Für mich ist es auch, wie auf der virtuellen Mitgliederversammlung verkündet, ein Sieg der Vernunft, dass Trainer Pal Dardai mit seinem Team Andreas „Zecke“ Neuendorf und Admir Hamzagic, bis 2022 weitermachen darf. Es hätte wohl kaum ein Berliner und erst recht kein Hertha-Fan verstanden, wenn der Cheftrainer wieder ins hintere Glied zurückgemusst hätte. Letztendlich ist Hertha BSC mit Glück dem Abstieg entgangen und was der Trainer, unter widrigen Bedingungen geleistet hat, war bewundernswert.
Nochmals zur Erinnerung, Ngankam erzielte in der 73. Minute den Siegtreffer für Hertha auf Schalke. Wäre es nur Unentschieden ausgegangen, wer weiß ? Vielleicht hätte Hertha statt Köln durch die Mühle der Relegation gemusst. So war das Spiel in Hoffenheim nur Makulatur. War das eine miserable Saison!

Anerkennenswert, was Arne Friedrich leistete. Die Zusammenarbeit zwischen Sportdirektor und Cheftrainer passte. Die Zusammensetzung des Kaders passte nicht, das hatten beide nicht zu verantworten. Für die neue Saison wird Hertha hoffentlich ein besseres Händchen in der Kaderplanung haben. Nach dem Klassenerhalt hatte Pal Dardai darauf hingewiesen, dass es bei seinem Amtsantritt vorne und hinten nicht passte. Einige Profis hatten Probleme einfachste Regeln der taktischen Disziplin einzuhalten.
Pal Dardai ist Herthaner durch und durch. Für einen anderen Verein will er nicht arbeiten. Die Ansprüche bleiben bei Hertha BSC hochgesteckt. Der Trainer muss dem gerecht werden und die Mannschaft weiter entwickeln. Der bloße Klassenerhalt wird nicht das Saisonziel sein.
Präsident Werner Gegenbauer ist im Verein nicht unumstritten. Seine Sympathiewerte sind gesunken. Bei seiner Wiederwahl im Oktober 2020 hatte er lediglich einen Zuspruch von 56 Prozent. Selbstkritik ist angebracht. Hertha hat aktuell 38.407 Mitglieder. Sie freuen sich darüber, in Berlin wieder zahlenmäßig vor Union (37.464 Mitglieder) zu liegen. An der digital ausgetragenen Mitgliederversammlung nahmen 2.422 stimmberechtigte Mitglieder teil. Präsident Werner Gegenbauer überstand einen von Mario Pfeifer eingebrachten Antrag auf Abberufung – Ergebnis: 982 Stimmen für Gegenbauer, 622 für seine Abwahl, bei 95 Enthaltungen. Trotzdem, Hut ab vor Gegenbauer, der sich immerhin seit 2008 in der Führung behauptet. Es folgten nach dem gescheiterten Abwahlantrag erzürnte Kommentare: So ohne jegliche Alternative stürzt man keinen Präsidenten.
Die Zeichen für Verbesserungen wurden verbal gegeben. Gegenbauer wird sich über Versäumnisse und Fehler seine Gedanken machen. Kein vorzeitiges Ende also, hoffentlich eine gute Perspektive für die Zukunft. Am 1. Juni 2021 trat Fredi Bobic sein Amt an. Wir bleiben am Ball und werden in Kürze über das Wirken von Carsten Schmidt, sein Einvernehmen mit Investor Lars Windhorst berichten und darüber hinaus, was es neues gibt vom Sportdirektor und Kaderplaner.
Was wurde zur neuen Saison noch verkündet? Es gibt es wohl keine Dauerkarten. Der Bier-Partner Berliner Kindl verlängert um weitere drei Jahre, Ärmelsponsor Hyundai verlängert bis 2022 und das neue Trikot soll Anfang Juli in den Handel kommen.
Christian Zschiedrich