Alles wieder auf Anfang – Eisbären starten in die Playoffs

Im deutschen Eishockey haben die Playoffs begonnen. Für die Qualifizierten steht alles auf null, jetzt zählen nur noch Siege. Für das am Sonntag, 16. März 2025 beginnende Viertelfinale haben sich, gewissermaßen im Tigersprung, über die Vorrunde Nürnberg und Straubing qualifiziert. Es kommt so für die Eisbären Berlin im Viertelfinale zu einem Wiedersehen mit dem letztjährigen Halbfinalgegner aus Niederbayern. Vor einem Jahr ging es gut aus. Die Eisbären brauchten fünf von sieben möglichen Spielen für die nächste Runde, davon gingen zwei in die Verlängerung. Spiel zwei in Straubing wurde erst im sechsten Drittel entschieden, während es in Spiel fünf ganz schnell ging.

In der Hauptrunde konnten die Eisbären alle vier Spiele für sich entscheiden. Die Straubinger schlossen damals die Hauptrunde mit 94 Punkten als Dritter ab. Davon waren sie in der aktuellen Saison weit entfernt. Es langte mit 76 Punkten lediglich zum Platz sieben und somit mussten sie nachsitzen für den Viertelfinaleinzug. Auf die zwischenzeitlich unbefriedigenden Ergebnisse reagierten die Verantwortlichen in Straubing mit einem Trainerwechsel. Der Vater des Erfolges im Vorjahr, Tom Pokel, musste nach fast acht Jahren, somit einer der dienstältesten Trainer, seinen Platz hinter der Bande räumen. Für ihn übernahm Craig Woodcroft, der als Aktiver 227 DEL-Spiele absolvierte. Mit dem Erreichen des Viertelfinales, einem 2:0 in der Serie gegen die Frankfurt Lions, konnte er bei seinem ersten DEL Engagement als Verantwortlicher hinter der Bande bereits einen kleinen Erfolg verbuchen. Es liegt jetzt in der Hand der Eisbären unter der Führung von Serge Aubin, dass der Erfolg von Woodcroft und seiner Mannschaft nicht größer wird.

Große Geheimnisse gibt es in der Spielvorbereitung nicht mehr aufzudecken. Seit vergangenen Dienstag, 11. März 2025, steht der Gegner fest. Serge Aubin konnte somit frühzeitig mit dem Videostudium beginnen, um das eine oder andere zu entdecken, was überraschen und die Serie zu Gunsten der Eisbären entscheiden kann. Neben dem Training, Einzelgesprächen, kann ebenso ein Blick in die statistischen Werte der Hauptrunde hilfreich sein.

Ein Eishockeyspiel wird nach Unterbrechungen immer mit einem Bully fortgesetzt. Ein Bullygewinn bringt gleich einen Vorteil, die Scheibe muss nicht erst zurückerobert werden. In der DEL werden viele Statistiken geführt, dem Beispiel der Nordamerikanischen NHL folgend. Es ist nicht ganz so extrem, wie beim Baseball, aber schon erstaunlich, was alles in Zahlen ausgedrückt werden kann. In der Hauptrunde mussten die Bullyspezialisten der Eisbären, in der Regel die Mittelstürmer, 3.227 Mal auf den Einwurf der Scheibe durch den Schiedsrichter reagieren. Sie kamen auf eine Erfolgsquote von 49,34 %, ein leicht negativer Wert. Zum Vergleich, bei den Straubingern lag der Wert bei 52,83 %.

In der Einzelwertung aller DEL-Spieler belegt Straubings Joshua Samanski mit 52,87 % gewonnener Anspiele den achten Platz, bester Eisbär ist Gabriel Fontaine mit 53,62 %. Allerdings hat Samanski alle 52 Spiele der Hauptrunde bestritten, während Fontaine nur 42 Partien gespielt hat. Beachtliche Bullyquoten haben zudem die Straubinger Justin Scott (52 Spiele 52,15 %) und Danjo Leonhardt (52 Spiele 53,58 %). Zweitbester Eisbär in der Mannschaftswertung ist Blaine Byron, der allerdings verletzt ausfällt. Ein guter Bullyspieler zu sein, setzt viel Talent voraus und ist wohl nur bedingt trainierbar.

Glücklicherweise wird ein Eishockeyspiel letztlich durch das Erzielen von Toren entschieden und da haben die Eisbären nach Zahlen ganz klar die Nase vorn. Kein anderer Spieler erzielte so viele Tore wie Eisbär Ty Ronning, 37 Mal konnte er jubelnd abdrehen und die Glückwünsche von der Bank entgegennehmen. Auf Platz Fünf der Wertung kam Leonard Pföderl mit 26 Treffer an. Am treffsichersten bei den Tigers ist Samanski mit 14 Toren.

Grau ist, wie immer, alle Theorie. Am Sonntag wird um 16:30 Uhr der erste Puck eingeworfen. Es beginnt der Höhepunkt einer gewiss nicht immer einfachen Saison für die Eisbären. Es gab im Durchschnitt pro Spiel fünf verletzte Spieler. Diese Lage hat sich glücklicherweise entspannt. Zum Playoff-Start ist Blaine Byron nicht einsatzbereit, Mitch Reinke und Marco Nowack sind weiter verletzt und in dieser Saison nicht mehr einsatzfähig.

Es musste der Tod eines Mannschaftskameraden verkraftet werden. Tobi Eder ist und bleibt ein Teil der Mannschaft. Seine Hymne soll in den Heimspielen der Playoffs noch oft zu hören sein.

Hans-Peter Becker

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Foto: Stephan Wenske

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