Einer der größten Fußballer aller Zeiten ist den Weg alles Irdischen gegangen. Franz Beckenbauer starb am 7. Januar 2024. Meine erste Erinnerung an Ihn datiert vom 17. Juni 1970. Als Elfjähriger saß ich, trotz bereits nacht- schlafender Zeit, in der Wohnung meiner Oma vor dem Radio und lauschte der Stimme des Rundfunkreporters Kurt Brumme. Über einen Fernseher verfügte sie erst ein paar Jahre später. Fußball als Live Reportage im Hörfunk ist für mich bis heute ein besonderes Erlebnis. Der Name Beckenbauer fiel öfter in dieser Reportage. Er wurde mit Beginn der Verlängerung schwer gefoult und musste mit Schulterproblemen weiter spielen. Seinen rechten Arm trug er in einer Schlinge. Das Auswechselkontingent war bereits erschöpft. Das Spiel verloren die Deutschen dramatisch in der Verlängerung mit 3:4. Erst in der 90. Minute rettete der Treffer von Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger der Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön die Verlängerung. Es sollte als das Spiel des Jahrhunderts in die Geschichte eingehen. Eine Gedenktafel im Azteken-Stadion in Mexiko-City erinnert noch heute daran.
Vier Jahre später führte Franz Beckenbauer die Nationalmannschaft als Kapitän zum WM-Titel. Als Ossi und weiter gewachsener Fußballfan hatte diese Weltmeisterschaft einen besonderen Reiz. Wir konnten uns zweimal freuen, über den Sieg der DDR in Hamburg und etwas später, über das gewonnene Finale in München.
Zur Lichtgestalt wurde er später. Im für alle DDR-Bürger turbulenten Jahr 1990 war die WM in Italien eine willkommene Ablenkung. In der untergehenden DDR stand für ihre Bürger die Frage im Vordergrund, wie geht es weiter mit mir? Am 8. Juli 1990 kam es in Rom zu den Bildern, die zur Erinnerung an Franz Beckenbauer wohl immer wiederkehren werden. Als Trainer gelang ihm das, was er als Spieler 16 Jahre zuvor feiern konnte, Deutschland gewann die Weltmeisterschaft. Nach dem Sieg gegen Argentinien zeigten die Kameras einen in Gedankenversunkenen Franz Beckenbauer einsam über den Rasen des Olympiastadions in Rom schreiten. Die WM-Medaille umgehängt und die Hände in Taschen, ein Traum hatte sich erfüllt, er konnte es genießen.
Die WM 2006, das Sommermärchen, ist mit dem Namen Beckenbauer verbunden. Ihm ist zu verdanken, dass in Deutschland ein Fußballfest gefeiert werden konnte. Da war er längst der Kaiser, die Lichtgestalt und die später bekannt gewordenen Vorgänge um die Vergabe an den DFB konnten daran nichts ändern.
Ruhe in Frieden und ewig in der Erinnerung
© Foto: Eckhard Herfet