Das Stadion in Düsseldorf ist kein gutes Pflaster für die Alte Dame. Vor dem Spiel gegen den Aufstieger wurde die alte Geschichte der Relegation aus dem Jahre 2012 herausgeholt. Ein Chaosspiel, das 2:2 endete und den erneuten Abstieg für die Hertha bedeutete. Im Jahr darauf stieg Düsseldorf ab und Hertha kehrte sofort zurück. Dass die Fortuna aus Düsseldorf fünf Jahre brauchte, um in die Beletage des deutschen Fußballs zurückzukehren macht sich im bisherigen Saisonverlauf bemerkbar.
Nun kreuzte, seit diesem unsäglichen Relegationsspiel, erstmals Hertha BSC wieder zu einem Pflichtspiel in Düsseldorf auf. Ausgerechnet in dieser Konstellation gelang der zweite Saisonsieg für Düsseldorf, nach sechs Niederlagen in Folge. Bei den Spielern dürfte das erwähnte Chaosspiel keine Rolle gespielt haben. Auf Düsseldorfer Seite waren von damals nur zwei Akteure dabei und bei der Hertha war lediglich Ersatztorwart Kraft ein direkt Beteiligter.
Trainer Friedhelm Funkel, der in Berlin ja nicht unbekannt ist, führt bei der Fortuna ein Himmelfahrtskommando. Er soll versuchen, eine nicht erstligataugliche Mannschaft über dem Strich zu halten. Dabei sind kämpferische Tugenden gefragt. Kratzen und beissen sind angesagt, ein Fußball, der dem Gegner weh tut. Der Hertha bereitete das große Probleme.
Die Alte Dame ist gerade dabei sich ihren guten Saisonstart zu versauen. Bis auf die ersten zwanzig Spielminuten bot Hertha eine katastrophale Vorstellung. Es ist keine Entschuldigung, dass der jungen Mittelstädt für ein dämliches taktisches Foul gelb-rot sah und Hertha dezimiert in die zweite Halbzeit gehen musste. Düsseldorfs Sportvorstand Ruthemöller meinte im Halbzeitinterview, dass es für seine Mannschaft auf Grund der spielerischen Defizite gegen 10 Berliner jetzt noch schwerer werden könnte und das Zwischenergebnis von 0:0 ein gutes Endergebnis wäre. Wie hat er sich verschätzt. Nach dem Führungstreffer von Usami in der 51. Minute brach Hertha förmlich auseinander. Die vier Gegentore kassierten die Berliner völlig zu Recht. Zum Glück hieß der Gegner an diesem verregneten Novembertag nur Fortuna Düsseldorf, sonst wäre es womöglich noch ärger gekommen. Als der eingewechselte Selke in der 88. Minute zum zwischenzeitlich auf 1:3 verkürzte, hob er als Reaktion nur bedauernd die Arme. Ein Tor für die Statistik. Düsseldorf legte noch einen nach und feierte den zweiten Sieg seit dem 15. September. Vier Tore hatten sie dem Gegner fröhlich eingeschenkt, davor hatte sie in zehn Ligaspielen nur sechs Mal getroffen.
„Bloß von hier weg, so weit wie möglich..“ heißt es in einer Liedzeile der Band Keimzeit, die Fans aus Berlin hatten das Stadion längst verlassen, als der Song der Toten Hosen „An Tagen wie diesen“ erklang. Es ist bedenklich, seit fünf Ligaspielen ist die Hertha jetzt ohne Sieg – der letzte war tatsächlich gegen die Bayern – und dazu sieben Gegentore aus den beiden letzten Begegnungen. Die Länderspielpause dürfte für Hertha gerade recht kommen. Der nächste Gegner ist die TSG Hoffenheim.
Hans-Peter Becker