Steffi Jones zu recht am Pranger

Christian Zschiedrich kommentiert. Foto: Sportick

Die Verantwortung über das Ausscheiden ihrer 23 Mädels hat sie zu tragen. Das Wie –  gegen keine übermächtige Mannschaft- ist allerdings peinlich. Deshalb erlaube ich mir eine Belehrung der Nationaltrainerin. Entweder hat sie in all ihren Spielen bestimmte Voraussetzungen nicht erkannt oder nicht überzeugend ihr Konzept der Mannschaft vermittelt. Dominanz und Ballsicherheit ist gut und schön, aber aus diesem Übergewicht müssen  zielstrebige, mitreißende Angriffsaktionen, letztendlich Tore aus dem Spiel heraus geschehen. Wer das so formuliert nicht kapiert, muss es mit konkreten Beispielen belegt bekommen. Silvia Neid, die Vorgängerin von Steffi Jones, hat Dzsenifer Marozsan seltener von Anfang an aufgestellt. Gegen Dänemark wurde mir klar warum. Marozsan, mit einem guten Schuss ausgestattet, kam gar nicht erst in gute Positionen und spielte den Ball zu oft zu freistehenden Mitspielerinnen zurück. Wollte Sie wenigstens damit glänzen, nur wenige Fehlpässe zu praktizieren? Ein Vergleich zum Männerfußball sei mir gestattet. Bayern München sieht ohne bestimmte trickreiche Spieler auch nicht gut aus. Ich meine speziell Arjen Robben und Franck Ribery. Sie machen vor Gegenspieler und dem Strafraum nicht halt. Ihre Dribblings sorgen für Überraschungsmomente, bringen die Abwehrreihen durcheinander und können zu Toren führen. Solche Typen fehlten der Steffi Jones.  Nicht nur Dzsenifer Marozsan fehlte diese Leidenschaft. Als Zuschauer hatte man nie das Gefühl, jetzt könnte was passieren.
Anja Mittag vor allem und Laura Dallmann fehlte der Mut zum Risiko als Flügelstürmerinnen. Als Zuschauer hatte man nie das Gefühl, jetzt könnte etwas entscheidendes passieren. Es blieb die berühmte Brechstange. Bezeichnend, dass nicht die Kapitänin Marozan versuchte die Mannschaft wachzurütteln, vielmehr war es die Torhüterin. Es war nicht alles schlecht. Deshalb sollte meiner Meinung nach Steffi Jones nicht in die Wüste geschickt werden. Gebt ihr und den Mädels eine zweite Chance.

Christian Zschiedrich

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Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

Ein Gedanke zu „Steffi Jones zu recht am Pranger“

  1. Sorry lieber Christian, wenn ich Dir in einem Punkt widersprechen muss. „Es war nicht alles schlecht, aber nur wenig gut.“ Das Potentail der Mannschaft war trotz einiger verletzter Spielerinnen groß genug, um wenigstens das Halbfinale zu erreichen. Man kann mal im Viertelfinale hängenbleiben, aber nicht so. Dass in der Tat so etwas wie Leidenschaft fehlte, liegt m. E. an der Trainerin. Sie hat keinerlei Erfahrung und wirkte überfordert. Der DFB sollte es sich sehr genau überlegen, ob er mit ihr weitermacht. Eine ehemals sehr gute Spielerin ist nicht automatisch gleichfalls gut im Trainerjob. kollegiale Grüße von Hans-Peter Becker

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