Frühlingserwachen im Berliner Profifußball – zwei überraschende Spielausgänge

Der 1. FC Union Berlin hat den großen Bayern einen Punkt abgetrotzt. In der 75. Minute sah es danach aus, als würde Unions Anti-Fußball letztlich doch keinen Erfolg haben. Nach dem 0:1 Rückstand wagten sich die Eisernen etwas öfter vor das Bayern Tor. In der 84. Minute gab es ein Gastgeschenk. Der junge Keeper Jonas Urbig verschätzte sich bei einer Flanke, die leicht abgefälscht war. Sein Abwehrversuch mit der flachen Hand beförderte den Ball direkt vor die Füße von Benedict Hollerbach und der konnte nicht anders, als seinem Ausbildungsverein einen einzuschenken. Das Stadion flippte aus. Der Ball fiel mir, wie eine reife Pflaume, direkt vor den Fuß. Ja, so kann es gehen, deshalb lieben wir den Fußball. Selbst in höchsten Gefilden, wo die Überraschungen immer seltener werden, kann das Unverhoffte passieren.

Was vor der 75. Minute passierte, war unerträglich. Das Spiel der Bayern war pomadig, ohne Esprit. Union spielte Baseballhaft, immer schön das Spielgerät wegschlagen, bloß nicht den Ball haben wollen. Haben die Eisernen die Meisterschaft nochmal spannend gemacht? Ich denke nein, höchstens im Promillebereich.

Einen Tag später hatte die Alte Dame ihren Auftritt in Braunschweig. Auswärts läuft es. Im Vorfeld des Spiels hatte Braunschweigs Stürmer Sebastian Polter geäußert: „Mit diesem Kader müsste Hertha eigentlich um den Aufstieg mitspielen.“ Ja müssten sie eigentlich, laut Transfermarkt wird die Mannschaft mit 53,35 Millionen EUR taxiert. Die Braunschweiger sind mit einem Kaderwert von 18,80 aufgeführt. Das sind zunächst theoretische Werte. An diesem Sonntag setzten die Hertha-Profis sie in die Praxis um. Gegen völlig überforderte Braunschweiger wurde mit 5:1 gewonnen. Lediglich in der Nachspielzeit gestatteten die Blau-Weißen den Niedersachsen den Ehrentreffer. Aus den noch ausstehenden acht Partien sollten mindestens sieben Punkte geholt für den Klassenerhalt, dann wäre das Schlimmste verhindert. Allerdings sieht die Zukunft nicht allzu rosig aus. Bereits jetzt dürften einige namhafte Abgänge feststehen für das hoffentlich bevorstehende dritte Jahr in der 2. Bundesliga.

Beide Fanlager des Berliner Profifußballs können ein bisschen durchatmen und die kommende Länderspielpause genießen. Am kommenden Spieltag muss der 1. FC Union etwas weiter reisen. Der Sportclub aus Freiburg hegt Ambitionen für eine Teilnahme an der Champions League und die Eisernen sind weiter im Abstiegskampf. Hertha hat ein gefühltes Freundschaftsspiel um Punkte. Der Karlsruher Sportclub, ein Team jenseits von Gut und Böse, kommt ins Olympiastadion.

Hans-Peter Becker

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