Autor: Hans-Peter Becker
Hertha BSC hatte die Bayern fast geschafft
Knapper geht es nicht, es fehlte nur ein Wimpernschlag und es wäre mal wieder ein Heimsieg gegen die großen Bayern geworden. Es gelang letztmals im Jahre 2009, und der Torschütze damals für die Hertha, Andrey Voronin, schoss beide Tore beim 2:1 Sieg, schien fast hellseherische Fähigkeiten gehabt zu haben. Äußerte er doch in einer Berlin Boulevard Zeitung, „es ist wieder mal Zeit für einen Hertha Sieg.“ Es wurde im prall gefüllten Olympiastadion ein beachtliches Unentschieden.Vor dem Spiel hätten wohl alle, die es mit der Hertha halten ein 1:1 unterschrieben. Nach den ca. 97 Spielminuten sah das anders aus. Mit der letzten Aktion im Spiel gelang den Bayern erst der Ausgleich. Der Hochmut wäre fast vor dem Fall gekommen. In der Champions-League hatten sie ein paar Tage zuvor Arsenal London zerlegt, was sind da schon die fleißigen Fußballer von Hertha. Wer wirklich was kann, spielt bei uns in München. So mühten sich die Bayern gegen leidenschaftlich kämpfende Berliner. Die es sogar schafften, immer wieder Nadelstiche vor dem Neuer Tor zu setzen.
Dem Tor für die Hertha ging ein Freistoß voraus. Hatte Vidal gefoult oder nicht? Was hat er sich eigentlich gedacht? Der Versuch war schon strafbar, man stelle sich vor, er hätte ihn erwischt. Dieses mögliche Foul hatte das Potential eine Fußball-Karriere für eine gewisse Zeit zu unterbrechen. Sich beim Abgang zur Halbzeitpause darüber beim Schiedsrichter zu beschweren, Vidal hätte ihn ja nicht getroffen, höchstens ganz leicht berührt. Zum Glück für Vidals Gegenspieler kann man da nur sagen. Da noch die Chuzpe zu haben und sich zu beschweren, alle Achtung. Es war erwartungsgemäß kein schönes Fußballspiel, so wie sich alles bis zum Spielende hin entwickelte, waren spätestens ab der Halbzeitpause alle neutralen Zuschauer Herthafans. In den Minen der Bayernverantwortlichen war deutlich abzulesen, schlechter als der Auftritt der Roten ist nur das Wetter. Es war schon erstaunlich, wie es der Hertha gelang, das Geschehen vom eigenen Tor fernzuhalten. Was für ein Laufaufwand, gefühlt war der Ball nur bei den Bayern, sie schafften es fast nie, wirklich Tempo aufzunehmen. Was für eine grandiose Stimmung im altehrwürdigen Olympiastadion. Wer braucht da was anderes? Die Enttäuschung über Lewandowskis Ausgleich ist verständlich. Der Liveticker des Fachmagazins liess Lewandowski gleich zweimal treffen und vermeldete der Internetgemeinde ein 2:1 für die Bayern. So schlimm war es dann doch nicht. Ein verdienter Punkt, sagen wir für beide. Die Bayern wollten auf jeden Fall mehr. Eigentlich waren wir hierher gekommen, um zu gewinnen, so ein O-Ton von Thomas Müller.
Hans-Peter Becker
DEL – Eisbären holen sich wichtigen Sieg
Die Pre-Playoff Teilnahme war nach 48 absolvierten Spielen der regulären Saison noch nicht gesichert. 58 Punkte konnten die Eisbären bisher sammeln. Die Gäste aus Bremerhaven hatten mit der selben Anzahl bestrittener Spiele 6 Punkte mehr geholt. Den Eisbären vor dem Spiel auf Platz 10 der Tabelle sitzt vor allem die Düsseldorfer EG im Nacken.
