstagabend vor 4.583 Zuschauern in ihrem Volleyballtempel gaben. Dem Hauptstadtclub gelang mit einem 3:0 (25:21, 25:15, 25:21) der Ausgleich in der „best of five“-Serie gegen die Hypo Tirol AlpenVolleys Haching. Damit haben die Berliner sich und ihrem Publikum ein weiteres Heimspiel am Osterwochenende gesichert.

Zwei Wechsel nahm Cedric Enard in der zweiten Begegnung dieses Playoff-Halbfinals vor. Georg Klein und Samuel Tuia spielten sich in die „Starting Seven“ und begannen mit Moritz Reichert, Sergey Grankin, Jeffrey Jendryk, Benjamin Patch und Libero Nicolas Rossard für den Hauptstadtclub. Die Berliner legten in Person von Moritz Reichert los wie die Feuerwehr. Der Nationalspieler servierte zwei Asse und ebnete auch seinen Mitspielern den Weg zu einfachen Breakpunkten (8:2). Diese deutliche Führung wussten die Hauptstädter dank der genauen Pässe von Grankin im ersten Satz zu verteidigen (16:11). Als die Hachinger die Verfolgung noch einmal aufnahmen, setzte Jendryk den wichtigen Block gegen den eingewechselten Diagonalangreifer Johansen (20:15) und ein erfolgreicher Dreierblock sorgte anschließend für die 1:0-Satzführung (25:21).

Im zweiten Satz bedurfte es etwas mehr Zeit, um die Gäste zu knacken (4:4). Wieder wurde ein Reichert-Ass zur Initialzündung (8:6) und die BR Volleys legten einen beeindruckenden Zwischenspurt hin (16:10).  Selbst als Patch Grankin mit seiner vermeintlich einfachen Abwehr fast auf die gegnerische Trainerbank schickte, servierte der Russe ihm den Ball perfekt und der US-Boy verwandelte vielumjubend zum 18:11. Die russisch-amerikanische Freundschaft lebte Grankin auch mit den Schnellangriffen über Jendryk voll aus (22:14). Wie im Rausch agierten die Berliner nun. Sebastian Kühner kam zum Aufschlag, servierte ein Ass und Tuia überraschte den Gegner mit einem Service direkt nach Pfiff des Schiedsrichters eiskalt. So wurde es im zweiten Satz deutlich (25:15).

Zur Überraschung des Publikums verschwanden die Hachinger in der sechsminütigen Pause in der Kabine und kehrten mit neuem Elan auf den Court zurück. Die Männer von Headcoach Stefan Chrtiansky fanden nun besser zu ihrem Spiel (6:7, 12:14). Erst mit Grankin am Aufschlag und der anhaltenden Durchschlagskraft von Reichert drehten die BR Volleys den Spielstand (16:15). Anders als in Spiel eins konnten dieses Mal die AlpenVolleys ihre Annahme nicht zusammenhalten (21:19) und erneut griff Enard zum Doppelwechsel mit Kühner und Russell. „Mr. Muscle“ steuerte die letzten vier Punkte zum vom Publikum umjubelten und deutlichen Heimsieg bei (25:21).

„Wir haben heute von Beginn an deutlich mehr Druck auf den Court gebracht. Vor den heimischen Fans fällt uns das natürlich leichter und wir spielen mit mehr Selbstbewusstsein. Wir müssen diese Aufschlagqualität nun mit nach Innsbruck nehmen“, zog MVP Moritz Reichert Bilanz. Cedric Enard war ganz seiner Meinung: „Wir haben aus dem ersten Spiel viel gelernt und es heute direkt umgesetzt. Der Aufschlag ist in dieser Serie so wichtig. Was wir heute gezeigt haben, müssen wir aber auch mindestens einmal auswärts abliefern.“ Nun freut man sich aber im Lager der BR Volleys erst einmal, garantiert ein weiteres Heimspiel in diesem Playoff-Halbfinale bestreiten zu dürfen. Dieses findet am Osterwochenende (Samstag, 20. April um 17:30 Uhr oder Sonntag, 21. April um 18:00 Uhr) statt, kann aber aufgrund von möglichen TV-Übertragungen noch nicht final terminiert werden.

