Oberligist TeBe – Meuterei in der Waldschulallee

Wer nicht emotional betroffen ist, darf als Fußballinteressierter gerade einem Schauspiel der besonderen Art beiwohnen. Es geht um den Fußballverein Tennis Borussia, aktuell in der NOFV-Oberliga Nord, der fünfthöchsten Spielklasse beheimatet. Der Verein hat bessere Zeiten gesehen. Oft wurden die vorhandenen Möglichkeiten überschätzt, die dicke Hose war nur eine Luftnummer.

Jens Redlich (rechts im Bild) © Foto: Frank Toebs

2016 stieg der Unternehmer Jens Redlich, Geschäftsführender Gesellschafter der Fitnesskette Crunch Fit bei den Lila-Weißen ein. Mittelfristig sollte der Aufstieg in die Regionalliga gelingen. In der vergangenen Saison wurde das Ziel verfehlt, dazu kamen Turbulenzen um den Führungsstiel von Jens Redlich. Er verprellte einen Teil der Fanszene, die in der Rückrunde der vergangenen Saison die Mannschaft nicht mehr bei den Spielen unterstützte.

Am 30. Juli wurde eine Presseerklärung verbreitet unter dem Titel „TeBe-Vorstand komplett, neuer Vorsitzender im Amt“ – merkwürdigerweise bisher nicht auf der offiziellen Internet-Seite des Vereins zu finden. Erstaunliches ist dort zu lesen: „Tennis Borussia hat wieder eine arbeitsfähige Vereinsführung: Der Aufsichtsrat hat Günter Brombosch zum Vorstandsvorsitzenden und Steffen Friede zum Vorstand bestellt. Sie komplettieren das Leitungsgremium, das zuletzt mit Jörg Zimmermann nur noch aus einer Person bestand. Die Amtszeit des kommissarischen Vorstands Andreas Voigt hatte mit der Mitgliederversammlung im Januar geendet, Michael Scholich und Jens Redlich waren vorzeitig zurückgetreten.“ Dumm nur, dass der bisherige starke Mann bei Tebe, Jens Redlich, der sich zur Zeit im Urlaub befindet und in den USA aufhält, davon nichts weiß. Im Tagesspiegel wird er mit folgenden Worten zitiert: „Ich bin nicht zurückgetreten. Das stimmt alles nicht. Wir werden das alles rechtlich prüfen lassen.“

Brisant ist auch die Personalie Steffen Friede. Er war Leiter der Geschäftsstelle bis zum Sommer 2018. “ Vor seiner Zeit bei Tennis Borussia hatte er Sportmanagement studiert und Berufserfahrung unter anderem bei Schalke 04 und dem VfB Lübeck gesammelt. Er arbeitet heute als Projektkoordinator für die Integration von geflüchteten Menschen im Breitensport.“ Der Grund seiner Entlassung war, er soll mit Vereinsgeldern nicht korrekt umgegangen sein. Der Fall landete schließlich vor Gericht und Tebe musste sich entschuldigen und die Vorwürfe zurücknehmen.

Im Vereinsregister soll Redlichs Name gelöscht worden sein und die Ernennung des neuen Vorstandes vollzog sich bereits eine Woche vor Veröffentlichung der Pressemitteilung. Alles soll „nach intensiven juristischen Prüfungen“ staffgefunden haben. Der Erklärung ist so eine Fußnote beigefügt: „Der von Tennis Borussia engagierte Rechtsanwalt Prof. Dr. Rainer Cherkeh weist unter anderem auf folgendes hin: Als § 26-BGB-Vorstände sind Herr Steffen Friede und Herr Günter Brombosch zur Führung der Geschäfte des e.V. berechtigt und sogar verpflichtet.“

Was für einen Reim soll man sich darauf machen ? Ist rechtlich alles sauber ? Wie wird sich Jens Redlich verhalten, wenn er aus den USA zurückkehrt ?

Tebe hatte in der jüngeren Vergangenheit zwei Insolvenzen zu überstehen und jetzt sieht die Zukunft auch nicht rosig aus.

Hans-Peter Becker

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