Eine Niederlage sollte möglichst vermieden werden. Die Eisbären gingen nach 6 Minuten in Führung. Sie nutzten gleich ihre erste Überzahlmöglichkeit, Louis-Marc Aubry war der Torschütze, Spencer Machacek und Bruno Gervais hatten den Treffer vorbereitet. Der Spielberichtsbogen war erfreulich gut gefüllt, fast vier komplette Spielreihen konnte Uwe Krupp auf das Eis schicken. Das hatte es lange nicht gegeben. Das Spiel war intensiv und hatte ein hohes Tempo. Das Spiel des DEL-Neulings setzt vorrangig auf körperliche Präsenz. Es krachte einige Male bei den Checks. Trotz guter Chancen auf beiden Seiten fiel das zweite Tor der Partie erst in der 38. Minute. Gerald Kuhn im Bremerhavener Tor verlor den Überblick, glaubte wohl den Puck sicher zu haben, doch der lag frei vor dem Tor. Charles Linglet war der Nutznießer und schob den Puck über die Linie. Es war sein Premieren-Tor im Eisbärendress, wie zuvor im 1. Drittel durch Aubry. Es war noch keine weitere Minute vergangen, da schlugen die Eisbären erneut zu. Marcel Noebels, der nach langer Verletzungspause, wieder spielen konnte setzte den Puck an Kuhn vorbei ins Tornetz. Das Fazit nach zwei Dritteln, kämpferisch starke Eisbären und ein sehr gut aufgelegter Goalie Petri Vehanen sorgten für Zufriedenheit im Eisbärenlager. Unzufrieden waren nicht nur die Gäste, auch Teile der treuen Fans aus der Stehplatzkurve haderten, nicht mit dem Zwischenstand, sondern mit der für die kommende Saison angekündigten Erhöhung der Eintrittspreise. Ab der 10. Spielminute verließen aus Protest darüber Teile der Fans auf der Stehplatztribüne die Halle. Zuvor wurde versucht, ein Transparent zu entrollen. Es war nicht vollständig zu lesen. Im Schlussdrittel drängten die Gäste weiter auf das – inzwischen – Anschlusstor. Petri Vehanen war nach überstandener Verletzung bärenstark, was die Verteidiger nicht wegräumten wurde seine Beute. In der 45. Minute wurde Jonas Müller mustergültig bedient von Noebels. Es war viel Betrieb vor Goalie Kuhn, wenig Sicht und Müller schickte mit einem beherzten Schlagschuss den Puck in die Maschen. Da konnte der Goalie nur noch resignierend die Arme haben. Es waren noch 15 Minuten zu spielen und der Weg war lang oder kurz, je nachdem welches Trikot ein Spieler trug. Die Minuten vergingen, Vehanen hatte gut zu tun. Es ging um den shutout. Die Null blieb nicht stehen, in der letzten Spielminute gelang den Gästen die Ergebniskosmetik. 34 Sekunden fehlten bis zur Schlusssirene, da zeigte Cody Lampl, dass er über eine gute Schusstechnik verfügt. So endete das Spiel mit 4:1 für die Eisbären, die wertvolle 3 Punkte einsammelten. Mit diesem Sieg verbesserten sich die Eisbären auf Platz 9 der Tabelle mit aktuell 61 Punkten. Die Düsseldorfer EG gewann übrigens ebenso, der entscheidende Treffer gelang erst in der Overtime, somit gab es nur zwei Punkte und der Abstand konnte auf einen Punkt vergrößert werden. Am kommenden Dienstag geht es weiter mit Pinguinen, in Krefeld beim Tabellenletzten steht das letzte Auswärtsspiel der Vorrunde an. Mit zwei Heimspielen, gegen Ingolstadt ind Iserlohn geht die Hauptrunde für die Eisbären zu Ende.
Hans-Peter Becker
Marcel Noebels (Stürmer Eisbären Berlin) „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, jeder hat sein bestes gegeben. Petri Vehanen ist einfach da, wenn wir ihn brauchen. Wir konnten mit 4 Reihen spielen, das gibt mehr Kraft im letzten Spieldrittel und hilft. Im letzten Jahr waren nach einer eigentlich guten Vorrunde im Viertelfinale nicht gut. Vielleicht ist es ja in diesem Jahr umgekehrt.“
Jonas Müller (Stürmer Eisbären Berlin) „Ich hab einfach drauf gehauen, Nick Petersen stand gut vor dem Tor und der Goalie hat nichts gesehen. Insgesamt war es heute eine geschlossene Mannschaftsleistung, es war keine Eins aber gut.“
Thomas Popiesch (Trainer Bremerhaven Pinguins) „Im 5 gegen 5 haben wir es ganz ordentlich gemacht und uns gute Torchancen erspielt. Zwischendrin haben wir den Faden verloren. Die Eisbären waren effektiver und haben getroffen. Wir konnten nicht den nötigen Druck erzeugen.“
Uwe Krupp (Trainer Eisbären Berlin) „Heute haben wir uns belohnt, die nötigen Tore geschossen und die dringend benötigten Punkte geholt für das Erreichen der Pre-play offs geholt.“
Spieldaten
Ort MB Arena Berlin
17.02.2017 19:30 Uhr
Zuschauer 13.141
Endergebnis: 4:1
