Nach dem Abpfiff gab es enttäuschte Gesichter bei den Eisernen. Dabei hätten sie zur Halbzeitpause eine Punkteteilung wohl sofort unterzeichnet. In Halbzeit 1 dominierten die Gastgeber aus dem Max-Morlock Stadion. Trainer Jens Keller griff wieder auf die Startformation der ersten beiden Punktspiele zurück. Lediglich Stephan Fürstner ersetzte Marcel Hartel im defensiven Mittelfeld. Aus Sicht der Wuhlheider gibt es von den ersten 45 Minuten wenig zu berichten. Hauptsächlich waren sie in der Abwehr beschäftigt und Jakob Busk hatte mehr Ballkontakte als sein Nürnberger Gegenüber Thorsten Kirschbaum. Vor dem Spiel hatte Nürnbergs Trainer Michael Köllner das Matchglück beschworen. Das lag mehr auf Seiten der Gäste aus der Hauptstadt. Sie hätten durchaus mit 2 Toren Rückstand den Gang in die Pause antreten können.
Die knapp 30.000 in Nürnberg, sofern sie es mit dem Club hielten hatten ein gutes Gefühl. Seit 225 Minuten (insgesamt 5 Halbzeiten lang) waren sie ohne Gegentor geblieben. Union machte es wie tags zuvor der Lokalrivale, eine Liga höher, und erzielte die Führung unmittelbar nach der Halbzeitpause. Simon Hedlund wurde mit einem Steilpass von Steven Skrzybski bedient und ließ Kirschbaum keine Chance der Abwehr. Da war es, das Gegentor Nummer eins in der laufenden Saison. Das Spielprotokoll vermerkte die 47. Spielminute als Ereigniszeitpunkt. Das war super her ausgespielt und Hedlund zeigte, über welch enorme Grundschnelligkeit er verfügt. Die Nürnberger stürmten unverdrossen weiter, als hätte es das Gegentor nicht gegeben. Die Eisernen wurden förmlich eingeschnürt. Busk konnte sich mehrfach auszeichnen, eine Serie von Eckbällen und knapp verpassten Torchancen war zu notieren. In der 55. Minute war es soweit. Cedric Teuchert schickte einen Flankenball von Mittelfeld-Kollege Sebastian Klerk direkt in die Maschen des Tores, Direktabnahme nennt man das wohl. Jetzt wurde es ein richtig gutes Zweitliga-Spiel. Das lag auch daran, dass die Eisernen ins Spiel fanden. In der 61. Minute hätte Sebastian Polter das Spiel drehen können, war drauf und dran, einen Alleingang auf das Nürnberger Tor zu starten. Er legte sich den Ball zu weit vor. In der 62. Minute wechselte Jens Keller, nahm seinen Kapitän Felix Kroos vom Feld und brachte Marcel Hartel. Die überraschende Führung für die Unioner fiel durch Polter. Sein erster Saisontreffer erzielte er per Kopf im Anschluss an einen von Christopher Trimmel getretenen Eckball. Seine Bewacher sprangen nicht mit, ganz allein war er in der zweiten Etage, das Timing stimmte und aus kurzer Distanz schlug es ein bei den Franken. So ist Fußball, Nürnberg machte das Spiel und lag trotzdem hinten.
Hanno Behrens, Nürnbergs Kapitän hätte in der 79. Minute den erneuten Ausgleich machen müssen , freistehend köpfte er vorbei. Es sah gut aus für die Eisernen, hier einen Dreier mitnehmen zu können. Die Trainerbank versuchte zu helfen, für Skrzybski kam Grischa Prömel und für Hedlund durfte Fabian Schönheim weiterspielen. Bis zum Ende der regulären Spielzeit hielt die Führung. Der Ausgleich fiel in der Nachspielzeit, der eingewechselte Edgar Salli kann flanken und Behrens bringt seinen Kopfball an Busk vorbei zum 2:2 Endstand. In der Nachspielzeit kassierte der eingewechselte Prömel noch eine rote Karte. Eine zu harte Entscheidung, es war ein Foul, die Sohle war offen und Nürnbergs Verteidiger Enrico Valentini bekam den Abdruck der Stollen auf den Oberschenkel gedrückt. Die gelbe Karte hätte wohl gereicht.
Die Nürnberger jubelten, das viel beschworene Matchglück stand mehr auf ihrer Seite. Enttäuschung dagegen bei den Eisernen, im letzten Augenblick hatte sie das Glück im Spiel verlassen. Bei nüchterner Betrachtung allerdings, können sie mit dem Punkt durchaus zufrieden sein. Die Eisernen haben exakt eine Woche Zeit, um sich auf die nächste Aufgabe vorzubereiten. Am kommenden Sonntag ist Arminia Bielefeld zu Gast in der Alten Försterei.
Hans-Peter Becker
2. Fußball-Bundesliga Saison 2017/18
3. Spieltag 20.08.2017 1. FC Nürnberg – 1. FC Union Berlin
Anpfiff 13:30 Uhr Max-Morlock Stadion Nürnberg
1. FC Union Berlin spielte mit:
Tor: Jakub Busk Abwehr: Christopher Trimmel; Toni Leistner; Marc Torrejon; Kristian Pedersen Mittelfeld: Felix Kroos (62. Marcel Hartel) Stephan Fürstner; Damir Kreilach; Simon Hedlund (88. Fabian Schönheim); Steven Skrzybski (79. Grischa Prömel); Angriff: Sebastian Polter (4-1-3-1) 4-2-3-1
Torfolge:
0:1 47. Min. Hedlund (Skrzybski)
1:1 55. Min. Teuchert (Kerk)
1:2 66. Min. Polter (Eckball Trimmel)
2:2 90.+1 Min Behrens