Quelle: Christoph Bernier

Im Volleyballtempel ausgleichen

In der Max-Schmeling-Halle wollen die Berlin Recycling Volleys am Samstagabend (13. Apr um 17.30 Uhr) den Ausgleich in der Playoff-Halbfinalserie gegen die Hypo Tirol AlpenVolleys Haching schaffen. Nach der 1:3-Niederlage am Inn ist die Motivation im Lager des Hauptstadtclubs groß, dem heimischen Publikum sowie den Fernsehzuschauern in Deutschland und Österreich (live auf SPORT1) zu zeigen, dass im Duell Zweiter gegen Dritter der Hauptrunde noch lange keine Entscheidung gefallen ist.

Schon direkt nach dem Ende des Auftaktspiels in Innsbruck wusste man beim BR Volleys Team, wo man für den weiteren Verlauf dieser Halbfinalserie den Hebel ansetzen muss. „Die Eigenfehlerquote ohne Druck des Gegners war deutlich zu hoch“, bilanzierten Trainer Cedric Enard sowie Geschäftsführer Kaweh Niroomand unisono. Für Letzteren war es wenig überraschend, dass Haching vor heimischer Kulisse stark auftrumpfte: „Die AlpenVolleys haben, wie erwartet, mit hohem Risiko agiert, was sich Zuhause oftmals auszahlt. Nun ist das erste Match weg. Wir müssen aber vor allem unsere Leistung wieder verbessern, denn wir waren trotz der hohen Fehlerzahl fast immer in Schlagdistanz.“

Sich mit den Stärken des Kontrahenten weiterhin auseinanderzusetzen, sollten die Berliner aber keinesfalls vernachlässigen. Dank der Zuspielkünste von Danilo Gelinski sowie der enormen Schlagkraft von Kirill Klets und Pawel Halaba sind die Gipfelstürmer aus Innsbruck nur ganz schwer zu stoppen. Insgesamt stimmt der Mix im Team von Coach Stefan Chrtiansky. Zu den langen, jungen Kerls, welche die Hauptangriffslast tragen, gesellen sich mit Hugo De Leon, Douglas Souza Da Silva und eben Regisseur Gelinski drei erfahrene Akteure, welche die für eine solche Playoff-Serie nötige Routine mitbringen. Gegen diese gefährliche Mischung muss das BR Volleys Team nun ein Mittel finden – was beim Heimsieg in der Hauptrunde schon einmal gelungen ist. Damals hatte man den Rhythmus des Gegners gebrochen und seinerseits mit Service- und Angriffsdruck brilliert.

„Diese Playoff-Halbfinalserie ist eine große Herausforderung. Wir brauchen früher oder später einen Erfolg in Innsbruck. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt geht es darum, Zuhause die richtige Antwort zu geben“, verdeutlicht Cedric Enard. Dabei will der BR Volleys Trainer erneut auf die ganze Breite seines Kaders setzen: „Jeder Spieler hat seine Momente und kann wichtige Impulse bringen. Doch diesmal müssen wir von Beginn an dominanter und konzentrierter spielen, um nicht wieder Rückständen hinterherzulaufen.“ Dies mussten die Gäste beim Auftaktmatch in der Olympiahalle nämlich in allen vier Sätzen. Um tatsächlich den Ausgleich in der Serie zu schaffen, wird am Samstag (13. Apr um 17.30 Uhr) jedoch nicht nur eine Leistungssteigerung in allen Spielelementen, sondern auch eine große und lautstarke Kulisse im Berliner Volleyballtempel nötig sein, die dem BR Volleys Team bei dieser schwierigen Aufgabe hilft.

