Machtmenschen und versammelte Inkompetenz

(L-R) Vize-Präsident Thorsten Manske, Präsident Werner Gegenbauer, Anne Jüngermann, Norbert Sauer, Fabian Drescher, Ingmar Pering und Peer Mock-Stümer von Hertha BSC während der Mitgliederversammlung am 25.10.2020 in Berlin, Deutschland. (Foto von Jan-Philipp Burmann/City-Press GmbH)

Als hätten sie nicht schon genug Probleme bei der Hertha, am 11. Mai 2023 überraschte die Meldung, dass das langjährige Präsidiumsmitglied Ingmar Pering seinen Posten nach 16 Jahren räumen wird. In der für den 14. Mai geplanten Mitgliederversammlung wird er nicht mehr seinen gewohnten Platz einnehmen. Der Rechtsanwalt gehörte seit 2007 dem Präsidium an und hatte sich bei den letzten Wahlen selbst um das Präsidentenamt beworben. Seine Kandidatur zog er zugunsten von Frank Steffel zurück.

Die Vorwürfe wiegen schwer, die Pering zur Begründung des Rücktritts anführt. Wie immer reißerisch die Boulevard-Presse.„Inkompetent“: Pering rechnet brutal mit Hertha-Präsident Bernstein ab“, titelt der Berliner Kurier. Die BZ kommt in großen Lettern.: „Chaos immer schlimmer!“

Ingmar Pering:„Ja, ich bin zurückgetreten, nachdem in letzter Zeit bei Hertha BSC zu viele Fehler und Pannen aufgetreten sind und ich das Gefühl habe, dass mein Rat und meine Vorschläge nicht mehr ausreichend gehört werden. Daraus habe ich jetzt meine Konsequenzen gezogen. Vor allem diese Äußerung dürfte für Aufregung sorgen: „Ich kann mich persönlich mit dieser Art der Führung des Vereins und auch mit den bisher gemachten Fehlern nicht mehr identifizieren. Sogar noch viel weniger als in der Ära Gegenbauer. Denn jetzt haben wir es nicht nur mit egoistischen und auf persönliche Vorteile bedachten Machtmenschen zu tun, sondern auch noch mit versammelter Inkompetenz.“

Für Pering war es sicherlich keine leichte Entscheidung, insgesamt war der gebürtige Berliner seit über 20 Jahren für den Verein aktiv. Auf seinen Rat wurde, so scheint es, wenig gehört. So sprach er sich 2012 gegen eine Weiterbeschäftigung von Michael Preetz als Manager aus. Jetzt war das Maß wohl voll, die Fehler und Pannen, die in letzter Zeit gehäuft auftraten, konnte er nicht mehr mittragen. Schwere Vorwürfe richtete er gegen Präsident Kay Bernstein im Zusammenhang des Zustandekommens des Deals mit dem neuen Investor 777.

Es ist ein Bild des Schreckens, dass der Verein aktuell abgibt, im Moment ist bei der Hertha wohl nichts mehr normal.

In den einschlägigen Internet-Foren wird eifrig diskutiert, dabei ist auch die Frage dem „Investorenfußball“ erlaubt. „Ein weiterer Traditionsverein ist so gut wie am Ende, Inkompetenz der Handelnden zu verdanken. Konstrukte wie RB werden immerhin von kompetenten Leuten geführt, mit dem Ergebnis, dass dort vor Ort viele Fußballinteressierte guten Fußball sehen und ggf. sogar zu „Fans“ mutieren können. Ich wette, dass viele Berliner Fußballinteressierte im Nachhinein bedauern, dass sich RB in Leipzig und nicht in Berlin angesiedelt hat – ausgenommen selbstverständlich die Unionisten sowie die „Herta-Traditionsfans“ in der Kurve oder auf den Führungssesseln, die lieber 2. Liga sehen, als eine Dose RB zu trinken….“

Geld fehlte immer schon bei der Hertha, wenn welches vorhanden war, verhinderte übersteigertes Machtbewusstsein, gepaart mit Inkompetenz einen erfolgreichen Weg. Das Kind jetzt ganz tief in den Brunnen gefallen. Gibt es noch einen Weg heraus aus der Misere oder ist es bereits zu spät?

Hans-Peter Becker

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