Ich habe bestimmt schon einige spannende, erstklassige Volleyballmatches gesehen, alles wurde im Championsleague-Vergleich der BR Volleys gegen Istanbul BBSK getoppt. Um das zu erleben musste ich so alt werden. Viele der 4.282 Zuschauer im Berliner Volleyballtempel sagten mir nach dem Spiel: „Das werden wir nie vergessen!“ Was heißt nur 4.282 Zuschauer. Es ist kein Rekord. Trotzdem wochentags, für ein Dienstagabendspiel, das erst nach 22.00 Uhr endete, wurde es für alle ein Erlebnis, mehr noch, die Fans durchliefen ein Wechselbad der Gefühle..
Die Entscheidung, wer in die Runde der besten sechs Mannschaften in Europa kommen wird, musste in dieser Partie fallen. In Istanbul ging die Begegnung 3:2 für die Türken aus. Die Berliner mussten gewinnen, mit 3:1, besser mit 3:0. Dann wäre es geschafft. Die Gäste aus Istanbul gewannen die ersten beiden Sätze. Beim Stande von 0:2 schien alles aussichtslos für unsere Volleys. Sie standen vor dem Aus, dem Ausscheiden aus dem CEV Championsleague-Wettbewerb. Wie eng es auf höchstem Volleyball-Niveau zuging, verdeutlichen die um jeden Punkt kämpfenden Akteure, voller Einsatz und entsprechende Körpersprache.
Es lohnt sich, die Entwicklung des Spiels, die Details Satz für Satz aufzulisten. Wir verweisen dabei zunächst auf das hier integrierte Video Best of Five Folge 15. Die Berlin Recycling Volleys wollten unter allen Umständen die 2:3-Niederlage in Istanbul wettmachen. Der erste Satz ging mit 21:25 verloren und der zweite Satz nach einer 15:14-Führung mit 18:25 ebenso. Mit dem Mut der Verzweiflung und dem eingewechselten Paul Carroll kam die Wende. Im dritten Satz wurde Istanbul mit 25:13 vom Parkett gefegt. Es stand erst 1:2 nach Sätzen. Der Funke war längst übergesprungen, mit ohrenbetäubender Unterstützung endete der vierte Satz 25:14. Das war der Ausgleich nach Sätzen. Im Tiebreak (gepielt wird bis 15 Punkte, 2 Punkte Vorsprung sind notwendig für einen Sieg), dem fünften Satz, führten die Gäste 12:11 und 13:12, doch Paul Carroll und das Team erkämpfte nervenstark ein 14:14 Gleichstand. Mit der erforderlichen zwei Punkte-Differenz siegten Robert Kromm und Co. 16:14. Gleichstand war in der Wertung aus beiden Spielen erreicht. Fünf Sätze in Istanbul und fünf Sätze in der Max-Schmeling-Halle, ein notwendiger sechster Satz musste die Entscheidung, abermals im Tiebreak, bringen. Die Gäste forderten unverhältnismäßig oft den Videobeweis, der in der Regel die Entscheidungen des Spielleiters bestätigte. Stehende Ovationen. Beim Seitenwechsel führte das BR-Volley-Team 8:7. Nach einem 9:9 Zwischenstand gingen, nach Videobeweis, die Mannen von Coach Roberto Serniotti mit 11:10 in Führung. Sie ließen sich auch im sechsten Satz nicht mehr die Butter vom Brot nehmen.
Nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle, bei kribbelnder Atmosphäre war es nach 145 Minuten vollbracht. Die Krönung für die Berliner, Ergebnis der Verlängerung 15:11 für die Volleys. In früheren Zeiten zählten in solchen Fällen die kleinen Punkte.
Es gelang erstmals in der Vereinsgeschichte der Einzug in die Runde der besten sechs europäischen Teams. Weiter geht es am 5 .April, 19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle gegen Dynamo Moskau.