
Ich hätte beinahe getitelt: Es lohnt sich (fast) wieder zu Hertha zu gehen. Zwar verloren, aber an Attraktivität gewonnen! Und damit ja keiner auf die Idee kommt, Trainer Dardai die Schuld an der Niederlage und an Tabellenplatz 14 zu geben, der Trainer ist und bleibt ein Glücksfall für Hertha BSC. So jedenfalls wird man höchst selten noch einmal in Rückstand (0:3 nach 20 Minuten) geraten. Das war nicht normal. Stindl (5.) fällt nach Fersenabpraller von Mitchell Weiser der Ball vor die Füße, 0:2(14.) Hazard Handelfmeter nach Videobeweis und 0:3 Raffael spektakuläre Granate aus 23 Metern hoch in den Winkel. Ausgerechnet Schweinehund Raffael läuft gegen seinen Ex-Verein stets zur Höchstform auf. Danach kam aber Hertha. Pal Dardai hatte sein Team erstmals mit dem 18jährigen Arne Maier in der Startelf zudem offensiv eingestellt – in der Erkenntnis, die bisherige Spielweise bringt den Club keinen Schritt weiter. Richtig, total richtig! Taktisch hätte man natürlich auch versuchen können, gegen Gladbach einen Punkt zu „ermauern“. Da wäre garantiert auch ein Fehler in 90 Minuten der Hertha unterlaufen. Hertha hätte zwar nur 0:1 verloren, doch die Zuschauer wären frustriert wieder nach Hause gelaufen und hätten gezürnt: „Das ist ja nicht mit anzusehen“. Also Dardai’ s und die Vorbereitungen des Trainerteams finden meine Anerkennung. Hertha steuerte nach dem 1:3 (28.) endlich mal wieder Ibisevic und Weiser (71.) 2:3 in sehenswerter Aufholjagd dominant und vehement auf das 3:3 zu, ehe die konterstarken Gäste über den eingewechselten Herrmann mit Musterpass auf Raffael (77.) das 2:4, den Endstand erzielten. Es war richtig guter Fußball, ein richtig gutes Fußballspiel. So macht es Spaß, die Hertha spielen und kämpfen zu sehen.
Christian Zschiedrich