Regionalliga Nordost – das Aufstiegsrennen beginnt

Die Regionalliga Nordost startet parallel zur 2. Bundesliga in ihre neue Saison. Unter den 18 Vereinen sind drei Neulinge. Die „Berlinlastigkeit“ ist mit den Abstiegen von Tennis Borussia und Lichtenberg 47 nicht mehr ganz so stark ausgeprägt, es sind nunmehr fünf Vereine plus Babelsberg, als Fast-Berliner, die für Hauptstadt Derbys sorgen.

Zu den beiden Aufsteigern FC Hansa Rostock II und dem FC Eilenburg gesellt sich der Absteiger aus der 3. Liga, der FSV Zwickau. Prognosen fallen in der 4. Liga schwer. Zu den Favoriten auf die Meisterschaft, die in dieser Spielzeit direkt mit dem Aufstieg in Liga 3 verbunden ist, zählen der amtierende Meister Energie Cottbus, Carl-Zeiss Jena, Lok Leipzig, Rot-Weiß Erfurt und aus Berlin der BFC Dynamo. Dieses Vereinen werden die größten Etats zugeordnet. Hier konkrete Zahlen zu nennen, ist fast unmöglich. Kein Verein lässt sich hier gern in die Karten schauen. Vereine, die den Spielbetrieb über eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert haben, müssen ihre Geschäftsberichte im Bundesanzeiger veröffentlichen. Das geschieht oft mit einer Verzögerung, also auch hier sind aktuelle Zahlen schwer zu ermitteln. Als Geheimfavorit wird noch der Greifswalder FC gehandelt, allerdings lief es in der letzten Saison mehr schlecht als recht. Eine recht sichere Prognose kann gewagt werden, Aufsteiger und Liga-Rückkehrer FC Eilenburg wird mit dem Rennen um den Aufstieg überhaupt nichts zu tun haben. Die selbsternannten „Freizeitfußballer“ wollen das Abenteuer Regionalliga genießen und würden den Klassenerhalt wie eine Meisterschaft feiern.

Besonders Augenmerk gilt hier dem BFC Dynamo. Nach dem verpassten Aufstieg 2022, verlief die letzte Saison alles andere als wunschgemäß und das trotz des Trainerwechsels, Heiner Backhaus ersetzte Christian Bebennek. In der kommenden Saison soll Backhaus nach eigenem Bekunden oben angreifen, dafür wurden 13 Spieler geholt und 9 abgegeben, darunter auch der Kapitän Niklas Brandt, Torjäger Christian Beck und der Mittelfeldstratege Andreas Pollasch. Unter den Neuzugängen ist mit Rufat Dadashov ein alter Bekannter. Er spielte bereits in der Saison 2017/18 für die Weinroten. Dem Mittelstürmer gelangen in 25 Pflichtspielen 25 Tore, auf eine ähnlich gute Quote hoffen jetzt in Hohenschönhausen erneut. Die vergangene Saison spielte Dadashov in der Regionalliga West, als Kapitän des FC Schalke 04 II, 28 Einsätze und 13 Tore schlugen dabei zu Buche. Von der VSG Altglienicke wurde Torhüter Leon Bätge geholt, ebenso John Liebelt und Tugay Uzan. Insgesamt wurde hier ein Kader zusammengestellt, der ein gehöriges Wörtchen im Kampf um die Meisterschaft mitsprechen sollte. In einer Umfrage unter den Trainern der Regionalliga Nordost wurde der BFC 13 Mal als Anwärter auf die Meisterschaft genannt.

Die anderen Berliner Vertreter müssen dagegen etwas kleinere Brötchen backen. Hertha II mit neuem Trainer ist eine Ausbildungsmannschaft, das Ziel ist eine ruhige Saison im gesicherten Mittelfeld. Die VSG Altglienicke muss einen qualitativen Aderlass verkraften, das Sponsorengeld fließt hier nicht mehr so üppig. Das Saisonziel lautet erst einmal, „nichts mit den Abstiegsrängen zu tun haben wollen.“ Ähnliches kann auch vom BAK 07 berichtet werden, der neue Trainer Jeffrey Seitz will so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenverbleib sammeln.

Der Ex-Drittligist Viktoria 1889 geht in die Saison wieder mit einer Mannschaft nach Motto „Jugend forscht“. Trainer Semih Keskin wird im Kicker mit den Worten zitiert:“ Wir wollen eine junge, dynamische Mannschaft aufbauen und insgesamt gefestigter auftreten.“ Ein Neuaufbau ist wieder angesagt, zum Saisonbeginn. Mit Mladen Cvjetinovic, Moritz Seifert und Christopher Theisen verließen bewährte Stammkräfte die Himmelblauen und besonders schmerzen dürfte der Abgang von Urgestein Tobias Gunte, er hat bisher in seiner Laufbahn für noch keinen anderen Verein gespielt. Er bleibt in Berlin und verstärkt den Ligarivalen VSG Altglienicke. Viel wird für die Mannschaft von Semih Keskin auf die Startphase ankommen. In der vergangenen Saison fand man sich zunächst in den unteren Tabellenregionen wieder. Zum Auftakt haben sie ein Heimspiel, der Gegner allerdings ist kein Geringerer als Meisterschaftfavorit Energie Cottbus. Die Mannschaft um den neuen Kapitän Berk Inaler wird gleich an die Leistungsgrenze gehen müssen, um einen Fehlstart zu vermeiden.

Ein Wort zu den Babelsbergern und ihrem ehrgeizigen Trainer Markus Zschiesche. “Wir wollen uns weiter verbessern und möglichst einen einstelligen Tabellenplatz erreichen.“ Zweifellos hat die Mannschaft aus dem Karli durch einige Neugänge weiter an Qualität gewonnen. Hier sind vor allem Andreas Pollasch (kam vom BFC Dynamo) und Philipp Zeiger, der von Altglienicke über die Stadtgrenze wechselte, zu nennen. Die Babelsberger haben auf jeden Fall das Zeug, den einen oder anderen Favoriten zu ärgern.

Die am Freitag, 28. Juli 2023 beginnende Saison verspricht einiges an Spannung, der Meister steigt direkt auf. Wer es nicht ins Stadion schafft, dem sei ostsport.tv oder der MDR empfohlen, hier werden einige Spiele als kostenfreier Livestream angeboten.

Hans-Peter Becker

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