Im Programmheft zum Spiel war es nachzulesen auf Seite 6: „Im Mai 98 gelang unseren heutigen Gästen hier der letzte Sieg ! Und da liegt´s doch nahe, mit einem positiven Ergebnis doch dafür zu sorgen, das die Sieglosigkeit der Dresdner hier nach dem Spiel bei mehr als 20 Jahren liegt.“ Daraus wurde nichts. Nach dem Spiel feierten die Dresdner überschwenglich ihren Sieg, das er „historisch“ war, musste den aktuellen Profis im Dynamo-Dress größtenteils erklärt werden. So wurde Jannik Müller gefragt, was er im Mai 1998 gemacht hat ? Der fleißige Reporter hatte vergessen ein bisschen nachzurechnen. Müller war damals 4 Jahre alt. Daneben stand Kapitän Lumpi-Lambertz, der war damals 13 Jahre alt und spielte für D-Jugend. Dass das gerade Geschehene historisch sein sollte, war ihm nicht bewußt. Vielmehr freute er sich über sein goldenes Tor. „Eigentlich war die Flanke von Philip Heise schlecht, ich wollte schon meckern, warum der mich nicht direkt anspielt, meilenweit stand ich frei, dann köpft er mir das Ding direkt vor die Brust. Letztes Jahr mache ich hier den Ausgleich und jetzt gelingt mir der Siegtreffer. Aber was anderes, habt ihr gesehen, wie der Jannik den Polter aus dem Spiel genommen hat.“
Auf der anderen Seite war man niedergeschlagen. Der Einstand des neuen Trainers sollte ganz anders verlaufen. Viel verändern konnte Andre Hofschneider noch nicht. Die Mannschaft spielte wie zuletzt gewohnt und das wird nicht reichen. „Es reicht nicht, Ziele zu formulieren, man muss auch bereit sein, körperlich und mental dafür alles zu geben. Köperlich kann ich keinem Spieler einen Vorwurf machen, aber es gab im Spiel immer wieder Momente, wo wir bei Einwürfen und Abstößen zu lange gebraucht haben, den Ball wieder ins Spiel zu bringen.“
Ein leidenschaftliches Derby sieht anders aus. Die Defensive stand im Vordergrund. Es roch nach einem 0:0. In der 71. Minute mißglückte Kapitän Felix Kroos eine Kopfballabwehr. Die Flanke die in den Strafraum segelte sah nicht gefährlich aus, wurde von Kroos erst scharf gemacht. Es war der einzige entscheidende Fehler. „Ich laufe mit Tempo hinten und versuche an den Ball zu kommen, das Ding geht auf meine Kappe. – Über den Trainerwechsel brauchen wir nicht weiter zu reden, im Fußball interessiert es keinen mehr was gestern war.“ Mit einem Sieg wollten die Eisernen mehr Ruhe in den Verein bringen. Das ist zunächst mißlungen, eher im Gegenteil, die ambitionierten Zielen bleiben und der Druck steigt. Mit dem Spiel gegen Ingolstadt beginnt am kommenden Freitag bereits die Rückrunde, bevor es in die Weihnachtspause geht.
Hans-Peter Becker