Gegen den VfL hat sich Hertha zwar immer schwer getan, doch das 0:3 musste nicht sein. Seit acht Jahren war das sogar die erste Auftaktniederlage zu Saisonbeginn in Berlin. Mein zweigeteiltes Urteil: Im ersten Durchgang freute ich mich über sehenswerten, im Vergleich zur Vorsaison verbesserten Angriffsfußball der Hertha mit dem zielstrebigen und schnellen Kombinationen nach vorn. Nach den unglücklichen Elfmeter-Entscheidungen gegen Hertha und für Wolfsburg sagte ich mir: Es kann doch nur die Frage der Zeit sein, wenn der Ausgleich fällt. Hertha erspielte sich einige Hochkaräter. Da passt der Spruch: Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech hinzu. Wenn immer nur der letzte Pass fehlt, kann man dann bei diesem Ausgang von Pech reden? Und die Niederlage allein auf den Referee zu schieben, ist zu einfach.
Das dann in der zweiten Hälfte Gebotene erinnerte mich an früher und bestätigte allgemein den Trend: Nach einer guten Partie (in München) folgt weiterhin ein schwaches Spiel, das war in Fortsetzung enttäuschend, konnte keinen vom Hocker holen und überhaupt nicht befriedigen. Mit Recht durften die Anhänger nach der Leistung in München erwartungsfroh sein. Und die Wechsel brachten leider gar nichts. Das war kein Alles oder Nichts, kein Aufbäumen, sogar das Verständnis untereinander war verloren gegangen. Der gute Start in die Bundesliga-Saison 2019/2020 ist damit in die Hose gegangen, misslungen. Am 3.Spieltag in Gelsenkirchen sollte in beiden Halbzeiten konzentrierter Fußball gespielt werden, sonst geht der Daumen noch mehr nach unten. Abschließend noch eine schockierende Zahl: Wolfsburg lief 6 Kilometer mehr als Hertha (110 : 116).
Christian Zschiedrich