BR Volleys vor CL-Final-Four in Rom

Chefredakteur Christian Zschiedrich mit BRV-Manager Kaweh Niroomand

„Wir fahren nicht nach Rom, um die italienische Pizza zu genießen“, sagt Kaweh Niroomand. Dem Volleyball-Manager steht einer DER Höhepunkte in der Vereinsgeschichte der Berlin Recycling Volleys bevor: Die Teilnahme am Champions-League-Final-Four in Rom. Erstmals haben sich die Berliner für das Kräftemessen der besten vier europäischen Mannschaften auf sportlichem Wege qualifiziert. Wir haben vorher mit Kaweh Niroomand gesprochen.

Sportick: Die BR Volleys gehören zu den besten vier Mannschaften Europas. Welchen Stellenwert hat die Teilnahme am Final-Four-Turnier in Rom?

Einen großen Stellenwert. Von der sportlichen Qualifikation für das CL-Final-Four haben wir bisher nur geträumt. Wir hätten nie gedacht, dass wir mal so weit kommen. Das Final-Four im europäischen Volleyball ist ja in der Regel auch eine Party zwischen den Polen, den Italienern und den Russen. Dass wir jetzt als deutscher Verein dabei sind, zeigt, was wir für ein tolles Ergebnis erzielt haben.

Sportick: Erzählen Sie uns, wie Sie den Moment wahrgenommen haben, als die BR Volleys vor zweieinhalb Wochen bei Dynamo Moskau völlig überraschend gewannen und auf einmal zu den besten vier Teams des Kontinents zählten?

Felix Fischer in Aktion

Bis wir das realisiert hatten, hat tatsächlich einige Tage gedauert. Allerdings haben wir das dann auch mit der Niederlage in den Meisterschafts-Playoffs in Frankfurt bezahlt. Wir mussten das ja erstmal verarbeiten, was da passiert ist. Das braucht nun mal seine Zeit. Jetzt ist es ein schönes und befriedigendes Gefühl. Aufgrund der Terminplanung hatten wir allerdings nie richtig Zeit, das zu genießen.

Sportick: Schon in Moskau waren die BR Volleys Außenseiter. In Rom sind die BR Volleys wieder in der Außenseiter-Rolle. Ist das ein Vorteil?

Grundsätzlich ist es eine Ehre für uns, in Rom dabei zu sein. Aber wir fahren natürlich nicht dahin, um die italienische Pizza zu genießen. Wir reisen nach Rom, um zu zeigen, dass unsere Teilnahme dort kein Zufall ist und dass wir durchaus mit den besten Teams Europas mithalten können. Wir haben ja auch auf dem Weg dorthin schon sehr starke europäische Mannschaften geschlagen. Nur so konnten wir uns überhaupt in der sehr schwierigen Gruppenphase durchsetzen. Im Final-Four-Turnier in Rom hat es jetzt das Los so gewollt, dass wir gleich gegen die beste Vereinsmannschaft der Welt spielen müssen, gegen den CL-Titelverteidiger Zenit Kasan. Ich glaube: Wenn wir zehnmal gegen Kasan spielen, werden wir wahrscheinlich neunmal verlieren. Aber einmal vielleicht ist was drin. Darauf hoffen wir.

Sportick: Ist in Rom also das Unmögliche möglich?

Ich wäre letztendlich froh, wenn wir einfach eine Medaille aus Rom mitnehmen würden. Schließlich sind neben Kasan aus Russland auch die anderen beiden Mannschaften aus Italien Spitzenteams mit wesentlich höheren Etats. Die agieren im Vergleich zu uns in ganz anderen Regionen agieren. Insofern: Wenn wir am Ende ein Platz auf dem Treppchen haben.. das wär super.

Sportick: Ist die Vorfreude auf das Finalturnier etwas getrübt durch die Niederlage im ersten Meisterschaftsfinalspiel beim VfB Friedrichshafen?

Ja. Wir fahren deshalb auch nicht ganz entspannt nach Rom. Denn in meinen Augen ist die zweite Partie gegen Friedrichshafen am kommenden Mittwoch viel wichtiger. Und ich mache da auch keinen Hehl draus: Die beiden Spiele in Rom müssen für uns letztlich zwei sehr gute Vorbereitungsspiele mit Blick auf die Meisterschaftspartie am Mittwoch werden.

Sportick: Kann das Final-Four-Turnier in Rom also auch einen Schub geben für das Meisterschaftsfinale?

Das hoffe ich. Wobei wir durch gute Champions-League-Spiele genügend Schübe hatten. Das Problem ist vielmehr, dass wir verstehen müssen, genauso aggressiv und fokussiert gegen deutsche Mannschaften zu spielen wie gegen europäische Spitzenteams. Wir haben schließlich nicht nur gegen Friedrichshafen zuletzt schlecht gespielt, sondern auch im Playoff-Halbfinale gegen Frankfurt.

Sportick: Im letzten Jahr gabs das Tripel aus Pokal, CEV-Cup und Meisterschaft für die BR Volleys? In dieser Saison sind die BR Volleys noch ohne Titel. Wie wichtig ist hinsichtlich der Saison-Bilanz jetzt die Teilnahme am Turnier in Rom?

Enorm wichtig. Auch für die Zukunft des Vereines. Denn jetzt haben wir damit drei Jahre nacheinander einen europäischen Spitzenplatz erreicht. Das ist für einen deutschen Verein enorm. Es ist im Vergleich mit Fußball so, als wenn die Sportfreunde Lotte im großen Konzert von Real Madrid und vom FC Barcelona mitspielen könnten. Und für unsere Zukunft und für unsere Stellung im europäischen Volleyball ist das enorm wichtig. Wenn wir beispielsweise neue Spieler verpflichten wollen, können wir was bieten. Denn sie wissen nun einmal mehr: Hier in Berlin passiert im Volleyball etwas. So wird uns das an verschiedenen Stellen weiterhelfen. Auch das Medieninteresse ist zum Beispiel sehr viel größer vor so einem Finalturnier. Insofern ist das ein wichtiger Baustein bei der Weiterentwicklung unseres Projektes „Volleyball in Berlin“.

Sportick: Kaweh Niroomand. Vielen Dank für dieses Gespräch.

Veröffentlicht von

Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert