Nach sechzig effektiven Spielminuten hatten die Eisbären die Partie des 9. Spieltages gegen die Adler Mannheim mit 4:1 für sich entschieden. Wer nicht in der Arena dabei war oder den Livestream verfolgt hatte, würde das Ergebnis als normal einordnen. Es war seit Gründung der DEL das 128 Aufeinandertreffen und den Eisbären gelangen 38 Siege gegen den „Lieblingsgegner“ innerhalb der regulären Spielzeit, dazu kommen 12 Siege entweder nach Verlängerung oder Penalty.
Nach den 1. Drittel stand es torlos. Zu verdanken war das einem überragenden Kevin Poulin, einer guten Abwehrleistung und dass die Mannheimer einmal nur das Torgestänge trafen. Poulin war der Turm in der Abwehrschlacht. Allein im 1. Drittel entschärfte 18 Schüsse, die Eisbären brachten es auf 6. Es gehörte sehr viel Phantasie dazu, in der ersten Drittelpause an einen Sieg der Eisbären zu glauben.
Im Sport sind Überraschungen nie ausgeschlossen. Im Mittelabschnitt ging es zunächst so weiter, wie aus dem Anfangsdrittel gewohnt. Es war Schwerstarbeit in der Abwehr zu verrichten, Poulin flogen weiter die Pucks um die Ohren und der Führungstreffer für die Adler schien nur eine Frage der Zeit zu sein. In der 31. Minute änderte sich alles. Abseits des Geschehens leistete sich Brent Raedeke ein böses Foul an Eisbär Daniel Fischbuch, der erst nach einer Behandlungspause weiterspielen konnte. Seit dieser Saison gibt es dafür eine neue Regel, bisher war solch ein Vergehen unter Behinderung geführt worden. Raedeke checkte Fischbuch ohne dass er den Puck führte. Die daraus resultierende fünfminütige Überzahl nutzten die Eisbären für zwei Tore. (34. Min. 1:0 James Sheppard und 35. Min. 2:0 durch Micky DuPont). Diesen Schock mussten die Mannheimer erst einmal verarbeiten.
Im Schlussabschnitt setzten die Gäste alles auf eine Karte und hatten in der 45. Minute Erfolg. Matthias Plachta überwand mit einem ansatzlos aus dem Handgelenk abgefeuerten Schuss den Eisbären-Goalie. Es war ein offener Schuss, platziert, am Fanghandschuh vorbei. Der Sturmlauf der Adler ging weiter. Die Eisbärenabwehr hielt und Poulin hatte weitere gute Saves. Die Eisbären versuchten es mit Kontern. In der 48. Minute schickte Sheppard mit einem genialen Pass Jamie MacQueen auf die Reise und der überwand Dennis Endras im Mannheimer Tor. Das 3:1 fiel genau zum richtigen Zeitpunkt und nur eine Minute später machten die Eisbären alles klar. Brandon Ranford netzte ein zum Endstand von 4:1.
Nach dem Spiel sagte Clement Jordion: „Es gibt Spiele, wo du denkst gewinnen zu müssen und verlierst, heute war es umgekehrt.“ Der neue Adler Trainer Pavel Gross hatte einige Mühe, das Geschehene zu verarbeiten. Eine Frage nach dem Foul von Raedeke wollte er nicht beantworten. Bei den Eisbären stimmte der Einsatz und das Sahnehäubchen war die Leistung von Goalie Kevin Poulin (49 Saves im Spiel), unter Beobachtung von seinem Vorgänger Petri Vehanen. Unter großem Jubel hatte er den Ehrenbully vollzogen. Zum Spiel traten die Eisbären in pinken Trikots an, es war der Auftakt zur Pink in the Ring Aktion. Bereits zum neunten Mal findet diese Aktion zur Unterstützung von krebskranken Mensch statt.
Hans-Peter Becker