Alibifußball beim 0:2 gegen Südkorea

Foto: Frank Toebs

Eine herbe Enttäuschung, denn auch vermeintlich kleinere Teams wie Südkorea kann man ohne ausgeklügelten Plan sowie grenzenlose Bereitschaft nicht selbstverständlich besiegen. Der Traum vom Achtelfinale und dem erneuten deutschen WM-Titel ist damit ausgeträumt. Das Ausscheiden in der Vorrunde der WM und der letzte Tabellenplatz in der Gruppe lässt die verwöhnte Fußballnation in die Depression fallen. Statt des 1:0, das nach der Führung der schwedischen Elf im Parallelspiel gegen Mexiko zum Weiterkommen gereicht hätte, fing sich die deutsche Elf noch zwei späte Tore ein. Nur mit Alibifußball und ohne Blick für die richtige Position zum Torabschluss gab es ein ähnliches Spiel wie gegen Mexiko und Schweden. Es war einfach zu wenig Bereitschaft, Tempo, Risiko im Spiel. Stattdessen Verunsicherung in vielen Spielphasen. Niemand zeigte dem Gegner seine Grenzen auf, eher versteckten sich auch die Führungsspieler. Schon nach dem 0:1 gegen Mexiko nur mit einer Sturmspitze muss sich der Bundestrainer auch die Systemfrage stellen. Wie es für ihn nun weitergeht, wird wohl schon die nahe Zukunft zeigen.
Ein „Wundertor“ wie das per Freistoß von Toni Kroos im Schwedenspiel in letzter Minute lässt sich eben nicht auf Knopfdruck wiederholen. Der erwartete Ruck nach dieser späten Entscheidung blieb aus. Das Theater um Torhüter Manuel Neuer bei der Nominierung, die vieles überschattete, und die Diskussion um Mesut Özil und Ilkay Gündogan mögen ihre Auswirkungen gehabt haben. Fest steht, die Testspiele gegen Österreich und Saudi-Arabien zeigten schon, dass die Qualität und Ausstrahlung einiger älterer Spieler nicht mehr die von 2014 ist.
Etwas Gutes hat dieses Ergebnis auf jeden Fall und das ist ohne Häme gemeint: Die Spieler der deutschen Mannschaft können nun früher ihren Jahresurlaub antreten und ihren Vereinen zum Saisonbeginn ausgeruht für neue große Ziele dienen. Nach gründlicher Analyse und einer Menge Arbeit wird anschließend auch der Auftritt der deutschen Nationalmannschaft hoffentlich wieder mehr Freude machen. Es ist eben nicht so leicht, einen WM-Titel auch zu verteidigen.

Frank Toebs

Veröffentlicht von

Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

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