Es hätte der größte Moment in der Vereinsgeschichte seit dem Pokalgewinn im Jahre 1967 sein können. Suleiman Abudullahi wäre ein Logenplatz in der Vereinschronik sicher gewesen, wenn er in der in der 6. Minute der Nachspielzeit den Ball an Bochum Torwart Manuel Riemann vorbei bekommen hätte. Auf der Linie ist Bochum Torwart einer der Besten, ein souveräner Beherrscher seines Strafraumes wird er wohl nicht mehr. Da fällt einem hätte, hätte Fahrradkette ein, es blieb so beim Endergebnis von 2:2. Die Könige des Remis hatten in Bochum wieder zugeschlagen. Sie zogen nach Punkten gleich mit Steffen Baumgarts SC Paderborn, das Torverhältnis beförderte die Ostwestfalen direkt in die Bundesliga.
Die Eisernen müssen nachsitzen und sind versetzungsgefährdet. Noch kann alles gut werden und die verpasste Chance von Bochum muss sich nicht zum Trauma auswachsen. Selbst die Schützenhilfe der Dresdner Dynamos wurde liegengelassen. Beim Public Viewing im Stadion „An der Alten Försterei“ und in der berühmten Fankneipe „Abseitsfalle“ durchlebten die Anhänger, die nicht mit nach Bochum gefahren waren, ein Wechselbad der Gefühle. Erst war es aussichtslos, Paderborn ging schnell in Dresden in Führung, Ausgleich in Dresden und der Rückstand in Bochum, viel Bier musste fließen zur Beruhigung der Nerven.
Das buchstäbliche Schnecken-Rennen hinter dem 1. FC Köln hielt am letzten Spieltag an. Paderborn ging die Luft aus und die Eisernen kamen zu spät in den Schlussspurt. Die beiden Tore in der Schlussphase waren zu wenig, dicht daneben ist auch vorbei. Die Aussicht auf die sichere Relegationschance wirkte sich auf beide nicht gut aus. Während im Lager der Eisernen sich ein bisschen Frust breitmachte, kannte der Jubel in Dresden keine Grenzen. Christian Fiel, der Trainer der Dynamos konnte reinen Herzens seinem ehemaligen Mannschaftskameraden und jetzigen Trainerkollegen Steffen Baumgart zum Aufstieg gratulieren. Was für eine verrückte Geschichte des Trainers Steffen Baumgart, als er nach Paderborn geholt wurde konnte er den Abstieg aus der 3. Liga nicht verhindern, durfte aber in der Liga bleiben, weil 1860 München aus wirtschaftlichen Gründen runter musste und es folgten zwei Aufstiege in Folge.
Baumgart hatte den Paderbornern einen bedingungslosen Angriffsfußball verordnet und es geschafft, den eher limitierten Kader zu einer Einheit zu verschweißen. Kaderplaner Markus Krösche holte genau die passenden Verstärkungen, an erster Stelle ist hier Philipp Klement zu nennen. In Berlin waren die Paderborner mit ihrem beherzten Angriffsfußball erfolgreich. Nach dem 1. FC Köln stellten sie mit 76 Toren den erfolgreichsten Angriff. Die Eisernen dagegen verfügten über die erfolgreichste Abwehr mit nur 33 Gegentoren. Auf Platz Zwei kommt in dieser Wertung der HSV mit 42 Gegentreffern. Es ist eine Binsenweisheit im Fußball, der Sturm schießt die Tore und die Abwehr gewinnt das Spiel oder holt die Meisterschaft. Für den 1. FC Union scheint die Regel außer Kraft gesetzt. Man tat sich schwer gegen defensiv agierende Mannschaften. Es reichte nur zu 14 Saisonsiegen, es dauerte zwar bis zum 18. Spieltag bis die erste Niederlage hingenommen werden musste, bis dahin waren bereits 10 Unentschieden.
Jetzt wartet der VfB Stuttgart, die Chancen stehen 50 zu 50 ? Seit Wiedereinführung der Relegation 2009 hat es erste zweimal der Zweitligist geschafft am Ende aufzusteigen. Bei den Eisernen soll Druck von der Mannschaft genommen werden, schließlich haben die Stuttgarter mehr zu verlieren.
Hans-Peter Becker