Sieg und Niederlage am 31. Spieltag für Berlins Fußballprofis

Das hat es lange nicht gegeben, Union verliert und Hertha gewinnt, am 11. Spieltag war dies der Fall, Union verlor in Bochum mit 1:2 und Hertha holte gegen Schalke einen 2:1 Sieg im Olympiastadion. Am 15. und am 22. Spieltag durfte sich ebenso nur Hertha freuen. Immerhin, der Sieg für die Hertha bedeutet schlicht, es ist noch nicht vorbei. Das war in Ordnung, was vor über 60.000 im Olympiastadion geboten wurde. Für spielerischen Glanz stehen beide nicht in dieser Saison, egal wie, die Punkte müssen her. Hertha lief über 5 Kilometer mehr als der Gegner, bei lediglich 29 % Ballbesitz, kann man so machen. Das Ergebnis stand bereits zur Halbzeit fest, sodass die Fans der Hertha in der zweiten Hälfte regelrecht bis zum erlösenden Schlusspfiff gefoltert wurden. Was ist der Sieg noch wert? Nicht nur sportlich, auch sonst ziehen weiter dunkle Wolken über den Verein. Es droht, laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung, aufgrund der angespannten finanziellen Situation der Entzug der Lizenz. „Wir stehen mit der DFL sowohl bezüglich des laufenden Lizenzierungsverfahrens als auch hinsichtlich der inhaltlichen Ausgestaltung der geschlossenen Partnerschaft mit unserem Investor 777 Partners in regelmäßigem Kontakt“, räumte Hertha BSC am Montag auf dpa-Anfrage ein. „Beide Themen gilt es unter Wahrung sämtlicher rechtlichen Anforderungen – insbesondere der 50+1-Regel – und inhaltlichen Vorgaben zu besprechen und zu klären. Wir werden uns zu diesen laufenden Prozessen und zu Spekulationen in den Medien derzeit aber nicht weiter äußern.“, so ist es im Fachblatt Kicker zu lesen. Aller schlimmstenfalls spielt Hertha dann in der kommenden Saison in der Regionalliga. Dass dazu kommen wird, ist allerdings nicht wahrscheinlich. Allerdings, die Negativschlagzeilen dürften nicht gerade förderlich sein für die Kaderplanung.

Ja, die Finanzen, selbst beim 1. FC Union ist da nicht alles in Butter. Allerdings dürften dort die Probleme, gemessen an dem, was in Charlottenburg abgeht, eher in das Schubfach Luxus gehören. Das Erreichen Champions-League ist nach wie vor im Bereich des möglichen, einen internationalen Wettbewerb haben sie bereits klargemacht. Da die Wolfsburger partout nicht wollten und mit 0 zu 6 in Dortmund untergingen, ist Union der sechste Platz in der Tabelle sicher. Da änderte selbst die 0:1 Niederlage in Augsburg nichts daran.

Der beachtliche sportliche Erfolg ist das eine, die Finanzen sprechen wohl eine andere Sprache. In einem Interview mit Johannes Mohren vom RBB äußerte sich der Wirtschaftsexperte Henning Zülch zu der Differenz zwischen dem sportlichen Erfolg und der finanziellen Situation: „Wer sich diese Zahlen anschaut – die nicht direkt vom Verein kommen, sondern von der DFL (Deutsche Fußball-Liga, Anm. d. Red.) veröffentlicht werden – sieht, dass Union nach wie vor mit sehr viel Risiko unterwegs ist. Das äußert sich dadurch, dass der Verein ein negatives Eigenkapital hat. Aus der bilanziellen Sicht betrachtet bedeutet das eine formelle Überschuldung und damit eine durchaus schwierige Situation für den Klub. …Union macht ungefragt eine sehr gute Entwicklung durch. Nur ist diese mit Vorsicht zu genießen.“

Der Aufstieg 2019 hat viel Geld gekostet. „Union hat sich nicht vernünftig abgesichert, weil man noch die Belastungen aus dem vergangenen Jahrzehnt vor sich herträgt.“ Diese Probleme dürften etwas kleiner werden, wenn die Qualifikation für die Champions-League erreicht werden sollte. Am 32. Spieltag kommt es zu zur Begegnung mit den punktgleichen Freiburgern in der „Alten Försterei“. Mehr Spannung geht wohl kaum.

Hans-Peter Becker

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