Traumkulisse hilft nicht

Auch 7.276 Zuschauer konnten nichts daran ändern, dass die Berlin Recycling Volleys am Mittwochabend wenig gegen den VfB Friedrichshafen zu bestellen hatten. In 87 Spielminuten unterlagen die Hauptstädter den Männern vom Bodensee verdientermaßen mit 0:3 (23:25, 17:25, 21:25).

Nach einer spektakulären Teampräsentation, inklusive 3D-Court-Animation, auf dem Spielfeld hielten beide Trainer für ihre Gegenüber einige Überraschungen bereit. Für Berlin war der gerade erst verpflichtete Zuspieler Sergey Grankin sofort spielberechtigt, außerdem war Moritz Reichert nach Verletzung wieder zurück. Vital Heynen konnte die Dienste von Markus Steuerwald in Anspruch nehmen, dadurch konnte David Sossenheimer wieder im Außenangriff starten. Für die BR Volleys begannen Jeffrey Jendryk, Georg Klein, Adam White, Samuel Tuia, Kyle Russell, Sebastian Kühner und Libero Nicolas Rossard.

Das Kräftemessen begann zunächst ausgeglichen. Friedrichshafen zeigte sich in der Annahme gewohnt sicher, Berlin glänzte mit erfolgreichen Blockaktionen und sogar Hackentrick-Rettungen von Russell (6:8, 12:13). Takvam bescherte den Gästen dann aber die erste deutlichere Führung von der Serviceline (14:17). Beim Zwischenstand von 17:20 brachte Enard per Doppelwechsel ein erstes Mal Neuzugang Grankin zusammen mit Benjamin Patch. Sein erster Pass für Jendryk saß und die Hauptstädter blieben dran. Kühner und Russell kehrten zurück und besorgten in Co-Produktion den Ausgleich (22:22), doch dann schlug Russell zum Häfler-Break ins Aus und White beim zweiten Satzball der Gäste seinen Aufschlag ins Netz (23:25).

Im zweiten Satz unterliefen dem Heimteam zu viele leichte Fehler, sodass Enard schnell mit den dauerhaften Einwechslungen von Grankin und Reichert reagierte. Letzterer fand als Einziger regelmäßig die Lücken im VfB-Block (4:8), aber die Gäste zeigten sich deutlich stabiler in ihrem Spiel (5:11, 9:16). Die BR Volleys spielten phasenweise ohne Aufschlag und so ging der Durchgang völlig verdient an die Männer vom Bodensee (16:23). Bezeichnenderweise sorgte ein Netzaufschlag von Russell für klare Verhältnisse (17:25).

Unverändert versuchten die Hauptstädter im Folgedurchgang dagegenzuhalten. Inzwischen hatten sie auch jeden der über 7.000 Zuschauer hinter sich, nachdem zu Beginn des Spiels der Fanblock schwieg. Aber Friedrichshafen nutzte die Verunsicherung beim Heimteam (10:11). Protopsaltis mogelte den Ball durch den Block, Takvam erwischte Reichert in der Annahme auf dem falschen Fuß und Russell pritschte den freien Ball auf die Häfler-Netzseite zum einfachen Punktgewinn (13:17). Immer wieder punkteten die Gäste im zweiten oder dritten Versuch, so wie Malescha zum 18:22. Das Match war nach 87 Minuten vorbei (21:25).

Kaweh Niroomand reagierte mit Ernüchterung auf die vierte Bundesliga-Niederlage: „Im ersten Satz waren wir nah dran. Der ist uns dann durch einfache Fehler entglitten. Danach trat das immer gleiche Phänomen auf. Wir waren gedanklich und auf dem Scoreboard ständig einen Schritt hinterher. In der aktuellen Verfassung gelingt dann gegen eine so stabile Mannschaft keine Aufholjagd mehr.“

Die BR Volleys haben mit Sergey Grankin einen weiteren Zuspieler verpflichtet. Der russische Olympiasieger von 2012 unterschreibt in Berlin einen Vertrag bis zum Saisonende.

Neuzugang Sergey Grankin Foto: E. Herfet

„Mit Blick auf den Saisonverlauf und in enger Abstimmung mit dem Trainerteam sehen wir an vielen Stellen Handlungsbedarf. Volleyball besteht aus drei Komponenten. Die Annahme sollte sich mit der Rückkehr von Nicolas Rossard und Moritz Reichert dauerhaft stabilisieren. Unser Zuspiel versuchen wir nun, mit Sergey zu konsolidieren. Daraufhin kommt hoffentlich auch der Angriff endlich richtig in Schwung“, erklärt BR Volleys Geschäftsführer Kaweh Niroomand die Beweggründe für die Nachverpflichtung des 34-jährigen Routiniers und ergänzt: „Als sich in unserer Situation die Chance bot, einen solch renommierten Spieler zu verpflichten, mussten wir diese ergreifen.“ Damit stehen Cheftrainer Cedric Enard nun drei Spielgestalter zur Verfügung.

Für Grankin ist es die erste Auslandsstationen seiner Karriere. In seinem Heimatland verteilte der Russe von 2006 bis 2017 die Bälle bei Dynamo Moskau. Nach einem Jahr bei Belogorie Belgorod in der Saison 2017/18 ging der Zuspieler zurück in die Hauptstadt, wo er nach einem Wechsel der Dynamo-Clubführung vor einem Monat seinen jahrelangen Heimatverein im Unfrieden verließ. „Für mich wird Berlin ein Abenteuer. Ich durfte hier schon bei der Olympia-Qualifikation und im Playoff-Six der Champions League spielen. Beide Male war die Atmosphäre in der Arena einfach großartig. Ich bin voller Vorfreude“, sagte der neue BR Volleys Regisseur bei seiner Ankunft.

Grankin ist sofort für den Deutschen Meister spielberechtigt, allerdings nicht in der CEV Champions League, weil er in dieser Saison bereits für Moskau in der Königsklasse auflief. In seiner Vita stehen zahlreiche Erfolge wie Russischer Meister, Russischer Pokalsieger, CEV-Cup-Sieger, Champions-League-Zweiter, Weltliga-Sieger und allem voran natürlich der Olympiasieg 2012 in London.

Quelle: Christof Bernier / BR Volleys

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert