Die Entscheidung fällt erst im fünften Spiel

Viel hatte den Berlinern zur Deutschen Meisterschaft 2018 nicht gefehlt. Im Berliner Volleyballtempel war beim Serienstand von 2:1 im vierten Aufeinandertreffen mit dem VfB Friedrichshafen vor der Rekord-Kulisse von  7.614 Zuschauern alles auf Sieg der Berlin Recycling Volleys programmiert. Es sollte nicht sein. Steven Marshall und Kyle Russell durften in Spiel vier von Beginn an ran. Neben ihnen starteten Adam White, Aleksandar Okolic, Graham Vigrass, Pierre Pujol und Luke Perry. Die Feier, für wen auch immer, wurde mit dem dritten noch nötigen Sieg auf Mittwoch, dem fünften Finalspiel vertagt. Am Tag des 68. Geburtstages ihres Trainers Stelian Moculescu gab es unerklärliche Konzentrationsfehler und Hemmnisse beim letzten Angriffsball. War es Angst vor der eigenen Courage? So sah es stellenweise aus. Die Mannen um Käpt’n Robert Kromm waren sonst mit ganz anderer Körpersprache zu Werke gegangen. Dass die Berliner schwach beginnen, ist wie auch zuletzt im Tiebreak-Sieg, fast schon Gewohnheit. Der erste verlorene Satz endete nach 16:16 deutlich zugunsten der Häfler mit 25:19. Ärgerlich, aber dennoch keine Weltuntergangs-Stimmung. So wurde der Verlauf nur spannend gemacht, Hochspannung für die Zuschauer. Wäre bloß nicht der zweite Satz gewesen.  Welche Energieleistung, zunächst mit fünf Punkten ( 11:6 und 14:9) davonzuziehen und dann nach eigenen Satzbällen unerklärlich weiche Knie zu bekommen – trotz der gewaltigen Unterstützung der Fans – 31:33 wurde der Satz letztendlich abgegeben. Der VfB Friedrichshafen führte in Berlin 2:0 nach Sätzen.

Was die Berliner können, bewiesen sie mit der Aufholjagd. Die BR Volleys gaben nicht auf und legten nach einem Ass von Pujol auch im dritten Durchgang vor (7:4). Die VfB-Abwehr um Libero Steuerwald reagierte immer wieder glänzend, die Hauptstädter gewannen bis zur Mitte des Satzes die langen Rallyes (12:6, 15:9). Der VfB holte auf. Aufschlagserien von Protopsaltis und Collin (16:16) brachten den 16:16 Ausgleich. Kapitän Kromm sicherte seinem Team in der Endphase wieder den Vorteil (23:21) und Vigrass servierte das Ass zum umjubelten Satzgewinn (25:22). Der Kampf ging also mit dem vierten Satz weiter und beide Teams agierten auf Augenhöhe (7:7). Pujol setzte den nächsten Block gegen Malescha und der revanchierte sich direkt bei Adam White (12:11). Angetrieben vom Publikum waren die Hauptstädter nun in Block und Abwehr zur Stelle. White veredelte reihenweise die Aufschläge von Pujol (19:11). Die Servicefehler häuften sich beim VfB (22:16) und Carroll schenkte den Fans den Tiebreak (25:19).

Gegen eine so starke Mannschaft des VfB Friedrichshafen kannt es im Tiebreak vorentscheidend sein, gleich zu Beginn zwei Breakpunkte abzugeben. Da rennt ein Team diesen Punkten hinterher und so sollte es kommen. Sossenheimer punktete zum 4:2 für Friedrichshafen. Die Hoffnung kam zurück, Okolic sammelte den ersten Breakpunkt per Block und verkürzte auf 4:5. Auf das nächste Break mussten die Fans vergeblich warten. White verkürzte mit seinem Service noch einmal auf einen Punkt (12:13). Aber Friedrichshafen blieb ruhig und Protopsaltis vollendete zum Auswärtssieg.  Die Volleys verloren mit 2:3 (19:25, 31:33, 25:22, 25:19, 13:15) . Nun fällt die Entscheidung um den Titel am Mittwoch (09. Mai um 20.00 Uhr) in der ZF Arena am Bodensee.

Moculescu sah den Knackpunkt im Spiel: „Der zweite Satz hat dieses Spiel entschieden. Mit sieben Punkten Vorsprung müssen wir den einfach gewinnen. Da standen wir uns selbst im Weg. Nun müssen wir eben versuchen, in Friedrichshafen die Meisterschaft zu holen. Das ist Berlin schon im letzten Jahr gelungen und warum nicht auch jetzt.

Für Kapitän Robert Kromm ist noch alles möglich: „Den Druck, den wir spürten, hat man vor allem in schlechten Phasen gemerkt. Da sind wir stellenweise weggebrochen. Das Wichtigste für Mittwoch ist, dass wir auch bei guten Momenten des Gegners ruhig bleiben. Diese Spiele waren allesamt so knapp, deshalb ist der Ausgang weiter offen. Wir werden kämpfen.“ Das letzte und entscheidende Spiel wollen die BR Volleys wie im letzten Jahr am Bodensee für sich entscheiden.

Christian Zschiedrich

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Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

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