Ein historischer Moment, der 1. FC Union Berlin kämpfte erstmals um Punkte in der Bundesliga. In der DDR-Oberliga, dem Spielklassen-Pendant während der deutschen Teilung, wurden insgesamt 520 Spiele absolviert, 19 Spielzeiten lang waren sie erstklassig. Ob sie diese Werte jemals in der Bundesliga erreichen können ?
Der erste Gegner ist in Leipzig beheimatet, nicht Lok oder Chemie, nein der mit Brausemillionen geschaffene Club durfte als erster die Tauglichkeit des Neulings testen. Etwas abseits, links neben der Trainerbank sitzt bei jedem Heimspiel der Sportgeschäftsführer der Eisernen Oliver Ruhnert. Er schimpfte still vor sich hin und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Was die Profis da auf den Rasen brachten war schlicht nicht erstligatauglich. Als der Schiedsrichter Markus Schmidt aus Stuttgart die Partie abpfiff stand auf der Anzeigetafel Union 0 und bei den Gästen 4. Es war für die Bundesliga-Premiere der Eisernen ein gnädiges Ergebnis. Die Leipziger schluderten mit ihren Chancen. Sonst wäre es schlimmer gekommen.
Es war ein 4-2-3-1 System was die Unioner dem 3-5-2 der Leipziger entgegensetzen wollten. Frühes Stören der Angriffsversuche, dabei die Anspiele auf die gefährlichen Sturmspitzen der Leipziger Timo Werner und Yossuf Poulsen zu erschweren, das war der Plan. Es. funktionierte nicht einmal im Ansatz. Kurz nach Beendigung des Stimmungsboykotts, in der Anfangsviertelstunde schwiegen die Unionfans, das freute den vollbesetzten Gästeblock, fiel der Führungstreffer für die Gäste. In der 16. Minute traf Marcel Halstenberg mit einem wundervollen Schlenzer. Einsam stand er im Strafraum, von allen Gegenspielern verlassen und sorgte für den ersten Bundesligagegentreffer für das 56. Mitglied. Sie waren auf der rechten Verteidigungsseite durchgekommen. Poulsen und Marcel Sabitzer hatten vorbereitet. Das war eine kalte Dusche, anschließend schickte der Himmel über Berlin leider keine Engel zur Hilfe, sondern öffnete die Schleusen. Ein Tor für Leipzig wurde wieder aberkannt, wegen Handspiels. In der 32. Minute war dann alles regelkonform als Sabitzer den Ball von der Strafraumkante ins Tor wuchtete. Unions Torwart Rafal Gikiewicz wollte das Spiel schnell machen. Sein Abwurf auf Trimmel geriet zu ungenau. Das war die Vorgeschichte des 0:2. Der Treffer war eine Kopie des zweiten Gegentores im Vorbereitungsspiel gegen Celta Vigo. Solche Fehler werden in dieser Liga bestraft.
Die Eisernen wirkten jetzt angeschlagen. Die Drainage des Rasens in der Alten Försterei bekam langsam Probleme mit dem starken Regen. Union fand nicht mehr statt und kam in der 44. Minute durch Timo Werner einen weiteren Treffer eingeschenkt. Die erste Halbzeit in der Bundesliga hatten sie sich ein wenig anders vorgestellt. Ein Punktgewinn oder mehr war aus Sicht der Eisernen in das Reich der Phantasie gerückt. RB Leipzig war dabei, den Wuhlheidern eine Lektion zu erteilen.
Nach der Pause stellte Urs Fischer seine Mannschaft taktisch um. Christian Gentner blieb in der Kabine und Anthony Ujah kam auf den Platz. Taktisch sortierte sich der Aufsteiger jetzt in einem 4-4-4-2 System, dafür musste ein defensiver Mittelfeld-Spieler weichen. Die Leipziger schalteten in den Verwaltungsmodus und das reichte. Union blieb weiter harmlos, trotz großen Bemühens. Der Gegner war besser, hatte die bessere Raumaufteilung und in den entscheidenden Situationen größere individuelle Qualität zu bieten. In der 67. Minute besorgte der eingewechselte Christopher Nkunku das 4:0. Für Union ging es nur noch um das erste Bundesliga-Tor. Es reichte nicht einmal dafür. Auch die eingewechselten Offensivkräfte Sheraldo Becker und Sebastian Polter konnten daran etwas ändern. RB Leipzig war eine Nummer zu groß.
Die Frage, wer den ersten Bundesliga-Treffer für den 1. FC Union erzielt wird vielleicht am zweiten Spieltag in Augsburg beantwortet. Es treffen die beiden Teams aufeinander, die eine Klatsche zu verdauen haben.
1.
FC Union Berlin:
Gikiewicz – Trimmel, Friedrich, Schlotterbeck, Lenz – Prömel,
Gentner (46. Ujah) – Abdullahi, Andrich, Bülter – Andersson (69.
Polter)
RB
Leipzig:
Gulásci – Mukiele, Konaté, Orban – Klostermann, Demme (62.
Laimer), Kampl (73. Forsberg), Halstenberg – Sabitzer, Poulsen,
Werner (65. Nkunku)
Zuschauer:
22.012 + 455
Tore:
0:1 Halstenberg (16.), 0:2 Sabitzer (31.), 0:3 Werner (42.), 0:4
Nkunku (69.)