Spanien in allen Qualitäten Deutschland überlegen

Aber wirklich in allen Belangen, ob Technik, Taktik und Kondition! Das Mentale und die fehlende Struktur  muss  noch härter kritisiert werden. Keiner im Team, der  zur Orientierung geschweige denn zum Aufbruch blies. Gedanklich im Dauerschlaf, keine erfolgreiche Zweikampfführung, welch erbärmliche Körpersprache, keine Aggressivität, katastrophale Deckungsarbeit, aber auch alle ließen sich regelrecht vorführen. Das war doch nicht die deutsche Nationalmannschaft. Das zu rechtfertigen fiel hinterher allen ausgesprochen schwer. Trainer Jogi Löw sprach von einem rabenschwarzen Tag und Bastian Schweinsteiger antwortete: So hoch darf einfach nicht verloren werden, ein historisches Debakel!  Es ist 90 Jahre her. 1931 war ich noch nicht geboren. Um dem vielleicht etwas Gutem abzugewinnen: War es noch zur rechten Zeit die lehrreiche Quittung für absolut falsche Entscheidungen der Verantwortlichen?

Bei aller Nachwuchsförderung und gewünschter, rechtzeitiger Verjüngung, lieber Sportdirektor, lieber Chefcoach, das muss doch in der Tat besser geschehen und nicht auf Kosten vielleicht unliebsam gewordener Leistungsträger. Es war für mich so wohltuend nach der Klatsche im Studio Bastian Schweinsteiger und Matthias Opdenhövel zu hören. Sie sprachen ebenfalls die Fakten an, auch als Manuel Neuer meinte: Das muss doch nicht jetzt sein, wann dann ? Opdenhövel: Gerade jetzt!  Er fragte den im Gesicht gezeichneten Jogi Löw: Haben Sie jetzt überhaupt noch Lust? Basti Schweinsteiger hat ja so recht, ihm aufs Butterbrot zu schmieren: Ist doch egal wie alt ein Spieler ist, die Besten müssen spielen und vor allem, wenn die Leistung stimmt!

Was Mats Hummels, Jerom Boateng und Thomas Müller noch leistungsmäßig drauf haben, bewundere ich genauso, wie das was sie in der Vergangenheit vollbracht haben. Gegen die 0:6-Pleite wird das hoffentlich auch den DFB-Verantwortlichen klar. Da wechselt doch Jogi Löw bei Halbzeit 0:3 den Leverkusener Tah für Süle ins Abwehrzentrum ein, der allerdings in Leverkusen in letzter Zeit kaum noch gespielt hat. Vielleicht sollte es eine Strafe für Gündogan und Gnabry sein. Erst verliert Gnabry beim 0:2 (33.) am langen Toreck auf der Fünfmeterlinie blamabel (sprang unterm Ball durch) das Kopfballduell gegen Ferran Torres; beim 0:3 (38.) kam Gündogan (wie so oft) zu spät und duckte sich förmlich beim Kopfballtor von Rodrigo.

Deutschland wurde nach den letzten beiden Siegen zwar nicht in den Himmel gehoben, jedoch recht ordentlich gelobt. Die Aufstellung des Angriffs mit drei sehr schnellen Spielern war vielversprechend. Manuel Neuer in seinem Rekordspiel, löste zahlenmäßig Sepp Meier ab, war bei den Toren machtlos. Die Taktik mit Viererkette, erst einmal abzuwarten war verständlich, es reichte ja ein Unentschieden. Konter müssten doch eigentlich möglich sein. Denkste. Der erste und einzige Torschuss kam durch Gnabry (Pfosten) erst in der 77. Minute zustande.

Als ich vor dem Spiel die Aufstellung vernahm, wieder Toni Kross neben Goretzka im Mittelfeld, da  glaubte ich an eine gute Leistung. Von wegen geistige Fitness… Stattdessen wurde Spanien ein Elfmeter verwehrt und ein Abseitstor aberkannt. Deutschlands Stürmer waren viel in der Verteidigung zu finden und durften sich bei Eckbällen der Spanier vom Glück begünstigt fühlen. Das frühe folgerichtige 0:1 (17.) durch Morata hielten viele mit Daumen drücken noch für ausgleichbar. Es kam jedoch ganz Dicke. Ehrlicherweise sollte darauf hingewiesen werden, dass den Chancen und dem Spiel nach Spanien hätte noch viel höher gewinnen müssen.

Die weitere Trefferquote: 0:4 (55.) Ferran Torres, 0:5 (71.) Ferran Tores, 0:6 (89.) Qyarzabal. Bis März tut sich höhnisch formuliert nun gar nichts. Macht bloß nicht so weiter! Die EM beschert uns Gegner mit solchem Kaliber. Es wäre zu vermessen, hier Ratschläge zu geben. Es muss nicht nur die Niederlage analysiert werden. Nutzt die Zeit bis März zur Nominierung der Besten. Mehr scherzhaft sei gefordert, Bastian Schweinsteiger zum Comeback zu bewegen.

Michael Ballack meint, Jogi Löw sei ein bisschen stur. Vielleicht kommt man mit Sturheit meistens weiter, doch Fußball-Deutschland würde in diesem Fall wesentlich mehr Kulanz und Einsicht schätzen. Kann sich ein Bundestrainer dagegen verwahren, die Besten zu ignorieren? Ich meine, Löw könnte daran scheitern! Es werden sich genügend Stimmen für eine Forderung finden, bei allen Verdiensten, Jogi trete ganz schnell ab!

Christian Zschiedrich

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Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

Ein Gedanke zu „Spanien in allen Qualitäten Deutschland überlegen“

  1. Das war das absolute Nichts. Die letzte Niederlage mit mehr als vier Gegentoren datiert aus dem Jahr 1931, es war ein Länderspiel gegen Österreich in Wien, das mit 0:5 verloren ging. Jetzt steht fest, Jogi Löw wird bleiben. Es wirkt zumindest, ob er es ist kann ich nicht beurteilen, ziemlich lustlos. Beim Blick auf den Kader, geht es nicht immer um die vermeintlich Besten, sondern um Führungsqualität. Da ging nichts, eine Entwicklung war nicht zu erkennen. Mit Verlaub ob das die Alten lösen können, kann ich nicht glauben. Löw hat sich selber das Leben schwer gemacht, mit der Endgültigkeit seiner Entscheidung, einige Spieler nicht mehr einzusetzen. Bei allen Verdiensten ein Jerome Boateng ist keiner mehr für das Nationalteam. Er wird die Bayern verlassen und seine Karriere in den USA ausklingen lassen. Das hat er sich verdient.

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