Was von Mexiko im Auftaktmatch zu erwarten war, das, so teilte es vorher Jogi Löw mit, sei bekannt und „wir haben Lösungen dagegen“. Nein, das hattet ihr nicht! Die erste Halbzeit war für die Fans eine Zumutung. Aus dem Grunde möchte ich sachlich bleiben. Doch bei aller Sachlichkeit fällt das Angesprochene – der vielen Fehler wegen – nicht etwa milde aus. Auffällig war, dass sich Kimmich vorn immer wieder festrannte und die anderen „Stürmer“ und „Offensivspieler“ dem Gegner Zweikämpfe schenkten und bei der bekannten Umschalt- und Konterstärke der Mexikaner letztendlich die Innenverteidiger immer wieder in letzter Not retten mussten. Mats Hummels und Jerome Boateng fühlten sich allein gelassen. Das Mittelfeld wurde nicht etwa von Sami Khedira und Toni Kroos sondern von den Mexikanern dominant beherrscht. Erschreckend, wie viele Räume den Mexikanern geboten wurden. Mir war z. B. gar nicht aufgefallen, dass Deutschland mit Khedira spielte. Bei der Enge vorn gab es einfach kein Durchkommen. Das ständige Rückwärtsspielen war beim Anspruch eines Weltmeisters peinlich und blamabel. Keiner der Aufgebotenen zeigte einmal, wo der Ball hin sollte und hin gehört – ins Tor der Mexikaner. Es war keine Zielstrebigkeit, keine Aggressivität, eine Darbietung in Freundschaft. Beim 0:1 (35.), Chicharito bediente Lozano, der vernaschte Özil wie einen Kreisklassenspieler und konnte ungehindert abziehen. Im Spiel der Deutschen wurde zu wenig geschossen. „Schüsse“ aus der zweiten Reihe fühlten sich wie Rückgaben an und wer da von Jogi Löw nominiert, um ein Fußballspiel zu bestreitten und keinen einzigen Torschuss abgegeben hat, sollte endlich vom hohen Ross runter kommen. Es stellt sich nämlich die Frage, wer gegen die bekannt abwehrstarken Schweden ein Tor erzielen kann?
Christian Zschiedrich