Quelle: Christoph Bernier / BR Volleys

Ohne Chance in Österreich

0:3 (19:25, 22:25, 16:25) – so deutlich wie das Ergebnis war auch der Spielverlauf. Am Sonntagabend mussten die BR Volleys bei den Hypo Tirol AlpenVolleys Haching die dritte Niederlage der noch jungen Saison 18/19 einstecken. Der „Dämpfer“ in der Innsbrucker Olympiahalle deckte erneut die Baustellen im Spiel der Hauptstädter auf und lässt die Männer von Cheftrainer Cedric Enard auf Rang fünf der Bundesligatabelle abrutschen.

Die BR Volleys begannen in der Olympiahalle von Innsbruck zunächst konzentriert und nahezu fehlerfrei. Samuel Tuia, Moritz Reichert und Libero Dustin Watten hielten die Annahme zusammen und so konnte Jan Zimmermann seine weiteren Angreifer Nicolas Le Goff, Jeffrey Jendryk und Benjamin Patch immer wieder variabel in Szene setzen (4:2, 10:7). Ein erster Ball ins Aus von Reichert und ein Angriff von Tuia in den Block ließen die Gastgeber aber ins Spiels kommen (16:15). Plötzlich lief bei den Hauptstädtern nichts mehr zusammen und die selbstbewussten Alpenvolleys nutzten nun jede sich bietende Chance zu punkten (17:19, 18:22). Der bis dato sehr treffsichere Patch blieb im Hachinger Dreierblock hängen (19:24) und die Gastgeber legten vor (19:25).

Der Tabellenführer hatte auch im zweiten Satz weiter Oberwasser und mit Kirill Klets einen kaum zu stoppenden Diagonalangreifer (2:5, 7:12). Enard reagierte mit der Einwechslung von Georg Klein und Kapitän Sebastian Kühner. Ein Reichert-Ass und ein Le Goff-Block machten Hoffnung und mit nun besserer Block-Abwehr gelang kurzzeitig der Ausgleich (14:14). Aber das Heimteam von Cheftrainer Stefan Chrtiansky ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hatte in Danilo Gelinski einen raffinierten Ballverteiler, der auch im Service seine Klasse zeigte (19:22). Mit ihrer emotionalen Spielweise gewannen die Österreicher auch den zweiten Durchgang verdient (22:25).

Der mittlerweile wackelnden Annahme sollte im dritten Satz Adam White (für Reichert) Sicherheit geben. Mit dem Australier hielt man noch einmal dagegen (9:9), doch wieder musste Enard mit ansehen, wie sein Team den Faden verlor (10:16). Die Berliner fanden weiter kein Mittel, um die Hachinger entscheidend unter Druck zu setzen. 13 Fehlaufschläge zu nur einem Ass spiegelten eines der Probleme im BR Volleys Spiel wider. Einem letzten Aufbäumen von Kühner & Co (16:20) nahm Chrtiansky mit einer Auszeit den Wind aus den Segeln und ohne weiteren Punktgewinn nahmen die Dinge ihren Lauf. Der Matchball stand schließlich sinnbildlich für das gesamte Spiel: Außenangreifer De Leon legte den Ball abgezockt longline am Berliner Block vorbei und die Abwehr streckte sich vergebens (16:25).

„Uns hat es heute vielleicht an der letzten Aggressivität gefehlt. Haching hatte diesen Siegeswillen. Außerdem haben wir Diagonalangreifer Klets kaum in den Griff bekommen, zu viele leichte Fehler gemacht und ihr Zuspieler war ebenfalls sehr gut“, analysierte Mittelblocker Georg Klein das eindeutige Ergebnis. Vor den Berlinern liegen nun zehn spielfreie Tage, um die Niederlage aufzuarbeiten: „Wir müssen uns weiter alles im Training hart erarbeiten – an unserer Technik und dem Zusammenspiel feilen.“ Nachdem die BR Volleys in der Bundesliga nun die Spitzengruppe ziehen lassen mussten, möchte man am 13. Dezember in Hamburg gegen die SVG Lüneburg unbedingt ins Pokalfinale einziehen.

Stefan Bernier