Beide haben ihn im Blick, oben geht es darum, ihn zu vermeiden und unten wird er angestrebt.
So unterschiedlich wie Ligen waren auch die Ergebnisse im Berliner Profifussball. Am 29. Spieltag der 1. und 2. Bundesliga mussten die Berliner am Freitagabend ran. Am 12.04.2024 begann um 18:30 Uhr im Olympiastadion die Partie zwischen Hertha und dem FC Hansa Rostock. In einem Kampf um Punkte standen sich beide zuletzt am 25.09.2007 gegenüber. Es war ein Dienstag, Flutlicht, beide waren Erstligisten und Hertha verlor vor 48.670 Zuschauern mit 1:3. Bereits nach zwei Minuten brachte Marco Pantelic nach Vorlage von Lucio in Führung, anschließend gelangen den Rostockern noch drei Tore. Am Saisonende stieg Hansa als Aufsteiger wieder ab. 17 Jahre später gab es nun das Wiedersehen, als Zweitligisten. Erstaunlich, es waren mehr Zuschauer im Stadion, als beim letzten Mal. Aus Sicherheitsgründen durften nicht alle Eintrittskarten verkauft werden. Es wurde befürchtet, dass es zwischen den Fanlagern zu Auseinandersetzungen kommen könnte, so wurden Pufferzonen eingerichtet.
Etwa 20.000 Fans der Rostocker hatten sich nach Berlin begeben und sorgten gleich für einen verspäteten Spielbeginn. Wie konnten bloß die vielen Nebeltöpfe in das Stadion gelangen? Vernebelt war dann auch der Auftritt der Gäste. Sie waren chancenlos, wurden phasenweise vorgeführt. Die von Rostocks Trainer Mersad Selimbegovic vorgegebene Taktik, frühes Stören, Ballverluste provozieren, ging nicht annähernd auf. Selten kamen die Herthaangreifer so schnell hinter die letzte Abwehrreihe, wie in diesem Spiel. Dass es zur Halbzeit nur 2:0 für die Hertha stand, war glücklich für die Gäste. Bereits nach der Pause wechselte Hansa zweimal und stellte auf eine Viererkette in der Abwehr um. Es half nichts, in der 59. Minute konterte Hertha über das gesamte Spielfeld, Marten Winkler holte sich den Ball am eigenen Strafraum und gab ihn erst wieder per Querpass auf Palko Dardai wieder frei. So makierte der Trainer-Sohn seinen zweiten Treffer im Spiel. Von den Gästen kam jetzt nichts mehr, Haris Tabakovic erzielte in der Schlussphase das 4:0.
So ganz dezent meldet sich Hertha wohl nochmals für den Kampf um den Relegationsplatz an. Wie gesagt dezent, die fünf Punkte Rückstand bei lediglich nur fünf ausstehenden Spielen dürften doch einige zu viel sein. Egal, es war die wohl beste Saisonleistung, so könnte der Aufstieg, dann im nächsten Jahr realistisch werden.
Dezente Anmeldung im Aufstiegskampf hier und die Eisernen meldeten sich wieder im Abstiegskampf an. Sie verloren in Augsburg mit 0:2. Ein katastrophaler Fehlpass von Diogo Leite, leite die Niederlage ein. Vorne und hinten Pech, so könnten man den durchwachsenen Auftritt der Eisernen beschreiben. So waren bemüht, es reichte nicht und Fehler werden gnadenlos bestraft. Der Relegationsplatz ist aktuell nur drei Punkte entfernt. Der nächste Gegner in der Alten Försterei heißt Bayern München. Als entthronter Meister wird er die Punkte trotzdem nicht kampflos übergeben, schließlich muss die Qualifikation für die Champions-League eingetütet werden. Mal sehen, wie das Rückspiel in London ausgeht und dazu eine ganze Reihe verletzter Spieler. Vielleicht reicht es ja für den ersten Sieg gegen die Bayern.
Hans-Peter Becker