Hertha: Glücklich und vogelwild einen Punkt geholt

Der etwas andere Spielbericht. Nach nur sage und schreibe neun Minuten lag der Ball bereits zweimal im Berliner Kasten, gehütet von Thomas Kraft. Ein Grund, gleich einmal auf Herthas Bank zu schauen. Da saßen Jarstein, Mittelstädt, Plattenhardt, Grujic, Leckie, Maier, Samardzik, Wolf und Ibisevic. Nicht zu kritisieren ist, dass da solch namhafte Akteure sitzen. Zu kritisieren ist, dass in einem so wichtigen Spiel, auf das so wichtige „eingespielt sein“ durch sieben neue Spieler in der Startformation verzichtet wurde. Es wirkte alles konfus auf dem Feld, wie das chaotische Durcheinander abseits des Spiels in den Tagen zuvor.

Die Startelf mit Kraft – Klünter, Rekik, Bayata, Torunarigha – Darida, Skjelbred, Lukebakio, Dilrosun – Piatek, Cunha hatte das Vertrauen von Trainer Alexander Nouri. Die Wechselei war verwunderlich, der schnelle Rückstand eine logische Folge. Das 0:1 nach 6 Minuten durch Karaman und das 0:2 nach 9 Minuten durch Thommy, beides waren Konter. Der zweite Treffer fiel nach einem Eckball für Hertha. Das Schicksal für dieses Spiel schien besiegelt, kurz vor dem Halbzeitpfiff legte Karaman nach und es stand 3:0 für die biederen Düsseldorfer. Die Körpersprache auf dem Feld war nicht bundesligatauglich. Uwe Rösler übrigens vertraute seiner Startformation aus dem zuletzt erfolgreichen Auftritt in Freiburg.

Kopfschütteln war angesagt, ein Glück, dass bereits 26 Punkte auf dem Konto sind. Böse Erinnerungen wurden wach, gegen Köln fünf Gegentore, selbst nichts zustande gebracht und erneut drei Gegentore oder anders gesagt, 135 Minuten gespielt und acht Dinger kassiert.

Zur Halbzeit wechselte Trainer Nouri. Für Dilrosun und Lukebakio war der Arbeitstag beendet, Mittelstädt und Wolf kamen. Die Düsseldorfer fühlten sich mit dem 3:0 Vorsprung bereits als der sichere Sieger, offenbarten aber im zweiten Durchgang, weshalb sie unten auf dem Relegationsplatz stehen. Thommy wollte unbedingt sein zweites Tor markieren und erzielte es auch, für die Hertha.  Sein Eigentor in der 64. Minute brachte die Berliner, die so unterirdisch in der ersten Halbzeit spielten, wieder zurück.

Herthas größere individuelle Klasse kam zum tragen und dazu eine andere Körpersprache. Das 3:2 fiel folgerichtig in Minute 66 durch Cunha – einer der Besten. Den Ausgleich, 3:3 in der 74. Minute erzielte Piatek acht Minuten später. Die Düsseldorfer meinten zwar, ihr Torwart Kastenmeier sei als erster am Ball gewesen. Schiedsrichter Stieler entschied auf Foulspiel gegen Piatek, der ganz sicher zum Ausgleich vom ominösen Punkt verwandelte.  Nun war sogar noch ein Sieg drin.

Doch Düsseldorf kam zurück und bejubelte mit 4:3 – kurz – den vermeintlichen Siegtreffer, es war Abseits, knapp, Glück für Hertha. Den Siegtreffer auf der anderen Seite und damit drei Auswärtspunkte hätte beinahe Cunha in der 90. Minute erzielen können, doch der stramme Schuss landete am Außenpfosten. Das Unentschieden hilft mehr der Hertha als den Düsseldorfern. Fortuna Trainer Uwe Rössler sprach nach dem Spiel „von einer gefühlten Niederlage“ und die Enttäuschung war ihm anzumerken.

Christian Zschiedrich

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Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

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