Die dritte Kraft im Berliner Fußball ?

Wer ist eigentlich nach den beiden Bundesliga-Clubs Hertha und Union die dritte Kraft im Berliner Fußball ? Eine Mannschaft aus Berlin in der untersten Profiliga, der vom DFB verwalteten 3. Liga gibt es nicht. Der FC Energie aus dem brandenburgischen Cottbus hat es geschafft aufzusteigen. In der viertklassigen, meist von semiprofessionellen Vereinen bestückten Regionalliga tummeln sich ja einige Berliner. Der BFC Dynamo, der Berliner AK, die VSG Altglienicke – dank Cottbus weiter drin – , Herthas Zweite und Victoria 89. Wir lassen mal Herthas Zweite außen vor bei der Beurteilung, wer sich als dritte Kraft eignen könnte. Aktuell ist es wohl der Serienmeister der untergegangenen DDR, der BFC Dynamo. Es strömt immer noch ein Hauch Tradition über die Ränge des Jahnsportparks wenn die Weinroten Heimspiel haben. In der zurückliegenden Saison wollten insgesamt 34.574 Zuschauer die 17 Heimspiele sehen, das entspricht einem Schnitt von 2.033. Das war der viertbeste Wert in der Regionalliga Nordost, übertroffen von Aufsteiger Cottbus als Zuschauerzugpferd Nummer eins, gefolgt von den beiden Leipziger Mannschaften Lok und Chemie.

In der Zuschauergunst in Berlin auf Platz Zwei liegt der FC Viktoria 89. Allerdings mit großem Abstand zum BFC Dynamo. Die 17 Heimspiele in Lichterfelde wollten insgesamt 7.127 Zuschauer sehen, das ergibt einen Schnitt von 509, äußerst bescheiden im Vergleich mit dem BFC Dynamo. Während der BFC auch sportlich die Nase, zuletzt mit dem Gewinn des Berliner Pokals, vorn hat, machen die sonst eher unscheinbaren, himmelblauen Viktorianer mit einer Pressemeldung auf sich aufmerksam.

Die Advantage Sports Union Ltd., Hongkong (ASU), und der FC Viktoria 1889 Berlin haben eine Einigung über eine intensive zukünftige Zusammenarbeit getroffen. Zweck der Vereinbarung soll eine langfristige Kooperation sein, die die Wettbewerbsfähigkeit des Vereins, insbesondere der 1. Herrenmannschaft, sicherstellt und dabei auch die Verfolgung höherer sportlicher Ziele ermöglicht.“ Etwas weiter heißt es, „Mit der ASU, einem weltweit tätigen und auf die Vermarktung von Sportmannschaften spezialisierten Unternehmen, strebt Viktoria nun eine Partnerschaft an, mit der diese Ziele umgesetzt werden können und verfolgt nunmehr auch die vom DFB empfohlene Ausgliederung des professionellen Spielbetriebs, welche die Basis für ein nachhaltiges Engagement der ASU bildet.“ In der Bild räsoniert Roberto Lamprecht darüber, „Pumpen China-Milliardäre 90 Mio in Berliner Viertligisten, versehen mit einer zweiten Überschrift „Vorbild RB Leipzig“. Es könnte Sinn machen, den im nächsten Jahr steigt der Meister der Nordost-Staffel direkt auf. Man könnte dann, mit entsprechender Finanzkraft, wie einst Leipzig, ab durch die Dritte dem Bereich des Fußballs annähern, wo richtig Geld verdient werden kann. Schließlich soll sich das Investment eines Tages lohnen. Ob das allein den Zuschauerschnitt anheben wird, ist fraglich.

Blicken wir noch kurz auf die beiden Vereine die bereits dort sind, wo Viktoria eventuell mal landen will. Der 1. FC Union hat aktuell noch keinen Trainer für die neue Saison gefunden. Es geistern einige Namen durch die Foren, warten wir auf die entsprechende Pressemitteilung. Beim Lokalrivalen gab es erfreuliches zu vermelden. Die U-19 ist Meister geworden, im Endspiel wurde in Oberhausen Schalke 04 geschlagen. Ein Herzstück der Mannschaft war Stürmer Muhammed Kiprit. Jetzt wurde bekannt, dass das Sturm-Talent den von Hertha angebotenen Vertrag mit einer Laufzeit von 3 Jahren abgelehnt hat. Der Deutsch-Türke war 2015 von Tennis Borussia in das Nachwuchsleistungszentrum von Hertha BSC gewechselt. Sein Umfeld wird als ungeduldig beschrieben. Beraten wird Kiprit von der Agentur FSB, die in Trier ansässig ist. Hinter FSB stehen die Namen Fritz Fuchs, ein ehemaliger Fußball-Trainer, Alexander Bergweiler, Rechtsanwalt und Sahr Senesie, ein ehemaliger Fußballprofi. Senesie ist der Halbbruder und Berater des 23fachen deutschen Nationalspielers Antonio Rüdiger. Er soll sich um die weitere Karriere von Kiprit kümmern und hoffentlich betreut er ihn gut. Laut dem Fachmagazin Kicker sollen sich die Anfragen an Hertha BSC in Grenzen halten. Zumal er nicht ablösefrei ist, sein Vertrag läuft bis zum Ende der Saison 2018/19. Große Erfahrungen im Männerbereich konnte er bisher nicht sammeln. In der Regionalliga wurde er lediglich am 2. Spieltag, es war eine 1:4 Niederlage bei Union Fürstenwalde, für 39 Minuten eingesetzt. Eine feste Größe war er in der A-Junioren Bundesliga-Mannschaft. Vielleicht bleibt er in Berlin, wenn das Geld bei Viktoria ab jetzt so reichlich fließen soll und die Ziele so ambitioniert sind.

Hans-Peter Becker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert