Bei den Eisernen scheint alles zu gelingen. Aus wenig viel machen, ganz so wenig war es nun auch nicht, aber darüber reden sie in der Wuhlheide ungern. Sollten sie die Fleischtöpfe der Champions-League erreichen, wurde bislang auch alles richtig gemacht. Das „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Freiburg wurde überraschend souverän gewonnen. Jetzt fehlen lediglich drei Punkte für das große Ziel und zur weiteren Beruhigung der Finanzen.
Im Vergleich mit der „Alten Dame“ würde man als Mathematiker von indirekter Proportionalität sprechen. Je besser es dem einen zu gehen scheint, desto schlechter entwickelt es sich bei dem Anderen. Es war ja mal anders, da kämpfte Union um die Existenz und Hertha reüssierte in der Bundesliga. Daran werden sie in Köpenick auch denken und könnten sich schlapp lachen über den lokalen Konkurrenten.
Keiner weiß genau, wie das Ganze bei der Hertha ausgeht. Dafür verlief die Mitgliederversammlung recht ruhig. Pal Dardai gefeiert, die verheerende Niederlage in Köln schien vergessen. Nicht ganz so ruhige Zeiten stehen vielleicht jetzt in Köpenick ins Haus, sicherlich gemessen an der Problemlage in Charlottenburg eher Luxus. Es geht um einen möglichen Investor für die Deutsche Fußballliga (DFL). In einem Interview, das Unions Präsident Dirk Zingler zusammen mit Hans-Joachim „Aki“ Watzke gab, sprach er sich prononciert für einen Investor aus, um im gleichen Atemzug über „Investoren-Vereine“ herzuziehen und von einem üblen Beispiel in Berlin zu sprechen. Die entsprechende Quittung erteilten die Fans im Stadion. Während des Spiels gegen die Freiburger wurden Spruchbänder hochgehalten. Zu lesen war: „Die größte Gefahr für den Fußball ist keine Pandemie, sondern eure Gier“, „Tod dem kranken System“ oder auch „Fußball für die Menschen im Stadion!“. Die DFL wird am 24. Mai 2023 in einer Mitgliederversammlung entscheiden. Es ist geplant, 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an der zukünftigen Medien-Vermarktung der Bundesliga an einen Investor abzutreten. Man erhofft sich davon eine Einnahme von zwei Milliarden EUR. Das ist wohl auch nötig, wenn die Bundesliga im Vergleich zu anderen europäischen Top-Ligen nicht weiter ins Hintertreffen geraten will.
Das gilt nicht nur für die Liga, die Vereine sind aus meiner Sicht gefesselt durch die 50+1 Regel. Dem Verfasser dieser Zeilen ist klar, er vertritt eine Position der Minderheit. Ich bin da nicht auf der Seite der Romantiker und den Ultras in den Fankurven. Wennschon, dennschon, bitte Profifußball, mit allen Konsequenzen. Für den lieben alten Verein bleibt ja immer noch der Amateurfußball und selbst da geht es nicht ganz ohne Geld.
Hans-Peter Becker