Am Samstagabend (02. Mrz um 18.30 Uhr) heißt es DerbyTime im Volleyballtempel. Dann wird mit den Netzhoppers KW auch der 78-fache Nationalspieler Dirk Westphal an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren. Der gebürtige Berliner trug von 2005 bis 2009 das SCC-Trikot, war also bei der Premiere in der Max-Schmeling-Halle am 18. Nov 2008 dabei und ist nicht nur deshalb der ideale Ansprechpartner für eine weitere Ausgabe unserer Rubrik „10 Jahre | 10 Stories“.

Dirk, erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel im Volleyballtempel?
Westphal:
Das war in meiner letzten Saison beim SCC im Jahr 2008 gegen Düren,
also das erste Spiel dort überhaupt. Wir hatten in der Sporthalle
Charlottenburg zwar ein stabiles Stammpublikum, aber die riesige
Max-Schmeling-Halle stellte natürlich eine Unbekannte dar. Wir hatten zu
Spielbeginn wirklich Probleme, mit dem Druck der großen Bühne umzugehen
und haben den ersten Satz klar verloren. Ich werde niemals vergessen,
wie die Ränge oben mitten im Spiel geöffnet wurden. In diesem Moment ist
einem erst mal die Dimension der Arena bewusst geworden. Das war ein
echter WOW-Effekt und ein unglaublicher Moment. Unser Auftritt wurde
dann zum Glück mit
fortlaufendem Spiel besser und wir haben mit 3:1 gewonnen.
Auch wenn die Spielzeit 08/09 Deine letzte im SCC-Trikot war, hast Du sicher ein Highlight-Spiel, oder?
Westphal:
Das für mich emotionalste Match war das Playoff-Halbfinale in besagter
Saison. Wir hatten das erste Spiel am Bodensee klar verloren und standen
in Berlin mit dem Rücken zur Wand. Doch vor eigenem Publikum hatten wir
einen richtig guten Tag, an dem fast alles gelang. Wir haben am Optimum
agiert und Friedrichshafen mit 3:0 geschlagen. Das hatte in dieser Zeit
absoluten Seltenheitswert.
In den darauffolgenden Jahren
warst Du auf Vereinsebene international viel unterwegs und kamst nur mit
der Nationalmannschaft gelegentlich zurück nach Berlin. Wie hast Du das
„Projekt BR Volleys“ aus dieser Distanz wahrgenommen?
Westphal:
Ich glaube, nur die kühnsten Optimisten hätten damals für möglich
gehalten, was Volleyball in Berlin erreichen kann. In den Jahren hat
sich enorm viel getan. Unsere Sportart wird hier auf besondere Weise
emotionalisiert. Allein, wenn ich an das 3D-Court-Erlebnis gegen
Friedrichshafen im Januar denke. Der Eventcharakter reicht in meinen
Augen mittlerweile fast schon an die amerikanischen Großsportarten
heran. In Europa – und vielleicht sogar weltweit – ist das einmalig. Ich
kann mich jedenfalls nicht erinnern, etwas Vergleichbares erlebt zu
haben und ich habe viele Arenen gesehen. Aus diesem Grund spielt jeder
Volleyballer auch so gern in der
Max-Schmeling-Halle.
Da herrscht doch dann sicher auch bei den Netzhoppers große Vorfreude auf das Derby am Samstag?
Westphal:
Definitiv. Wir waren mit unseren vier neuen Kanadiern beim Heimauftakt
der BR Volleys gegen Düren. Die waren erschlagen von dieser Kulisse und
sich einig, dass das Match in der Max-Schmeling-Halle ein absolutes
Highlight der Saison wird.
Wie siehst Du die Chancen für Euch am Samstag? Ihr wollt sicher unbedingt noch Platz acht erreichen?
Westphal:
Wir brauchen Zählbares, deshalb werden wir viel Risiko gehen. Wir
stecken mit Herrsching und Bühl in einem spannenden Dreikampf um die
Playoff-Teilnahme und haben dabei leider die vermeintlich schlechteste
Ausgangsposition. Unser Restprogramm hat es in sich und ist das
wahrscheinlich schwerste aus unserer „Dreiergruppe“. Da brauchen wir
nicht auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen. Wir benötigen mindestens
zwei Siege, müssen also punkten, wo man es nicht von uns erwartet –
möglicherweise schon am Samstag in Berlin. Die BR Volleys haben sich aus
ihrem Tal gekämpft und waren zuletzt gut drauf. Uns erwartet eine
schwierige Nummer, aber wir
wollen das Spiel auch genießen.
Dirk Westphal ist gebürtiger Berliner und 78-facher deutscher Nationalspieler. Beim SCC gelang ihm 2005 der Sprung in die Volleyball Bundesliga, von wo aus er eine eindrucksvolle Auslandskarriere mit Stationen in Italien, Belgien, Polen, Frankreich und sogar im Iran hinlegte. Seit zwei Jahren ist der 33-Jährige zurück in Deutschland, trug in der Spielzeit 17/18 das Dürener Trikot und schmettert nun für die Netzhoppers.
Quelle: Christof Bernier / BR Volleys