Drittelergebnisse 1:0/2:0/1:0
Strafen:
Eisbären 12 Minuten
Pinguins Bremerhaven 8 Minuten
Schiedsrichter: Brüggeman, Lars – Melia, Elvis – Cepik, Maksim – Ponomarjow, Nikolaj
Eisbären Berlin
Tor Vehanen, Petri – Franzreb Maximilian
1. Reihe – Rankel, Andre – Aubry, Louis-Marc, Jens – Busch, Florian – Müller, Jonas – Wissmann, Kai
2. Reihe Linglet, Charles – MacQueen, Jamie – Machacek, Spencer – Baxmann, Jens – Hördler, Frank
3. Reihe Fischbuch, Daniel – Olver, Darin, – Petersen, Nicolas – Braun, Constantin – Roach, Alexander
4. Reihe Noebels, Marcel – Talbot, Julian – Tallackson, Barry – Gervais, Bruno
Trainer Krupp, Uwe
Pinguins Bremerhaven
Tor Kuhn, Gerald – Nieminen, Jari
1. Reihe Welsh, Jeremy – Brodson, Rob, – Combs, Jack – Lavallee, Kevin – Moore, Mike
2. Reihe Owens, Jordan – Quirk, Corey – Hooton, Brock – Lampl, Cody – Bergmann, Wade
3. Reihe George, Jordan – Bast, Jason, – Mauermann, Ross – Tiffels, Dominik – Pentikäinen, Atte
4. Reihe Zucker, David – Hoeffel, Mike – Dejdar, Marian – Maschmeyer, Bronson
Trainer Popiesch, Thomas
Bei Hertha war Flasche leer – 1. FC Union beeindruckt
Auswärtsniederlage und Heimsieg, das gab es auch vor 2 Wochen. Diesmal spielte die Alte Dame zuerst. Es gab nichts zu holen beim Samstagabend-Spiel der 1. Liga. In der Arena in Gelsenkirchen verlor Hertha mit 0:2. Die 72 Stunden die zwischen dem sehr respektablen Pokalauftritt in Dortmund und dem Spiel um Punkte in der Liga lagen, hatten nicht gereicht, um die Akkus wieder aufzuladen. Die Mannschaft war gleich im Ruhrpott geblieben und hatte sich in Bochum auf das Spiel vorbereitet. Körperlich und mental waren die blau-weißen den königsblauen unterlegen. Es reichte vorne und hinten nicht. Pal Dardai hatte seherische Fähigkeiten. Wer im Spiel das erste Tor schießt wird gewinnen, so passierte es. Kurz vor der Halbzeitpause, in der 41. Minute, ließ sich Kalou naiv den Ball klauen, spätestens ab der A-Jugend sollte einem Fußballer das nicht mehr passieren und Guido Burgstaller bedankte sich. Ein bisschen versuchten sie es noch, die Gäste aus der Hauptstadt auf dem gelben Rasen in Gelsenkirchen. Richtig überzeugt wirkte das nicht. Den Deckel drauf machte Leon Goretzka, der mit einem sehenswerten Alleingang in der 62. Minute das 2:0 für die Gastgeber erzielte. Das war dann auch der Endstand. Schade, ein Blick auf die Konkurrenz, was das Erreichen der internationalen Plätze betrifft, sie alle spielten für Hertha. Dumm nur, das Hertha nicht für sich selbst gespielt hat. Wird man jetzt nervös im Hertha-Lager ? Zwei Heimspiele in Folge stehen an, zuerst kommen die Bayern und dann kommt die erstaunlich stark aufspielende Eintracht aus Frankfurt ins Olympiastadion. Wie viel Punkte wird das geben ?
Am darauffolgenden Sonntag boten – eine Liga darunter – die Eisernen aus Köpenick im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld eine beeindruckend starke Leistung. Vor 20.258 Zuschauern im Kühlschrank Alte Försterei eröffnete Kapitän Felix Kroos in der 22. Minute mit einem direkt
verwandelten Freistoß aus ca. 20m Entfernung den Torreigen. Er lächelte nach dem Treffer nur verschmitzt, hob nur kurz die Hand während der Rest der Mannschaft sofort zum jubeln lief. Die Auflösung kam in der Mixed-Zone nach dem Spiel. Jens Keller hatte seinen Kapitän daran erinnert, dass es mal wieder Zeit wird für ein direkt verwandeltes Freistoß-Tor und hatte dafür speziell üben lassen. Dass es gleich so schnell zum Erfolg führte, um so besser ! Der zwischenzeitliche Ausgleich der abstiegsgefährdeten Arminen, durch ihren Kapitän Fabian Klos, kurz vor der Halbzeitpause, war nur ein kleiner Schönheitsfehler. Die Eisernen machten weiter Druck, zeigten wer Herr im Hause, die Tore 2 und 3 fielen wie reife Früchte. Union hat jetzt 35 Punkte nach 20 Saisonspielen, das ist eine ernstzunehmende Bewerbung für die Aufstiegsplätze. Die Mannschaft wirkt sehr selbstbewusst und wenn jetzt noch Euphorie aufkommt, hat keiner was dagegen. In der Pressekonferenz nach dem Spiel gab nach den Statements der beiden Trainer keine Nachfragen mehr. Das Spiel hatte für sich gesprochen. Trainer Jens Keller war nicht nur zufrieden, er betonte extra, heute sehr zufrieden zu sein. Für die Eisernen geht es am nächsten Spieltag nach Karlsruhe. Sie müssen dort ihren Kapitän Felix Kroos ersetzen. Er sah zum fünften Mal gelb.
Hans-Peter Becker