Das Saisonspiel Nummer 29 war das letzte für Clement Jodoin als Cheftrainer der Eisbären. Am Dienstagabend, 18.12. verloren die Eisbären mit 2:5 gegen die Nürnberg Ice-Tigers. Es war die vierte Heimpleite in Folge. Ein Tag später war folgendes in einer Pressemitteilung zu lesen: “ Clément Jodoin ist nicht mehr Cheftrainer bei den Eisbären Berlin. Der 66-jährige Kanadier wird von seinen Aufgaben mit sofortiger Wirkung entbunden. Sportdirektor Stéphane Richer übernimmt vorübergehend den Cheftrainer-Posten und wird bei der Mannschaftsführung von den bisherigen Co-Trainern Gerry Fleming und Steffen Ziesche unterstützt.
„Wir danken Clément für seine Arbeit mit den Eisbären in den vergangenen 1 ½ Jahren“, sagt Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee. „Er ist ein Mann mit absoluter Klasse!“
Ahnte er bereits etwas am Dienstagabend bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Seine meist temperamentvoll vorgetragenen Statements zu den Spielen drohten oft zu Vorlesungen, über das gerade zu Ende gegangene Spiel im besonderen und über den Eishockeysport im allgemeinen zu geraten. Bei der letzten Pressekonferenz war Pressesprecher Daniel Goldstein gerade dabei die Journalisten zu verabschieden, als Clement Jodoin nochmals das Wort ergriff. Er entschuldigte sich für seine Mannschaft, bei den Mitarbeitern der Organisation der Eisbären und bei den Zuschauern. Es waren seine Schlussworte in Berlin.
Während seiner Zeit als Assistenztrainer unter Uwe Krupp soll er ein hohes Ansehen bei den Spielern genossen haben. Es oft so, dass einem Assistenten die pädagogische Rolle im Trainerstab zufällt. Der Schritt in die neue Rolle des Chef-Trainers ist sicherlich nicht leicht. Hier könnte ein Grund für das Scheitern liegen.
Gleich zu Beginn schlug das Verletzungspech zu, was die Aufgabe nicht gerade erleichterte. Zwei junge deutsche Torhüter sollten sich gegenseitig zu Leistungssteigerungen anstacheln. Marvin Cüpper fiel bereits vor dem Saisonstart aus und fehlt bis heute. Geholt wurde Kevin Poulin, der für die Eisbären einige Siege festhielt, aber ein anderes Temperament als sein Vorgänger Petri Vehanen zu haben scheint. Im letzten Spiel gegen Nürnberg zertrümmerte er nach dem dritten Gegentor vor Wut seinen Schläger und fuhr in Richtung Bank, wechselte sich quasi selbst aus.
Es hat nicht funktioniert, den Assistenten zum Chef zu befördern. Die Mannschaft wird bis auf weiteres vom Sportdirektor Stephane Richer geführt werden. Er nimmt damit eine Doppelfunktion war. In der Presseerklärung heiße es dazu:“Bei seinen Aufgaben als Sportdirektor wird er künftig noch stärker von Peter John Lee und dem Leiter für Spielerentwicklung und Scouting, Stefan Ustorf unterstützt.“
Bereits am Donnerstag, 20.12. wird Richer, der im Januar 2017 als Assistenztrainer nach Berlin kam, erstmals als Cheftrainer das Eistraining leiten und einen Tag später im Heimspiel gegen Augsburg hinter Bande stehen. Richer war für die Neuverpflichtungen mit verantwortlich. Kann er mehr aus dem Kader herausholen. Es sind in der Hauptrunde noch 23 Spiele zu bestreiten und die direkte Qualifikation für die Playoffs bleibt in Reichweite.
Hans-Peter Becker